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11. September 2006, 00:44   #19
Ben-99
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... auch ein "Spiegel"-Mitarbeiter, der wohl in Monza die Reste der auf dem Sieger-Podest geschüttelten Magnum-Schampus-Flasche ausschlürfen durfte, outet sich ergriffen als Schumi-Jünger und betet nach, was er zum Beispiel in einer finnischen Zeitung über sein Idol las, die ihn allen Ernstes auf eine Stufe mit Muhammad Ali stellt. Warum das hochgradig bescheuert ist, weil in bezug auf Charakter und Charisma zwischen diesen beiden Sportlern Welten liegen, hatte ich ja gestern schon erklärt.

Zitat:
In sechs Wochen also geht in Sao Paulo eine Karriere eines Mannes zu Ende, den eine finnische Zeitung vergangene Woche auf Augenhöhe mit Pelé, Muhammad Ali und Tiger Woods hob.

Michael Schumacher: Auf Augenhöhe mit Pelé und Ali
Und weil die Verantwortlichen bei "Spiegel-Online" auch längst nicht mehr das sind, was sie einmal waren, basteln sie ausgerechnet aus diesem Teil des Artikels auch noch die bescheuerte Überschrift: "Auf Augenhöhe mit Pelé und Ali".

Dabei ist es insgesamt gar nicht mal ein schlechter Beitrag, der stellenweise durchaus lesenswert ist. Gegen Ende stellt der Autor dann auch fest:

Zitat:
Schumi, wie er schnell hieß, wurde nie zum deutschen Darling. Er verweigerte sich der Unklammerung durch die Öffentlichkeit, das bisschen Private, das er preisgab, dosierte er sparsam und kontrolliert es nach Möglichkeit. Er zog nach Monte Carlo und weiter in die Schweiz, setzte immer mal wieder bei Gottschalk aufs Sofa, vermied es jedoch, sich als Dauergast des Talkshow-Zirkusses abzunutzen. Anders als Boris Becker erfindet er sich nicht permanent neu, bis ihn alle satt haben. Schumacher ist der Prototyp des Rennfahrers, der auf der Kartbahn aufgewachsen und ein bisschen spießig geblieben ist. Er tut gar nicht erst so, als habe er zu allem eine Meinung, die auch jeder hören muss. Und wahrt damit eine Distanz, die er als Freiheit empfindet.

Michael Schumacher: Auf Augenhöhe mit Pelé und Ali
Das ist exzellent beschrieben, weil es auf den Punkt trifft. Damit kann auch ich gut leben. Und hoffentlich glaubt Ihr mir jetzt endlich mal, daß ich, im Gegensatz zu anderen höchst nervigen Ex-Sport-Stars wie zum Beispiel Boris Becker, überhaupt nichts gegen Schumi habe, der mir auch nach seinem vorläufigen Abschied von der Formel-1 trotz allem immer noch sympathisch ist.

Man tut ihm halt nur keinen Gefallen, wenn ihn Schreiber im Schampus-Rausch von Monza sogar mit Leuten wie Muhammad Ali vergleichen, dessen menschliche Größe auch der vielleicht coolste und erfolgreichste F1-Kreiselist aller Zeiten nie erreichen wird.

Aber wer weiterhin meint, daß es bei Sport-Legenden, deren Namen auch noch in 50 Jahren jedes Kind kennen wird, nur auf nackte Zahlen wie Punkt-Abstände, Gesamtsumme der Siege und sonstige "Rekorde" ankommt, wird natürlich auch weiterhin felsenfest davon überzeugt sein, daß auch ein Michael Schumacher in die Liste der "Größten Sportler aller Zeiten" gehört. Denn schließlich erwähnt Dieter Bohlen ja auch immer, daß er rein umsatzmäßig durchaus mit Weltstars wie Paul McCartney oder Bob Dylan zu vergleichen sei. Und doch wissen alle, daß er sich damit genauso lächerlich macht wie ein "Spiegel"-Schreiber, der unreflektiert eine finnische Zeitung zitiert, die Schumi allen Ernstes "auf Augenhöhe mit Muhammad Ali" sieht ;-)

Gruß Ben