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16. June 2006, 19:03   #1
Sacki
Dummschwätzer
 
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Fußballgespräch mit Kevin

Als ich Kevin heute kennenlernte, befand er sich in einer schrecklichen Situation.
Kevin ist ein Berliner Steppke, 9 Jahre alt, totaler Fußballfan und begeisterter Kletterer.
Letzteres wurde ihm heute fast zum Verhängnis.

Im Rahmen einer Kletteraktion mit seinen Kumpels galt es heute, einen Baum zu erklimmen und sich an einem Ast hangelnd, einen Zaun zu überwinden. Hätte sich Kevin oder einer seiner Kumpels den Zaun mal näher angeschaut, wäre ihnen die Gefährlichkeit ihres Vorhabens sicher bewußt geworden. Der Zaun hatte oben nämlich sehr dünne Metallspitzen von der Stärke eines Schraubendrehers.
Der Leser wird sich denken können, was passierte und welches unglaubliche Glück der Kleine in seinem Unglück hatte...
Natürlich rutschte Kevin ab, fiel ca. 2 Meter nach unten. Dabei schlug er glücklicherweise "nur" mit dem Unterarm auf eine dieser Metallspitzen, die sich voll durch den Unterarm bohrte und somit ca. 10 cm hinausragte.
Als wir mit dem NAW die Situation sahen war uns sofort klar, daß dieser Spieß an Ort und Stelle nicht zu entfernen war. Es gab nur einen Weg: das verdammte Teil abflexen, den Rest im Arm zu belassen um ihm im Khs. dann operativ zu entfernen.
Der Junge durfte aufgrund seiner Lage keinesfalls narkotisiert werden, er erhielt lediglich intravenös Beruhigungs- u. Schmerzmittel, damit es zu keinem Schock kommt.
Während die Kollegen mit Tüchern alles abdeckten oblag es mir, den Jungen durch ein Gespräch ein wenig abzulenken und zu beruhigen.
Was soll man sich mit einem Jungen unterhalten, dessen Unterarm augespießt ist ?
Ein aktuelles Thema bot sich an: Fußball und die WM
Wir waren uns beide einig, daß Deutschland Weltmeister wird und das Odonkor der richtige Mann auf dem rechten Flügel ist.
Kontrovers ging es allerdings zu Sache, als das Gespräch auf Klinsmann kam: Kevin bekennender Klinsmann Fan, ich genau das Gegenteil. Natürlich ließ ich kein gutes Haar an dem Dauergrinser Klinsmann, logisch.
Kevin war so augebracht, daß er das laute Kreischen der Flex und den kurzen Ruck kaum mitbekommen hat.

Wie ich später erfuhr, dauerte die OP nur 40 Minuten und am Nachmittag lag Kevin schon auf der Station in der Klinik und schaute Fußball-WM.

Sonntag werde ich ihn besuchen gehen, um ihn weiter von der Unfähigkeit Klinsmanns zu überzeugen... oder mich überzeugen zu lassen.