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9. December 2005, 10:23   #1
Ben-99
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Schweine-Journalismus im TV.

... wie weit darf das Fernsehen gehen? Oder anders gefragt: Sind es wirklich nur immer die "bösen" Boulevard-Zeitungen, die sich nicht um die Persönlichkeitsrechte von Menschen kümmern, wenn es um Unfälle oder Familiendramen mit tödlichem Ausgang geht? Und fällt nicht ausgerechnet "SPIEGEL-TV" immer wieder negativ in dieser Hinsicht auf, obwohl der blasierte Herr Aust doch immer so tut, als sein gerade diese Sendereihe Vorbild für "seriösen" Journalismus?

Die folgende Meldung las ich gestern im "Hamburger Abendblatt":

Zitat:
BGH-Urteil - Kein Geld für Bilder einer Toten

KARLSRUHE - Menschen, die bei Straftaten getötet wurden, haben posthum keinen Anspruch auf Entschädigung wegen Verletzung des Persönlichkeitsrechts, wenn ein TV-Sender Bilder des Leichnams zeigt. Dies entschied der Bundesgerichtshof (AZ: VI ZR 265/04). Im vorliegenden Fall hatte Sat.1 in seinem Programm "Spiegel TV" über eine 80jährige Frau berichtet, die von ihrer psychisch kranken Tochter erschlagen worden war. Der Sender hatte von der Polizei Zutritt zum Tatort bekommen und Bilder der teilweise entkleideten und identifizierbaren Leiche gesendet. Daraufhin hatte ihr Sohn wegen Verletzung des Persönlichkeitsrechts seiner Mutter geklagt. (afp)

http://www.abendblatt.de/daten/2005/12/07/510927.html
Da kommt man schon ins Grübeln: Während Leute wie Stefan Raab für eher harmlose Witze auf Kosten normaler Menschen zu extrem hohen Schmerzensgeldzahlungen verurteilt werden, gestattet man den SPIEGEL-TV-Reportern an Tatorten zu drehen und sogar die zum Teil entkleidete Leiche einer erschlagenen 80jährigen zu zeigen.

Auch die gestern auf VOX ausgestrahlte Reportage, die angeblich die Arbeit Hamburger Feuerwehrleute dokumentieren sollte, war für "SPIEGEL-TV" nur wieder Mittel zu Zweck, um mit den Kameras in die Wohnküchen, Klos und Schlafzimmer von Menschen einzudringen, mit denen es das Leben nicht so gut meint. Und da hilft es dann auch nicht, wenn man das Gesicht einer schreienden psychisch kranken Frau, die sich in ihrem Bett das Leben nehmen wollte, "unkenntlich" macht. Denn wenn man das Wohnhaus und den Hausflur zeigt, wissen zumindest alle Nachbarn Bescheid, um welche Mieterin es sich handelt und lernen dadurch, und zwar bequem in ihren Fernsehsesseln, jetzt auch mal die Wohnung von innen kennen.

Oder "SPIEGEL-TV" ergötzt sich Monate lang in einer Serie daran, zusammen mit umstritten-fragwürdigen sogenannten "Sozialhilfe-Detektiven" in die Wohnungen von armen Schweinen einzudringen, denen man dann hinterher ein paar Euro in die Hand drückt, damit sie schriftlich einer Veröffentlichung des intimen Filmmaterials zustimmen. Daß sie bei der Ausstrahlung der Sendung meist einen negativen Eindruck hinterlassen und danach oft Spießruten bei ihren Nachbarn laufen müssen, wissen sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Ich nenne so etwas Schweine-Journalismus und habe überhaupt kein Verständnis für deutsche Richter, die durch ihre Urteile diesen Trend auch noch fördern, weil sie sich anscheinend vor der "Macht" des inzwischen unter Stefan Aust runtergekommenen Hamburger Nachrichtenmagazins fürchten.

Gruß Ben