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12. August 2006, 21:13   #3
Maggi
 
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Jo, ich gebe dir in weiten Teilen Recht, Ben. Aber ist es nicht auch so, das Grass in den letzten Jahrzehnten den Status einer Ikone gewonnen hat, und dies nicht zuletzt durch seine tragende Rolle während der Turbulenzen der 68er? Grass hat sich meines Wissens nach nie mit seiner reinen Vergangenheit gebrüstet, vielleicht hat er sogar wohlwissend zu diesem Thema geschwiegen - aber er hat dadurch, dass er nicht schon früher gestanden hat, sich selbst zur Ikone machen lassen und stellt für viele das Paradebeispiel eines sozialdemokratischen Intellektuellen dar. Sein ewiger Kampf mit dem Springer-Verlag, seine politische Aktivität und seine Unterstützung Gerhard Schröders, als den schon niemand mehr sehen wollen, haben in arg in diese Position gedrängt. Mit der Unzufriedenheit und der Enttäuschung vieler wird er jetzt leben müssen, insbesondere mit dem Umstand, das diese jetzt größer ausfällt, als hätte er schon früher mit der Sprache herausgerückt.

Zu Gute halten muss man im trotzdem, dass er es schließlich geschafft hat, sich auch öffentlich mit seiner dunklen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Auch wenn sie gewiss nicht so dunkel war wie bei manchen BDA-Vorsitzenden oder Bundeskanzlern - er behauptet ja, keinen einzigen Schuss abgegeben zu haben. Besser spät als nie, und trotzdem glaube ich, dass er diesen Zeitpunkt aus Kalkül gewählt hat.

Ciao,
Maggi