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13. July 2006, 03:37   #11
Akareyon
 
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Beiträge: 2.823
Ups. Nochmal.

Ich möchte die Admins nun bitten, die Umfrage zu schließen.

16 Nasen haben abgestimmt - bei 9 Antwortmöglichkeiten ist die Stimmverteilung sicherlich nicht gerade repräsentativ, aber dennoch wollen wir ein wenig unserer Zeit einer kleinen Analyse widmen.

Für "erwachsen" hielt uns interessantweise als einziges niemand, der Rest der Stimmen verteilt sich auf entweder älter (25%) oder jünger (75%).

Erstere hatten vielleicht verschiedene Indizien im Sinn, die auf ein nahes Ende menschlichen Lebens (oder eines weiten Teils seiner) hindeuten: unsere Fähigkeit zur mehrfachen Selbstvernichtung mittels nuklearer Waffen beispielsweise, unsere Art und Weise, Kriege und Konflikte eskalieren zu lassen und auszuweiten. Oder sie dachten an die Übersättigung des Planeten mit menschlichem, daher schadhaften Einfluss auf alles Leben, die Umwelt, das Klima. Lag es daran, Consul, Sacki, tyro?

Diejenigen, die den Homo Sapiens für pubertär oder jünger hielten, hatten vielleicht die gleichen Indizien im Sinn, deuteten sie jedoch anders - genährt durch die Hoffnung, eines Tages könnte der Mensch zu einem erwachsenen Organismus reifen, der nicht ständig seine Kräfte messen muß und lernt, Verantwortung zu übernehmen.

Und Eure kurzen, doch prägnanten Antworten im Thread bekräftigen diese Lesart der Umfrage. Danke, jupp11, nightmoves und Chaya.

In der Tat scheinen wir weit davon entfernt, irgendwie "erwachsen" oder "vernünftig" zu sein. Die Probleme, die unsere Artgenossen und unsere (intellektuellen, politischen, religiösen) Führer und letztlich wir selbst geschaffen haben und die zu lösen wir nun offensichtlich kaum in der Lage sind, erscheinen mannigfaltig. Schlagworte mögen das präzisieren: Umweltverschmutzung, Artensterben, Bodenversiegelung, nukleare Bedrohung, Dritte Welt, Armut, Hunger, Seuchen, Kriege, Konflikte, Terror, ungerechte Verteilung des Reichtums... wie konnte es soweit kommen? Und wie löst man diese Probleme?

Sollen wir unser Vertrauen in die Politik setzen, in die Wissenschaft, in die Religionen? Wer wird uns initiieren, helfen, "erwachsen" zu werden?

Und überhaupt, wie komme ich darauf? Ich habe mich in letzter Zeit vermehrt mit dieser Problematik beschäftigt und mir eine Menge Zeugs dazu durchgelesen. Anfang des Jahres begann ich mit dem berühmten Goedel, Escher Bach von Douglas R. Hofstadter, wich in die Belletristik aus mit Der Schwarm von Frank Schätzing, machte auch vor dem Kampf der Kulturen von Samuel P. Huntington nicht halt, studierte die verganenen Ausgaben der Matrix 3000, führte mir nochmal den Briefwechsel zwischen Einstein und Freud (zusammengefasst als Warum Krieg) zu Gemüte, verlor mich kurzfristig in Die Macht (Band 1 und Teil II) von Jonathan May, las auch die Seiten von Armin Risi sowie vom Was ist Erleuchtung-Magazin an, wikipederte zu Themen wie Ganzheitlichkeit und Memen, las zuletzt Der Geist von Mutter Erde von Robert Samples und kam letzten Endes genauso schlau zurück, wie ich anfangs war. Ausschlaggebend für diese Reise, auf die ich Euch später noch mitnehmen möchte, war das erste Kapitel eines schwarzen Büchleins, das mit sehr ominösen Schriftzeichen geziert ist:
Zitat:
Das Monster, das wir aufgezogen haben und das diesen Planeten beherrscht, heißt: Planetare Arbeitsmaschine (PAM). Wenn wir unser Raumschiff/Hotel wieder in einen angenehmen Aufenthaltsort zurückverwandeln möchten, müssen wir uns also zuerst mit der PAM befassen. Wie schafft es die Maschine, uns unter Kontrolle zu halten? Wie kann sie blockiert und auseinandergenommen werden? Wie können wir sie loswerden, ohne dass sie uns zugleich vernichtet?

Die Arbeits-Maschine ist heute zum vorneherein eine planetare Maschine: sie frisst in Afrika, verdaut in Asien und scheißt in Europa. Sie wird geplant und gesteuert durch ein Geflecht von multinationalen Firmen, Banken, Staatsorganen, Brennstoff- und Rohmaterial-Kreisläufen. Es kursieren viele Illusionen über die Bedeutung von Nationen, Blöcken, Erster, Zweiter und Dritter Welt, Nord und Süd. All das sind nur mehr oder weniger grosse Räder der gleichen Maschine und nationale Unabhängigkeit ist nur eine Fata Morgana, die uns darüber täuschen soll. (Spätestens die Politik des Internationalen Währungsfonds - IMF - sollte dem Letzten die Augen geöffnet haben.) Natürlich besteht die PAM aus verschiedenen Teilen, die sich gegenseitig abstossen, antreiben und bremsen. Die PAM lebt geradezu von der Energie, die aus ihren inneren Widersprüchen erzeugt wir: Arbeiter/Kapital, Privatkapital/Staatskapital (Kapitalismus/Sozialismus), Entwicklung/Unterentwicklung, Elend/Verschwendung, Krieg/Frieden, Mann/Frau usw. Die PAM ist kein "hartes", einheitliches Gebilde, sondern sie benützt Widersprüche, um sich umzuformen, auszudehnen und zu verfeinern. Sie gleicht eher einem biologischen Organismus als einem mechanischen Koloss. Im Unterschied zu faschistischen oder theokratischen Systemen oder zu Orwells "1984" braucht sie durchaus ein "gesundes" Mass von Widerstand, Unruhue, Provokation und Rebellion. (Nachdem Motto: was uns nicht umbringt, macht uns stärker!") Sie verdaut Gwerkschaften, Linksparteien, Protest-Bewegungen und demokratische Regimewechsel dort am besten, wo sie stark ist. Wenn die Demokratie ihr nicht mehr nützt, greift sie zur Diktatur. Wenn die Legitimation in Krise gerät, hat sie Gefängnisse, Folter und Deprivation in Reserve. So wichtig diese Modalitäten für die jeweils Betroffenen auch sein mögen, sind sie doch nicht wesentlich für das Verständnis des Funktionierens der PAM.

Die PAM verkörpert das Wirtschaftsprinzip und sie kann nicht anders. Was aber ist Wirtschaft? Umwandlung menschlicher Energien in Arbeit und Verwandlung von Arbeit in messbare Produkte (Waren). Damit Menschen arbeitsfähig und daher für die Maschine nutzbar werden, müssen sie aus ihrer natürlichen Umgebung und ihren gesellschaftlichen Bindungen gelöst werden, die dadurch zerstört werden. Arbeit selbst bedeutet sodann, dass Du die Kontrolle über bestimmte Portionen Deiner Lebenszeit aufgibst, die in eine unpersönliche, zentral gelenkte Zirkulation eingehen. Du brauchst z.B. Deine Zeit dazu, irgendeinen Bestandteil zu bauen, der von irgendjemandem gekauft und zu einem Dir unbekannten Zweck verwendet wird. Der Kreislauf dieser anonymen Lebensfetzen wird geregelt gemäß der aufgewendeten Arbeitszeit, deren Mass eine Zahl, das Geld, ist. Die Austauschenden kennen sich nicht, haben keine Kontrolle über ihr gemeinsames Produkt, wissen nicht, wofür es eingesetzt ist und woher die Waren kommen, die sie selbst verbrauchen. So wird der Arbeiter von dem Gewehr erschossen, das er geholfen hat herzustellen. Oder er stirbt an dem Gift, das in seiner Fabrik erzeugt wird. Oder er beklagt sich über den Lärm jener jener Autobahn, für die er den Beton gemischt hat. Das ist der Mechanismus der Arbeits-Maschine: die Gesellschaft in isolierte Individuen aufspalten, sie einzeln mit Lohn oder Gewalt erperssen, un dann ihre Arbeitszeit gemäss dem eigenen Plan zusammensetzen. Wirtschaft bedeutet: immer bessere Kontrolle der Maschine über ihre Bestandteile, Vermehrung der Bestandteile und der erzeugten Arbeit. Die PAM wächst, weil Wachstum ihr Überleben sichert. Ein Wozu? braucht sie nicht. (Unser Widerstand genügt.)

Wir alle sind Bestandteile dieser Maschine, wir sind die Maschine. (Die technischen Mittel der Maschine - Anlagen, Bauten, Motoren, Maschinen usw. - sind unsere geronnene Vergangenheit.) Wir stellen die Maschine gegenseitig für uns dar. Ob wir nun über-, unter- oder gar nicht entwickelt sind, ob wir entlöhnt sind oder nicht, ob wir auf eigene Rechnunng wirtschaften oder angestellt sind - wir funktionieren für die Maschine. Wo es keine Industrie gibt, werden Arbeiter zum Exort in Industriezonen hergestellt und "billig" verkauft. So produzierte Sklaven für Amerika, exportiert die Türkei Arbeiter nach Deutschland, Pakistan nach Kuweit, Ghana nach Nigeria, Marokko nach Frankreich. Die Menschen noch unberührter Gebiete werden als pittoreske Dokration für das Touristen-Geschäft genutzt: so etwa die Indianer in gewissen Reservaten, die Balinesen, Polynesier, Bergbauern. Die PAM setzt sich über alle "Abkopplungs"-Versuche hinweg, holt alle "nationalen Wege" wieder ein. Und wer gerade glaubt, der Maschine entkommen zu sein, erfüllt seine Funktion als "Aussenseiter" (Clochard, Hippie, Yogi, Original usw.). Solange es die PAM gibt, sind wir alle in ihr drin. Sie hat inzwischen alle traditionellen Gesellschaften zerstört oder sie in der Defensive verkümmern lassen. Selbst weit hinten in einem "verlassenen" Gebirgstal bist Du nie sicher vor der Steuerbehörde, den Rekrutierungsorganen, der Polizei. Die Maschine kann mit ihren Fangarmen jeden Ort auf diesem Planeten innert weniger Stunden erreichen. Wir sind "besetzt". Nicht einmal in der entferntesten Ecke der Wüste Gobi kannst Du absolut sicher sein, unbeobachtet in aller Ruhe unter freiem Himmel scheissen zu können.

Auszug aus: p.m.: bolo'bolo, endgültige Ausgabe. verlag paranoia city 1990
Erkennen wir einen Funken Wahrheit?

Um Euch nichts vorzumachen: eine kurze Google-Recherche zum Buchtitel wird Euch darüber aufklären, daß es sich hier um ein Zitat aus einem recht abgefahrenen Buch handelt. Genre-mäßig ist bolo'bolo irgendwo zwischen futuristischer Gesellschafts-Utopie und paranoidem Humbug anzusiedeln.

Und letzten Endes wird Euch auch bei den anderen o.g. Quellen nicht viel übrig bleiben, Euch selbst ein Urteil über all die anderen Quellen zu bilden. Teils handelt es sich renommierte Wissenschaftler und vielgelesene Werke, um gründliche Forscher und ernsthafte Philosophen, teils mag es dem einen oder anderen leichtfallen, die Autoren als Esoteriker (=Spinner) abzustempeln und ihr Geschreibsel als groben Unfug. In keinem Falle möchte ich Euch mit ausführlichen Inhaltsangaben und Rezensionen die Zeit rauben, zumindest nicht an dieser Stelle.

In jedem Falle möchte ich Euch jetzt jedoch bitten, Euch den folgenden Telepolis-Artikel zu Gemüte zu führen: Peter Russel: Auf dem Weg zum globalen Gehirn.

Kriege, Katastrophen, Glück und Frieden - sie mögen alt sein wie die Menschen; und vielleicht hat der fernöstliche Philosoph recht, wenn er sagt, alles sei ein Kreislauf und alles wiederhole sich. Dennoch: die (theoretische) Möglichkeit, alle Menschen auf dem Planeten in einem einzigen, riesigen, dezentralen Netzwerk zu vereinen, ist ultimativ neu. Wir leben in einer verdammtnochmal ganz besonderen Zeit. Angesichts der globalen Krise erscheint es mehr utopisch als optimistisch, einen Hoffnungsschimmer zu erkennen. Doch halten wir inne: gerade "wir" Boardies und Blogger haben unser Wissen und unsere Meinungen, unsere Gefühle in dieses gigantische Netzwerk eingespeist. Es gibt Informationsknoten wie Wikipedia, Google, mySpace und YouTube, und es gibt Skats Board. Schon arbeiten Informatiker an ontologischen und semantischen Programmen, um diese Inhalte auch den Maschinen zugänglich machen zu können. Schon basteln Robotiker und Programmierer an künstlichen Intelligenzen und Maschinen, die die menschliche Arbeitskraft ersetzen und immer überflüssiger machen (so, wie einst die Landwirtschaft im Zuge der Industrialisierung anteilsmäßig immer weniger Arbeiter eines technologisierten Kollektivs in Anspruch nahm), und so mancher warnt schon Massenarbeitslosigkeit in der Industriebranche, die ganz Krassen vor dem Golem eines Superhirns, das sich gegen den Menschen richten könnte: sei es das Skynet aus "Terminator" oder schlechthin die "Matrix".

Ich glaube, unter Zusammenfügung all dessen, was wir wissen und zu wissen glauben, könnten und sollten wir den gigantischen Nürnberger Trichter des synaptischen Cyber-Gaia-Netzwerks als Chance betrachten, auf unserem Weg durch die Zeiten endlich erwachsen zu werden, uns endlich als Mensch und einzelner Organismus zu verstehen. Wir haben schon lange erkannt, daß es nicht so weitergehen kann wie bisher: würden alle sechs bis sieben Milliarden Menschen dieses Planeten ihren Lebensstandard dem Durchschnitt der westlichen Welt anpassen, wir bräuchten locker 3 zusätzliche Planeten. Unendliches Wachstum und stetige Expansion, die Kernvoraussetzung einer funktionierenden Marktwirtschaft und Hauptpostulat der westlichen Ideologie (ehemals: "American Way of Life"), müssen zwangsläufig auf Kosten anderer gehen, und diese "anderen" sind momentan die Einwohner der Dritten Welt, die wir mit unseren gutgemeinten Millionen-Spenden lediglich davon abhalten, uns die Bude einzurennen. Ich glaube, wir werden erkennen, daß Konsum und "Produktivität" kein Maß für Menschenwürde sein kann. Ich glaube, die Mächtigen werden sich keine Sklaven mehr halten können. Ich glaube, daß eines Tages die letzte Synapse sich einklinken wird (siehe auch Rupert Sheldrakes Morphogenetische Felder, und wenn es auch noch so weit hergeholt scheint), und wir werden erkennen, daß wir endlich die Vernunft, derer wir uns so gern rühmen um uns von den Tieren abzuheben, beweisen und die Verantwortung übernehmen, die damit einhergeht. Dieser Planet gehört uns allen, er soll uns nicht dienen, wir müssen ihm dienen, damit er uns erhält.

Wir werden bald 10 Milliarden Menschen auf diesem - bisher im Großen und Ganzen quicklebendigen -"Staubkörnchen" im Weltall sein. Das ist nicht zuviel, noch lange nicht. Wenn wir nur aufhören würden, soviel Wert auf Krieg und Aufrüstung zu legen, anstatt endlich die Zukunft einzuläuten, die schon längst hätte eintreffen können! In einem sind sich doch alle einig - die Religionen, die Philosophen, die Wissenschaftler und auch kein aufrechter Nazi kommt drumrum: wir sind alle eine Familie. Natürlich gibt es Zank, Streit, Neid, Geschwätz und Zoff. Aber sich deswegen gleich den Schädel einschlagen, ausgerechnet jetzt, wo wir eigentlich alle zusammenrücken müßten, um die Scheiße auszubaden, die wir uns da eingebrockt haben?

Das hört sich ein bissl diffus und pathetisch an. Hört nicht auf mich.

Ihr lest ja immer noch.

Wie die Zukunft aussehen soll? Bin ich Prophet?

Aber wo wir hier schon mal so gemütlich zusammensitzen - was glaubt Ihr? Orakelt, mutmaßt, macht Vorschläge, schreibt Eure Ideen nieder. Sagen wir, was wir fordern und sagen wir, was wir zu tun bereit sind. Es geht nicht, wie bei westlichen Weltanschauungen, um einen Absolutheitsanspruch auf Wahrheit einzelner. Laßt uns, jeder Mensch auf dem Erdenrund, sagen, was wir tun können und was wir dafür erwarten. Wir versprechen auch, daß keiner uns mehr kontrollieren muß. Daß wir Gewalt verabscheuen. Daß wir uns nicht mehr belügen lassen wollen von allen, die ein Quäntchen mehr wissen als wir selber, sondern daß wir erwarten, daß dieses Wissen dazu genutzt wird, wieder ein bißchen Harmonie in unsere Welt zu bringen. Harmonie? Das ganze Weltall schwingt, Strings, Moleküle, das Vakuum, die Sterne und Planeten, unser Gehirn und die Wellen. Wir wollen als Ganzes im DSL-Takt mitschwingen, essen, trinken, lieben und alle vier Jahre Fußballweltmeisterschaft gucken. Wir wollen endlich im Team arbeiten, wir haben schließlich die Mittel. Laßt sie uns nutzen, füreinander, statt gegeneinander!

Zu weit hergeholt?

Jeder, der sagt, das geht nicht, gibt nach spätestens fünf Stunden ernsthafter Kontemplation zu, daß er es sich zumindest wünschen würde. Wovor haben wir Angst? Daß es nicht klappen könnte? Oder - voreinander?

Ständig ging es doch bisher um Revolutionen, Umstürze, Umbrüche. Die Mittelschicht nutzt die Unterschicht, um die Oberschicht zu stürzen. Die Unterschicht bleibt Unterschicht. Machtvakuums füllen sich schnell. Nichts ändert sich. Und jetzt, wo die dringendste Notbremse aller Zeiten notwendig wäre, drehen und schrauben wir hier und da an den Parametern der PAM, unseres selbstgeschaffenen Bürokratiemonsters. Als ob es uns bessergehen würde, wenn man mehr und noch mehr Gesetze erschafft und mehr und mehr Stellschräubchen, an denen dann rumgemodelt wird, bis gar nichts mehr geht. Laßt uns Freunde schaffen statt Feinde und Waffen. Das KISS-Prinzip: Keep it sweet and simple.

Und soll die Informatik da einen Ausweg schaffen? Nun, ich sprach bereits von einem Distillat. Diese Essenz wird aus dem Ekelsud des Streits und aller Streite geschöpft werden. Es wird eine letzte Schlacht geben, und das Schlachtfeld wird das Internet sein. Der Minimalkonsens, unser gemeinsames Ziel, unser Kompaß. Ständig wird uns erklärt, wir hätten nicht genügend Durchblick, Krieg und Streit müsse nunmal sein. Evolutorisch, historisch, philosophisch und überhaupt. Wie wär's, wenn wir's einfach mal einen Monat lang versuchen würden, sagen wir - ab 1. Januar 2008? Am 1. Februar können wir ja dann wieder weitermachen, lustig Raketen schmeißen und die Luft verpesten und Kinder töten und Menschen foltern und verhungern lassen und Tiere ausrotten und all das, was halt so zum Menschsein dazugehört.

Wollen wir das? Nein. Wir, d.h. der Homo Sapiens als Organismus, muß sich erstmal klarwerden, daß er zwar tief in der Scheiße sitzt, aber noch lange nicht alles verloren ist. Er muß endlich lernen, sich den Arsch abzuputzen und nicht mehr in jede Ecke zu kacken. Letzten Endes bedeutet das für jeden Einzelnen, sich eine Zeitlang mit sich selbst zu befassen und zu formulieren, worauf es ihm ankommt.

Das gibt 10 Milliarden Meinungsträger, mit unzähligen Meinungen zu noch mehr Fragen. Gerade sammelt man Fragen, bei http://www.droppingknowledge.org. Meist geht es um die Lösung drängender Probleme. Blöderweise werden viele Menschen in Afrika und anderen ärmeren (d.h. konsumschwächeren) oder zurückgezogenen (dito) Gebieten der Welt keine Chance haben, ihre wichtigste Frage an die 112 weisesten und schlauesten und mächtigsten Menschen der Welt zu stellen.

Das semantisches Web soll unsere Probleme lösen? Niemals! Das werden wir schön selber tun müssen. Wollen wir zu einem Kollektiv verkommen, dessen einzelne Individuen ohne Freiheit und Eigenverantwortung durchs Leben tapern, den Gesetzen gehorchen und sich von Glasfaserkabeln abhängig machen, um irgendwann zu sterben?

Ihr Heerscharen, prahlt mit Euren Talenten! Setzt sie ein! Protzt mit Eurem Können und benutzt es, um die Welt zu retten. Laßt uns reisen zu denen, die es wollen. Laßt uns voneinander lernen. Gebt nie die Macht über das Internet auf. Von hier aus schlagen wir die letzte Schlacht, uns sie wird unsere sein.

Stecke Dein Schwert an seinen Platz! Denn wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen. Make love, not war! Frieden schaffen ohne Waffen. Killing for peace is like fucking for virginity. An eye for an eye makes the whole world blind. Ziel dieses Krieges sei der Frieden.

Wollen und können wir die "Mächtigen" stürzen? Das würde unweigerlich zu der Frage führen, wer's fortan bitteschön besser machen soll. Nein. Wir müssen nur die Verträge umschreiben. So sieht der Brief aus: "Wir hätten da noch ein paar Einwände und Verbesserungswünsche, bitteschön. Irgendwie hatten wir uns das ganz anders vorgestellt. Von vorne nochmal, aber nicht mit Hau-Ruck, sondern überlegen wir erstmal gemeinsam eine Runde. Wir treffen uns auf Skats Board. So wie jetzt geht's auf keinen Fall weiter. Mit freundlichen Grüßen, Eure Bevölkerung." Und da gelten keine Ausreden, die haben sich verdammt nochmal zusammenzureißen und vernünftige Konzepte ausarbeiten, mit denen die meisten am besten leben können. Dafür werden sie schließlich bezahlt, und nicht, sich ständig irgendwelche "Abers" auszudenken.

Eine Stärkung des Staates? Der Staat ist traditionell ein Volk inklusive seiner Verfassungsorgane. Das Kollektiv. Wir reden hier allerdings vom planetaren Kollektiv Mensch, auch, wenn Deutschland Waldmeister geworden ist. Eine Weltregierung? Auf gar keinen Fall! Eine Weltverfassung? Ein planetarer Geist? Wir als Gehirn des Planeten und Gehilfen unserer Urmutter Gaia, ihre großartigsten und wundervollsten Gene und Meme eines Tages als Samen ins All hinauszuposaunen? Was ist unser Planet? Allein? Allererste Keimstelle organischen Lebens, quasi der erste Schimmelfleck des Universums? Oder Teil eines noch größeren Organismus, den Galaxien, den Haufen, vielleicht des Kosmos gar?

Wir brauchen ein alternatives Paradigma, das dem Menschen gestattet, sich ohne stetige Expansion und ohne Konsumpflicht, halbwegs gerecht und friedlich auf seine individuelle Weise glücklich zu leben. Der Erdkern besteht vermutlich nicht nur aus Eisen, sondern auch aus 99% allen irdischen Goldes. Wir könnten den ganzen Globus damit kniehoch zugießen. Wir haben genug davon, und es gehört uns allen - auch jedem Einzeller und jeder Laborratte und jedem Gänseblümchen. Nun sind wir so schlau, wir können erstmals in der Geschichte jeden Gedanken und Geistesinhalt von jedem Ort an jeden Bildschirm schicken. Wie wollen wir leben, jeder einzelne von uns, und was wollen wir geben?

Es wird nicht lange dauern, bis der Mensch seine Pflicht und Verantwortung erkennt und ihr nachkommt, anstatt sich seinem scheinbaren Schicksal zu ergeben: "Naja, irgendwann stirbt sowieso jeder". Und dennoch sind sich fast alle einig, und streiten nur um Formulierungen: Der Tod ist nicht, und er ist nicht nichts. Wovor Angst haben?

Daß das alles nicht klappen könnte?

Vielleicht wartet der Säugling aus der ersten Option auf seinen Klatsch auf den Hintern, damit er zu schreien beginnen kann? Gewalt ist keine Lösung, das haben wir erkannt. Der Homo Sapiens ist im Innern ein friedliebendes Wesen. Sagt es allen, die es noch nicht wissen: der Krieg ist tot! Wir leben mit und für die Blumenwiesen und Wälder, mit allem Leben um uns herum.

Hört nicht auf jene, die da sagen, es sei alles komplizierter als hier vorgestellt. Denkt ans KISS-Prinzip. Wir wollen keine Probleme, sondern Lösungen. Alle bitte an einen Tisch.