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19. July 2006, 20:33   #7
Maggi
 
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Ich war ja in Rom.


Ich war letzte Woche in Rom. Dort war es auch heiß. Ein bisschen enttäuscht war ich schon, als ich, endlich wieder zurück in Deutschland, gerade anfangen wollte, über das heiße römische Wetter zu schimpfen und mir alle sagten: "Na, hier war es aber auch heiß!" Das hat mich ein wenig bedrückt, denn da hatte ich schon mal was zu erzählen, und dann will es niemand hören ...

Aber egal wie heiß es hier in München war während meiner Abwesenheit, die Busfahrten, die ich in Rom erleben durfte, übertreffen alles, was ich in meinem bisherigen Leben erlebt, oder besser: gerochen hatte.

Zu allererst: Wer nach Rom fährt und denkt, er wäre hier allein in einer fremden Welt, von fremden Menschen umgeben, die eine fremde Sprache sprechen und nichts lieber tun wollen, als an den Inhalt des Geldbeutels zu kommen, der liegt falsch. Vielmehr ist er in einer Stadt, die auf die Millionen Touristen wohl zu reagieren weiß, in der alle Schilder zweisprachig beschrieben werden, in der alle Getränke den dreifachen deutschen Preis kosten, in der man an jeder Straßenecke deutschen Touristen begegnet, die sich durch die Decken der vucumprá wühlen, die Sonnenbrillen und Handtaschen aus hochqualitativer Markenfertigung verticken. Rom ist einer der oftzitierten Schmelztiegel der Nationen, Rom ist facettenreich wie kaum eine andere Stadt und Rom ist ein riesiges Durcheinander, ein Gewühle, ein Verkehrsstau und eine Menschenmenge.

Ich bin jetzt schon wieder eine Woche hier, aber es ist mir immer noch unvorstellbar, wie eine Stadt wie Rom Einwohner haben kann. Die Stadt ist zu groß und zu heiß, als dass man die Sehenswürdigkeiten zu Fuß besichtigen kann, also fahren alle Touristen Bus. Das ist aber keine gute Idee, denn die Busse sind sowieso schon rappelvoll - und das zu jeder Tages- und Nachtzeit - und füllen sich langsam, aber sicher mit einem Geruch nach Schweiß und anderen Körperflüssigkeiten, wodurch die Busfahrt mit 100 km/h über holprige Kopfsteinpflasterfahrten, die intensiven Körperkontakt mit der durchnässten Achsel des Touristen, der neben Dir steht, unvermeidlich macht, zu einem echten Erlebnis wird. Jeder, der nicht unbedingt auf diese Stadt angewiesen ist, würde doch woanders hinziehen!

Rom hatte aber auch einen Vorteil. Wir sind am Samstagmorgen in Rom angekommen und hatten also noch genug Zeit, uns das Finale im Circus Maximus anzuschauen. Das war alles wert, zu sehen, wie alle Römer auf einen Schlag ausflippen und mit ihren Mofas Fahnen schwenkend über die Gehwege rasen. Auf dem Heimweg zu unserem Hotel kam uns ein Polizeiwagen mit Sirene und Blaulicht in der falschen Richtung eine Einbahnstraße entgegen, darinnen befanden sich römische Polizisten, aus dem Fenster singend und der italienischen Flagge am Auto. Aber die hatte sowieso jeder, auch dieser eine Römer, der das komplette Verdeck seines Wagens aufgesägt hatte, Sitze usw. rausgeschmissen, seine Karosserie grün-weiß-rot angemalt hatte und außerdem im Besitz eines Blaulichts mit Sirene war. Dieses befestigte er auf der Motorhaube und fuhr mit seinen 10 auf dem Wagen stehenden Freunden quer durch Rom und über alle rote Ampeln.

Nur ich war traurig. Ich war für Frankreich.


Was übrig bleibt, ist folgende Sentenz: Wenn ihr ächzt unter der deutschen Hitze, freut euch, dass sich nicht ein verschwitzer Tourist mit seinen Achseln an euch reibt. Das macht alles viel erträglicher

Ciao,
Maggi