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22. November 2007, 23:41   #4
Ben-99
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... inzwischen verstorbene Nazi-Verbrecher kann man leider nicht nachträglich aufknüpfen. Aber was ist mit den Enkeln und Kindern, die durch ihr Milliarden-Erbe quasi für die Verbrechen ihres Vaters und Großvaters auch noch belohnt worden sind?

Zum Beispiel Susanne Klatten - seit Jahren gilt die heute 45jährige Quandt-Erbin mit einem Vermögen von rund 10 Milliarden Dollar als Deutschlands reichste Frau. Dabei wirkt die attraktive Altana- und BMW-Anteilseignerin keinesfalls unsympathisch. Vor allem konnte sie damit punkten, ihren heutigen Ehemann als junge Frau während eines Praktikums im BMW-Werk Regensburg kennen- und liebengelernt zu haben. Doch sie jobbte dort nicht etwa unter dem berühmten Namen Quandt, sondern wählte ein Pseudonym, um zu testen, wer es wirklich ernst mit ihr meint. Und so kann man sich vorstellen, wie der Verlobte, ein einfacher Student, aus allen Wolken flog, als er endlich von ihr erfuhr, wer seine künftige Ehefrau in Wirklichkeit ist. Dieses überaus romantische, moderne Märchen hatte mich damals sehr berührt.

Heute frage ich mich allerdings, wie es eine Frau wie Susanne Klatten all die Jahre geschafft hat, die dunklen Seiten in der Familie-Chronik zu verdrängen. Wer wie sie so ungeheuerlich viel Geld erbt, sollte sich schon die Frage stellen, ob und wieviel Blut daran von unschuldigen Nazi-Opfern kleben könnte. Frau Klattens Vater war Herbert Quandt, der zusammen mit seinem Halbbruder Harald die Milliarden erbte, die sein Vater Günther zum Teil zu Lasten todgeweihter Zwangsarbeiter, die in seinem hauseigenen "Mini-KZ" unter menschenunwürdigen Bedingungen schuften mußten, zusammengerafft hatte.

Eine Frau wie Susanne Klatten kann mir nicht erzählen, daß sie all das nicht gewußt habe, was genauso für ihre Mutter Johanna und fast alle anderen aus dem Quandt-Clan gilt. Über 60 Jahre lang haben sie versucht, das Thema totzuschweigen. Doch nun auf einmal, nach dieser bemerkenswerten Dokumentation, die sie angeblich "sehr bewegt" hat, wollen sie die unheilvolle Familiengeschichte von Historikern neu aufarbeiten lassen. Was für ein Hohn - vor allem gegenüber den Opfern des furchtbaren Nazi-Unternehmers Günther Quandt.

Und doch sind die Quandt-Erben nicht allein verantwortlich. Die Hauptschuld für diesen Polit-Skandal muß den Gründungsvätern der Bundesrepublik Deutschland angelastet werden, die sich für ein bigottes kapitalistisches System eingesetzt haben, bei der auch unter Adenauer und seinen späteren Nachfolgern viele der schlimmsten Nazis und deren Nutznießer nicht nur vor einer gerechten Strafe verschont blieben, sondern sie ihr Geld, an dem so unendlich viel Blut klebte, auch noch weitervererben durften.

Susanne Klatten und alle anderen noch lebenden Erben von Günther Quandt sind im rechtlichen Sinn nicht schuldig. Aber ich würde mich an ihrer Stelle in Grund und Boden schämen und hätte schon dadurch große Schwierigkeiten, mich an dem Milliarden-Vermögen zu erfreuen.

Gruß Ben