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20. February 2002, 23:01   #4
Zaphod Beeblebrox
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Hm, ich glaube des is n bissl wenig bisher also poste ich nu noch die 2. Seite und dann schreib ich erstmal weiter und ihr müsst eh warten


[quote=Fortsetzung]
Lassen sie mich ein wenig über Steve erzählen: Er lebte alleine in einer mehr als schäbigen Wohnung in den westlichen USA, hatte wenige Freunde und verbrachte hauptsächlich den Tag damit, zu programmieren oder zu analysieren. Auch wenn er vielleicht ein wenig langsam oder manchmal gar dumm wirkte, so war hinter alledem eine große Intelligenz herangewachsen. Er war stolz auf seine Intelligenz, ohne dabei größenwahnsinnig zu wirken, auch wenn er es war. Er muss es gewesen sein, denn sonst wäre er, wie alle anderen 4,8 Milliarden Bewohner des Planeten und alle 1,4 Milliarden Mondbewohner, sicherlich in Panik geraten, hätte noch ein oder 2 Geschäfte geplündert um dann in einem riesigen schwarzen Loch zu verschwinden. „Kein ästhetischer Tod“, wie Steve fand. Ja, Ästhetik bedeutete ihm viel. Er sah in allem eine tiefere Struktur, er konnte sie weder beschreiben noch erklären, aber er sah sie. Deshalb hatte er vielleicht eine etwas „seltsame“ Auffasung von Schönheit, vielleicht auch ein Grund, wieso die meisten Leute Steve normalerweise lieber mieden – d.h. nicht alle mieden ihn, einige Spezies mochte ihn sogar sehr gern, auch wenn diese Spezies eher als Blatta Orientalis oder eine andere als Supella Longipalpa bekannt waren – Steve bevorzugte dennoch den Ausdruck: „Schabe“, welcher für diese Tiere sicherlich eine Beleidigung darstellte.
Steve schaute auf seine halbverrostete Armbanduhr. „Nur noch 67 Stunden bis zum totalen Crash...“ Der Gedanke machte ihm keine Angst, er machte ihn eher neugierig: Was würde sein wenn die ganze Welt verschwindet? Und die Sonne auch? Würde das ein schmerzhafter Tod? Oder vielleicht überhaupt keiner? Steve hatte tausende Fragen, doch er wusste, dass die kreischenden Menschenmassen auf den Straßen ihm da sicher auch nicht helfen konnten. Vielleicht hätte ihm eine ältere Frau auch vorgeschlagen, in die Kirche zu gehen und zu beten, doch davon hielt Steve nichts. Für ihn war die Kirche wie Krankenhäuser – er fand sie beängstigend und mochte keine betreten, ehe es nicht sein müsse.

Steve sah den Weltuntergang nicht als Grund an, die Kirche oder ein Krankenhaus zu betreten.

Er trank einen kleinen Schluck kalten Kaffee aus einer Tasse, deren Inhalt sich mit normalen Worten schon nicht mehr beschreiben ließ. Dann schaute er an sich herab. Seltsamerweise war er relativ gut angezogen: saubere Jeans, nur ein Fleck auf dem T-Shirt, seine Haare nur ein wenig durchwühlt. Wieder sprangen Fetzen von Erinnerungen durch seinen Kopf. Er hörte Fragmente wie „sowas doch nicht!“ oder einem lauten Lachen – doch das alles wusste er nicht zuzuordnen. „Scheiss Drogen“, hörte man ihn laut fluchen, denn er wünschte sich, er würde wenigstens wissen, wieso er diese Kleidung trug, denn so elegant (wenn man das so nennen darf) war er sonst nie angezogen. Selbst bei seinem ersten Date, welches nun schon Jahre zurück lag, trug er nicht eine solche Qualität – es machte ihm Angst. Er zog sein Shirt aus und warf es in eine Ecke, in der es vermutlich mehr Schaben gab, als Kleidungsstücke in seinem Schrank. Er nahm ein anderes T-Shirt vom Boden und betrachtete es nachdenklich. „Blau“, dachte er, „einfach blau“. Er zog es an – das Shirt war gelb und hatte wesentlich mehr Flecken als das letzte. Die Farbe des anderen hatte er bereits vergessen. Steve ging langsam schwankend zu seinem PC, welcher, zur großen Verwunderung, auch ziemlich dreckig und staubig war, doch er lief stabil mit einer einfachen Shell, keine GUI’s mehr wie das einmal in Mode war. „Seine“ Shell genügte Steve, wenn es sein musste konnte er nur mit dieser Shell Zugriff auf alle Regierungsseiten sowie Netzwerke dieser Welt haben. Doch selbst das interessierte ihn wenig. Das Spacenet, das aus dem Internet hervorgegangen war, hatte eine schöne Geschwindigkeit an diesem morgen, auch wenn ihm die paar MB Downstream / s doch ziemlich nervten. Das Internet wurde nur aus einem Grund zum Spacenet umgebaut: Die Besiedlung des Mondes ab dem Jahr 2097. Dies war das wohl erfolgreichste und gleichzeitig wichtige Projekt, das die Menschheit je durchstehen musste. Als die natürlichen Ressourcen im Jahr 2090 sich langsam dem Ende zuneigten, handelten die Politiker dieser Zeit schnell. Ein Projekt, welches in nur 5 Jahren die Besiedlung des Mondes möglich machen sollte, wurde ins Leben gerufen, jedoch nach 3 Jahren wieder abgebrochen um dann –wieder 2 Jahre später- das Projekt fertigzustellen. Diese 2-jährige Pause war jedoch keinesfalls gewollt, die Ressourcen auf dem Planeten gingen lediglich früher zu Ende als errechnet.