Thema: Stichtage
Einzelnen Beitrag anzeigen
28. May 2006, 16:52   #167
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
16. Mai 1981: Karl-Heinz Böhm formuliert seine legendäre Wette

Menschen für Menschen

Am 16. Mai 1981 formulierte Karlheinz Böhm in der ZDF-Sendung "Wetten dass..?" eine legendäre Wette:
"Ich wettete also, dass nicht einmal jeder dritte Zuschauer am Bildschirm einen Franken, eine Mark oder sieben Schilling für die Ärmsten der Welt spenden werde. Als Verlierer, sagte ich, würde ich selber in die Sahelzone gehen, um das hautnah zu erleben. Natürlich habe ich die Wette haushoch gewonnen. Von den geschätzten 18 Millionen Zuschauern sind "nur" gerade 1,2 Millionen DM gespendet worden..."

Damit nahm Böhms Leben eine dramatische Wende. Im Oktober 1981 flog er erstmals nach Äthiopien und gründete am 13. November 1981 in Deutschland die Hilfsorganisation "Menschen für Menschen", die er seitdem leitet. Mehrere Monate pro Jahr lebt Böhm in einfachsten Verhältnissen in Äthiopien, die restliche Zeit ist er in Europa unterwegs auf Vortragsreisen und wohnt in seinem Haus in Grödig (Salzburg).

Das erste Projekt in Äthiopien widmete sich der Ansiedlung von 2100 Halbnomaden, die im Zuge der Kriegswirren in Flüchtlingslagern dahinvegetierten und elend zu Grunde zu gehen drohten. Gemeinsam mit diesen Menschen wurden im Erer-Tal vier neue Dörfer erbaut. Im Dezember 1984 erklärte sich Böhm bereit, für die Verteilung der in Deutschland eingegangenen Spenden für Bob Geldofs Band Aid-Projekt zu sorgen.

Klick


Karlheinz Böhm (* 16. März 1928 in Darmstadt) ist ein österreichischer Schauspieler und Gründer der Organisation „Menschen für Menschen“ (MfM), die notleidenden Menschen in Äthiopien hilft.

Böhm wurde als Schauspieler zunächst vor allem durch seine Rolle als Kaiser Franz Joseph in den Sissi-Filmen an der Seite von Romy Schneider bekannt.

Hilfe für Afrika

1976 wurde Böhm zum ersten Mal mit der Armut in Afrika konfrontiert. Um einen Bronchialkatarrh auszukurieren, empfahlen ihm die Ärzte einen Aufenthalt in Kenia. Dort ließ er sich von einem einheimischen Hotel-Angestellten die Kehrseite der Luxusfassade zeigen. Als Karlheinz Böhm die Hütte des Hotel-Angestellten sah und erfuhr, dass diese Menschen sich nicht einmal einen ganzen Fisch leisten konnten, sondern nur den Kopf eines Fisches, war Böhm erschüttert und konnte diese Armut nicht nachvollziehen. So beschloss er, diesen Menschen zu helfen. Als er wieder nach Deutschland zurückkehrte, wurde er in die Sendung „Wetten dass..?“ eingeladen. Dort wettete er am 16. Mai 1981, dass nicht einmal jeder dritte Zuschauer eine Mark bzw. sieben Schillinge spenden würde, um notleidenden Menschen in der Sahelzone zu helfen. Er versprach, dass er selbst nach Afrika gehen würde um zu helfen, wenn er diese Wette verlieren würde. Er gewann die Wette, denn es kamen nur rund 1,2 Millionen DM (über 610.000 Euro) zusammen. Nach dieser Sendung im Oktober 1981 flog er dennoch mit dem Geld erstmals nach Äthiopien und gründete am 13. November 1981 die Hilfsorganisation Menschen für Menschen.

In Österreich wurde Menschen für Menschen 1983 gegründet und seit 1989 gibt es diese Stiftung auch in der Schweiz. Bis heute hat der 78-Jährige ehemalige, erfolgreiche und berühmte Schauspieler, der äthiopischer Ehrenbürger ist, mit seiner Stiftung rund 230 Millionen Euro Spendengelder in das Land investiert. In dieser Stiftung sind 668 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter nur 7 Europäer, für rund 2,6 Millionen Menschen im Einsatz. Manche fragen sich vielleicht, warum Menschen für Menschen nur Äthiopien hilft, denn es gibt 49 weitere ärmste Länder. Er hatte seine Hilfe ebenfalls dem Tschad und dem Sudan angeboten, doch Äthiopiens Botschafter in Bonn reagierte als erster. Das ist ein Grund, warum er Äthiopien hilft. Zweitens hilft diese Organisation nur einem Land, weil diese Stiftung will, dass Äthiopien als Beispiel genommen wird.

Den armen Menschen zu helfen ist nun seine Lebensaufgabe geworden.

Verteilung der Spendengelder

Böhm hat das Erertal entdeckt, wo vier Dörfer für 2400 Menschen aufgebaut wurden. Seine Organisation hat Lehmhäuser, Wasserstellen und Brunnen mit Handpumpen gebaut. Nachdem alle Flüchtlinge aus den Hungerlagern seiner Dörfer umgesiedelt waren, hat Böhm Lebensmittel, Kleider, Decken und Notnahrungsmittel gekauft. Außerdem wurden Ochsen gekauft und mit den Flüchtlingen alte und nur halb funktionierende Traktoren repariert. Außerdem wurde eine Farm aufgebaut, die an die Bauern übergeben wurde.

Heute sind diese Menschen selbständig und können sich selbst versorgen.

Aufgaben der Organisation Menschen für Menschen

Die Organisation arbeitet inzwischen in vier verschiedenen Projektregionen Äthiopiens, wo sie mit der Basisentwicklung angefangen hat, nämlich einer moderneren Landwirtschaft, die mit den Bauern zusammen erarbeitet wird. Bodenerosionen werden bekämpft, es werden gemeinsam mit den Bauern noch mehr Bewässerungen gebaut und sie haben die soziale Infrastruktur in den Regionen, in denen sie arbeiten, wesentlich verbessert. Die Organisation hat bisher 21 Krankenstationen, 2 Polikliniken, fast 1000 Wasserstellen, 194 Getreidemühlen und 100 Schulen gebaut. Sie haben ebenfalls 39 Millionen Baumsetzlinge gepflanzt. Es werden jetzt auch noch 2 riesige Bezirkskrankenhäuser mit 200 Betten gebaut. Eine der Ursachen für die Armut in Äthiopien sieht Karlheinz Böhm in der sozialen Benachteiligung der Frauen. Er sagt, dass wir endlich begreifen müssen, dass Frauen dieselben Rechte haben wie Männer. Darum kämpft er für die Besserstellung der Frauen in der Gesellschaft. Die Arbeit von MfM und vor allem von Karlheinz Böhm in Äthiopien ist zum Inbegriff für wirksame Hilfe geworden. Mittlerweile verbringt Karlheinz Böhm mehrere Monate im Jahr in Äthiopien, besucht die einzelnen Projekte, hält Kontakt zu den Mitarbeitern vor Ort, bespricht mit ihnen die Verteilung der Gelder und kontrolliert den Ausbau der verschiedenen Maßnahmen. Die restliche Zeit ist er in Europa unterwegs auf Vortragsreisen. - Frage nach Nachahmern seiner Projekte in anderen Ländern. Der Referent klärt, dass so etwas kaum jemand schafft (immer wieder Naturkatastrophen etc. und fast neu anfangen...); um den Schwierigkeitsgrad zu kennzeichnen, erwähnt er Albert Schweitzer.

Ziele

Sein größter Wunsch ist, dass eines Tages ein Vertreter der äthiopischen Regierung zu ihm kommt und sagt: „Karl, jetzt warst du schon solange hier. Vielen Dank. Wir brauchen dich nicht mehr und wir kommen mit unseren Problemen selber zurecht.“ Der jungen Generation im Land wünscht er auch, dass sie mehr existenzielle Sicherheit erlebt, als die Generationen davor.

Klick