Thema: Stichtage
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30. April 2006, 14:37   #151
Jules
 
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30. April 1916: Deutschland führt als weltweit erstes Land die Sommerzeit ein

Die Sommerzeit ist die im Sommerhalbjahr meist um eine Stunde vorgestellte Uhrzeit einer Zeitzone.

Begriff

Der offizielle Ausdruck „Normalzeit“ (auch „Echtzeit“) wird umgangssprachlich auch als Winterzeit bezeichnet. Aber nur die Sommerzeit stellt mit ihrer Verschiebung zur normalen Zeit eine Besonderheit dar und wird als solche bezeichnet.

Mitteleuropäische Sommerzeit

In den Staaten Mitteleuropas gilt die mitteleuropäische Sommerzeit (Zeitzonenbezeichnung MESZ) vom letzten Sonntag des Monats März bis zum letzten Sonntag des Monats Oktober jeweils 2 Uhr mitteleuropäischer Zeit (MEZ) (welches 3 Uhr MESZ entspricht). Um die doppelt erscheinenden Stunden von 2 bis 3 Uhr am Ende der Sommerzeit unterscheiden zu können, wird die Stunde vor der Zeitumstellung mit 2A Uhr, die Stunde nach der Umstellung mit 2B Uhr bezeichnet.

Geschichte

Eingeführt wurde die Zeitumstellung erstmals 1916 in Irland. Die Bezeichnung, die man dort für die Zeitumstellung fand, „Daylight Saving Time“ (wörtl. übersetzt: "Tageslicht sparende Zeit"), beschreibt den Zweck, nämlich die Stundenzahl mit nutzbarem Tageslicht zu vergrößern. Das erste Land der Welt, welches jedoch tatsächlich die Uhren umstellte, war am 30. April 1916, 3 Wochen vor den Iren, Deutschland.

Deutschland

In den Ländern der Europäischen Union wurde die Zeitumstellung von der Normalzeit auf die Sommerzeit im Jahr 1980 wieder eingeführt. Als wichtiger Grund galt die Überzeugung, durch eine bessere Nutzung des Tageslichts Energie sparen zu können. Diese Überlegung war insbesondere noch eine Nachwirkung aus der Zeit der Ölkrise in Deutschland 1973. Ein weiterer Grund war zudem die Anpassung an Nachbarländer, die diese Regelung schon früher eingeführt hatten. Die Bundesrepublik und die DDR führten die Sommerzeit zugleich ein, dies sollte einer Harmonisierung dienen. In der DDR regelte die Verordnung über die Einführung der Sommerzeit vom 31. Januar 1980 die Umstellung.

In Deutschland wird die Zeitumstellung durch das Zeitgesetz geregelt. Die mitteleuropäische Sommerzeit beginnt jeweils am letzten Sonntag im März um 2 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Zum Zeitpunkt des Beginns der Sommerzeit wird die Stundenzählung um eine Stunde von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt. Die Sommerzeit endet jeweils am letzten Sonntag im Oktober um 3 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit. Zum Zeitpunkt des Endes der Sommerzeit wird die Stundenzählung um eine Stunde von 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt.

Für die technische Umsetzung der Zeitumstellungen ist die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig zuständig. Die PTB programmiert die impulsgebenden Atomuhren in Braunschweig. Diese gleicht die Atomuhrzeit mit der Uhr am Langwellensender DCF77 in Mainflingen bei Frankfurt (Main) ab, der von dort Zeitsignale ausstrahlt. Sie gehen an alle öffentlichen und privaten Funkuhren, an die Steuertechnik von Kraft- und Umspannwerken, Anlagen der Flugsicherung und rund 50.000 Verkehrsampeln.

Die Zeitdifferenz zur Weltzeit UTC (früher Greenwich Mean Time GMT) beträgt während der Sommerzeit +2 Stunden, während der Normalzeit +1 Stunde.

Liste aller Staaten mit Sommerzeit

Die folgenden Listen basieren auf Daten von 2004.
Alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums (außer Island)
Staaten, in denen eine Sommerzeit im selben Zeitraum wie in der Europäischen Union gilt:
Albanien, Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Georgien, Kasachstan (ab 2005 abgeschafft), Kirgisistan, Kroatien, Libanon, Liechtenstein, Mazedonien, Moldawien, Norwegen, Rumänien, Russland, Schweiz, Serbien und Montenegro, Türkei, Ukraine
Staaten, in denen eine Sommerzeit in einem anderen Zeitraum gilt:
Afghanistan, Ägypten, Australien (teilweise), Bahamas, Bermuda, Brasilien, Chile, Iran, Israel, Kanada (teilweise), Kuba, Mexiko, Mongolei (teilweise), Namibia, Neuseeland, Pakistan, Palästinensische Autonomiegebiete, Paraguay, Syrien, USA (teilweise)

Pro und Kontra

Das ursprünglich verfolgte Ziel der Energieeinsparung konnte durch die Sommerzeit laut Expertenaussagen in Deutschland nicht erreicht werden. Demnach fällt die Energiebilanz sogar negativ aus (Vorteil für die Energielieferanten und Vorteil für den Staat durch höhere Steuereinnahmen), da durch das verschobene Aufstehen die Heizperiode verlängert wird und allerlei Aufwände für die Umstellungsprozeduren anfallen. Trotzdem wurde die Sommerzeit nach Ablauf der „Probezeit“ beibehalten, da ein Teil der Bevölkerung die (scheinbar) längere Helligkeit der Sommerabende befürwortet. Der Anteil der Befürworter in der Bevölkerung ist seit mehreren Jahren rückläufig und liegt zur Zeit bei ca. 51%. In den USA wurde während einer Probephase mit früherem Beginn der Sommerzeit 1974-1975 ein 1%-iger Rückgang des gesamten Elektrizitätsverbrauches gemessen.

Während Befürworter der Sommerzeit argumentieren, es sei für Menschen natürlich, eher abends das Leben zu genießen, wodurch ihre Produktivität erhöht wird, argumentieren die Gegner, die Anpassung an den neuen Tagesrhythmus dauere mehrere Tage, sei gesundheitsschädlich und verringere während der Umstellungsphase die Produktivität. Der durch die Umstellung entstehende Aufwand sei zu hoch, um die Vorteile zu rechtfertigen. Nicht wenige befürworten deshalb, die Sommerzeit zur Normalzeit zu erklären, um so das längere Abendlicht genießen zu können, ohne sich umstellen zu müssen. Es ist unwahrscheinlich, dass die EU sich darauf einigen können wird.

Als Nachteil ist zusätzlich zu bemerken, dass sich die Zeit nicht mehr am Stand der Sonne orientiert (Ortszeit). Durch die Normierung der Zeit in den Zeitzonen kommt es zu Abweichungen von der Ortszeit im Minutenbereich: durch die Sommerzeit zu einer Verschiebung um eine Stunde, die sich in Deutschland allen Orten westlich von Görlitz der Abweichung von der Sonnenzeit aufaddiert.

Der alte Mittag teilte den Tag symmetrisch: so wie die Sonne bis zu Mittag auf ihren höchsten Stand steigt, hob sich der Zeiger der Uhr, und sank dann wieder, wie die Sonne sich senkt. Wenn die Sonne um 7:00 Uhr morgens aufgeht, geht sie um 17:00 Uhr unter, wenn sie um 8:00 aufgeht, um 16:00 usw. usf. (Zumindest gilt das für den 15. Längengrad, auf den sich die MEZ bezieht.) Durch die Sommerzeit wird das Zeitempfinden von diesen Vorstellungen abgekoppelt, da die Sonne dann erst um 13:00 Uhr (+ die Minuten der Abweichung von der Ortszeit, siehe Zeitgleichung) ihren höchsten Stand erreicht und die "Spiegelung" bzw. Teilung in die erste und zweite Tageshälfte um 13:00 Uhr erfolgt, d.h. wenn die Sonne um 6:00 Uhr aufgeht, geht sie um 20:00 Uhr unter (nach der Sonnenzeit geht sie um 5:00 auf und 19:00 unter).

Weiteres