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15. November 2005, 08:51   #4
Ben-99
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Zitat:
Zitat von Amanda

Ich hoffe, Du kommst mit meiner kreisförmigen Denkungsweise
zurecht...
... nicht nur das, sondern ich bin nahezu verknallt in alles "Kreisförmige" bei Dir *g*. Weiter so, Fräulein Grayson, denn Menschen, die schreiben, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, mag ich gern. Und wenn man merkt, daß sie dabei auch noch ihr Gehirn eingeschaltet lassen, sind sie für jedes Board eine Bereicherung. Schade, daß wir uns nicht schon früher begegnet sind, aber schön, daß wir uns jetzt wenigstens hier getroffen haben ;-)

Deine Beschreibung zum Niedergang des SPIEGEL spricht mir aus dem Herzen. Und eigentlich wären unsere Gedanken dazu viel besser hier aufgehoben;

http://www.skatsboard.de/der-spiegel...chef-aust.html

Das Wort "Gutmensch" ist aber nicht generell "bäh", sondern gehört sogar zu den Begriffen der deutschen Sprache, um die uns schon bald wieder andere Länder beneiden werden, so wie es zum Beispiel auch beim Begriff "Zeitgeist" der Fall war, der inzwischen längst von den Engländern und Franzosen übernommen wurde, die auch schon vorher ganz vernarrt in das Wort "Kindergarten" waren, allerdings von uns auch militante Begriffe wie "Blitzkrieg" in ihren Sprachgebrauch übernommen haben ;-)

"Gutmensch" ist ein hübscher Begriff, den man zum Beispiel gebrauchen kann, um grünlich angehauchte Proporz-unterwürfige Bedenkenträger im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu charakterisieren, die nur auf die Quote schielen und in politischer und oft auch religiöser Hinsicht ständig so überkorrekt sein wollen, daß man vergeblich den Arsch in ihrer Hose sucht und die so Bezeichneten sich auch harmonisch mit so genannten "Weicheiern" ergänzen, zumindest von derselben wortschöpferischen Urglucke abstammen *g*.

Früher, als das ehemalige vorzüglich redigierte Nachrichtenmagazin noch nicht von der Tochter seines Gründers treffend als "geschwätzig" bezeichnet wurde, hatte man das Wort "Gutmensch" daher auch durchaus korrekt für weichliche TV-Moderatoren wie Kerner und Beckmann benutzt, um sie als penetrante "Menschenversteher" (<-- auch ein wunderschönes Wort) von richtigen Journalisten abzugrenzen, die sich auch mal trauen, hart nachzufragen, wenn ihnen wieder mal ein besonders öliger Gesprächspartner bei jedem Stichwort glitschig aus den Händen rutscht.

Daß in einem SPIEGEL-Artikel allerdings gleich im ersten Satz auch Kritiker der perversen Gänsestopfleber als "Gutmenschen" bezeichnet werden, löste auch bei mir erneut allergische Reaktionen gegen den heutigen Chefredakteur aus, der sich anscheinend vorgenommen hat, das Blatt in die Bedeutungslosigkeit zu führen.

Vielleicht sollte man auch den Begriff "Morbus Aust" in den modernen Sprachgebrauch einführen, um damit eine Krankheit zu bezeichnen, die über kurz oder lang beinahe metastatisch jedes bis dahin gutgemachte Presseprodukt zu einem bösartigen Tochter-Geschwulst der BILD-Zeitung wuchern läßt ;-)

Gruß Ben