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17. April 2008, 10:28   #24
tw_24
 
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Die Linke hat, da liegt der SPIEGEL online-Autor durchaus richtig, zumindest ein paar Prominente in ihren Reihen, die ein etwas seltsames Verhältnis zu Israel pflegen, und wenn Gregor Gysi anmerkt, die Beziehungen zwischen der DDR und Israel seien nicht die besten gewesen, nämlich gar keine, liegt er auch nicht falsch, schließlich anerkannte die DDR Israel erst nach der "Wende"; und daß die DDR die Arisierungen der Nazis nicht rückgängig machte, gehört zu deren Geschichte ebenso.

Ob allerdings antizionistische Ansichten die DDR nur in der Linkspartei überlebten, bliebe sicher zu diskutieren, aber Gregor Gysi befaßte sich nun mal mit der Linken und nicht etwa der CDU. Und zu nennen wären da sehr wohl Oskar Lafontaine, dem die FAZ mal die schöne Überschrift "Lafontaine nimmt Iran in Schutz" widmete, und Norman Paech, außenpolitischer Sprecher der Linksfraktion, der - wie bemerkenswert viele andere Deutsche - kürzlich vor Ort war, um "sich ein Bild" zu machen.

Wo Oskar Lafontaine "Schnittmengen zwischen linker Politik und islamischer Religion" entdeckte, plädiert der andere offen für Gespräche mit den Islamisten der Hamas und läßt, geht es um Israels Politik, ein Ressentiment nach dem anderen heraus. Von "israelischen Trupps" berichtet er dann, welche nachts die armen "Palästinenser" in einem "offenen Gefängnis", einem "überbevölkerten Landstrich", in "Kollektivhaft" nehmen, ein Terror offenbar, der "kriminelle Formen" annehme.

Nicht kriminell dagegen sind ihm Kassams und Überfälle der Hamas auch noch ausgerechnet auf die einzigen Versorgungsleitungen, durch die Gaza mit Treibstoff versorgt wird. Da muß man sich hinterher freilich nicht wundern, wenn Israel aus Sicherheitsgründen mal den Gashahn zudreht, aber natürlich kommt dann wieder jemand wie Norman Paech und krawallt "Kollektivstrafe" oder "Blockade" und erinnert - Israel, nicht die Hamas - an "Völkerrecht". Daß die Hamas in Gaza die Bevölkerung in Geiselhaft nimmt, kommt ihm nicht in den Sinn.

Es fällt jedenfalls auf, daß der außenpolitische Sprecher der Linksfraktion gegenüber der Hamas oder anderen islamistischen Terroristen große Milde zeigt, gegenüber Israel aber durch eine Wortwahl auffällt, die am Ende an Frechheit nur noch dadurch übertroffen wird, daß Norman Paech sich ausdrücklich auf einen Ilan Pappe bezieht, der der National-Zeitung ein Interview gab, aber, wie sollte es anders sein, nicht wissen wollte, mit wem er sich da einließ.

Nur harmoniert er ja mit seinen Ansichten, die vor ein paar Jahrzehnten indes schon Joan Peters in ihrer Studie From Time Immemorial zu widerlegen wußte, dennoch sichtlich gut mit den Nazis - und eben Norman Paech. Kommt da jemand ob dieser inhaltlichen Übereinstimmungen auf die Idee, die Linke müsse ihr Verhältnis zu Israel überdenken, ist das also in der Tat wohl so nötig wie - angesichts des Personals - verwunderlich, freilich aber kaum mehr als ein Strohfeuer aus gegebenem Anlaß. Um die Initiative Hamas raus aus den Köpfen ist es schließlich mittlerweile auch wieder recht still geworden.

MfG
tw_24