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20. September 2005, 22:56   #80
Ben-99
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... ohne Schulabschluß, vom Taxi-Fahrer mit abgebrochener Fotografen-Lehre zum zweitmächtigsten Mann in Deutschland - kein anderer als Joseph Fischer hat die Journalisten so geschickt für seinen märchenhaften Aufstieg benutzt.

Und was ruft er ihnen am Ende seiner Karriere zu? "Das Schönste an meiner Entscheidung ist, dass ich Sie jetzt auch alle hinter mir habe!"

Aber was so ein grünlich-gehorsamer SPIEGEL-Redakteur ist, der druckt den dummen überheblichen Spruch zwar, bedankt sich für die Ohrfeige aber auch noch devot, indem er den Abschied Fischers in einem Lobhudel-Artikel darstellt, als ginge es um Lincoln, Gandhi, Napoleon, Bismarck oder einen anderen Großen der Weltgeschichte. Wie lächerlich.

http://www.spiegel.de/politik/deutsc...375678,00.html

Da wird er hingestellt als ein armer bemitleidenswerter Außenminister, der leider so oft durch die Welt fliegen mußte, daß er kaum Zeit für ein Privatleben hatte, so daß seine heute getroffene Entscheidung menschlich natürlich nur allzu verständlich sei.

Kein Wort darüber, daß er die angeblichen Strapazen als Minister auch weiterhin auf sich nehmen würde, nur eben keinen Bock darauf hat, seine Partei auch dann zu unterstützen, wenn sie nicht mehr an der Regierung beteiligt ist.

Ich weiß nicht, vielleicht bin ich inzwischen einfach nur zu alt, um zu verstehen, wie sich der SPIEGEL der neuen Zeit anpaßt. Aber wenn ich dort alle paar Tage lesen muß, daß Oskar Lafontaine doch nur ein "Populist" und Schmalspur-Politiker sei, ein Blender und Wendehals-Karrierist wie Fischer dagegen aber für 20 Jahre seriöses politisches Engagement gelobt wird, dann wird es wohl so sein, daß ich nicht mitbekommen habe, daß Lafontaine wohl noch einen Zwillingsbruder haben muß, der mal lange Zeit angesehener Ministerpräsident des Saarlands und später als Parteivorsitzender Chef der SPD war.

Nun ist guter Rat teuer. Denn bislang gab es als Gegengift zum rechten Primitivblatt BILD immer das intelligent gemachte weltweit angesehene Nachrichtenmagazin aus Hamburg. Wenn ich aber weiter so einen Mist im SPIEGEL lesen muß, kann ich auch gleich auf der BILD-Online-Seite bleiben. Wobei mir das "Hamburger Abendblatt" (obwohl merkwürdigerweise auch aus dem Hause Springer) inzwischen viel sympathischer ist als das, was Stefan Aust vom SPIEGEL übriggelassen hat.

Wenn ich der Einzige sein sollte, der so denkt, habe ich halt Pech gehabt. Aber es kann durchaus sein, daß sich zur Zeit auch viele andere treue Leser ärgern, wie hier massiv gegen die Linkspartei polemisiert wird und man andererseits solchen Schaumschlägern wie Fischer in den Arsch kriecht oder sogar Reklame für Angela Merkel macht, worauf ich ja schon gestern hingewiesen hatte.

Ich würde mich freuen, wenn nach dieser völlig bescheuerten unnötigen Wahl auch der SPIEGEL einen gehörigen Denkzettel in Form von Abonnement-Kündigungen und sinkender Auflage verpaßt bekäme. Denn nur diese Sprache versteht man in der Chefetage des Hamburger Magazins. Deshalb biedert man sich ja auch immer mehr den FOCUS-Lesern an, so wie ARD und ZDF auch immer mehr auf das Niveau der Privatsender heruntersinken.

Ich finde das nicht nur ärgerlich, sondern für die Pressevielfalt und -freiheit in unserem Lande auch höchst bedenklich, da es zu BILD und SPIEGEL derzeit kaum Alternativen gibt, durch die so viele Leser - und eben auch Wähler - erreicht werden, die sich aus den Kommentaren und Berichten ihre Meinung bilden.

Gruß Ben
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