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16. November 2005, 09:40   #9
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von Glühwürmchen
Schlimmer finde ich die, die im Pelzmantel über Stopfleber schimpfen.
So könnte man den Gutmensch auch charakterisieren. Es ist ein Kampfbegriff, um dem jeweiligen Gegner mindestens undurchdachtes Handeln vorzuwerfen oder schlicht Dummheit.

Die Tierchen, die für den Pelzmantel starben, sind tot, daran ist nichts mehr zu ändern; deshalb könnte eben auch dessen Träger sich für noch lebendige Gänse engagieren, was aber Hardcore-Tierfreunde immer als Heuchelei oder halt Gutmenschentum bezeichnen werden.

Dabei sind Gutmenschen und deren Kritiker meistens jedenfalls in einer Sache durchaus einig, nur wollen letztere noch bestimmen, wie richtiger Protest auszusehen hat - im Pelzmantel gegen Gänsemast zu demonstrieren, ist ja auch ziemlich lächerlich.

Aber gegen die unnatürliche Gänseaufzucht sind ja trotzdem im Zweifelsfall beide Seiten, mit dem Gutmensch als Begriff wird also weniger das konkrete Ziel kritisiert, sondern mehr die Art und Weise, in der der Gutmensch für es sich einsetzt.

Ein Gutmensch, wie er im Bilderbuch steht, ist, um nochmal kurz zum Irak-Krieg abzuschweifen, die Friedenstaube Konstantin Wecker. Der flog vor Kriegsbeginn nach Bagdad, um mit den Menschen dort zu reden über ihre Befürchtungen und Ängste.

Was Bombenkrieg bedeuten kann, hätte er in München auch erfahren, und völlig ausgeblendet hatte er, daß ihm in Bagdad vom Regime ausgewählte 'normale' Bewohner der Stadt vorgesetzt werden würden. Als Zumutung empfand er es dann, in ein Luxushotel ziehen zu müssen, das er aber doch - notgedrungen - bezog.

Aber dagegen hatte er, teilte er nach seiner Rückkehr mit, natürlich tapfer protestiert, und überhaupt hätte er sich nicht vom Regime instrumentalisieren lassen, ein Gutmensch eben, wie ihn ein Antideutscher sich nicht mehr ausdenken mußte, weil es ihn schon gab ;-) ...

MfG
tw_24