Einzelnen Beitrag anzeigen
17. November 2007, 19:10   #4
Ben-99
Ungültige E-Mail Angabe
 
Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
... tw, so wird von Seiten der Polizei, und natürlich erst recht von Seiten des Herstellers, immer gern argumentiert. Aber dann könnte man auch sagen: Eine Pistole ist ungefährlicher als eine Panzerfaust, weil sie ohne Zweifel weniger Schaden anrichtet. Auch ein Messer ist im Vergleich zu einem Samurai-Schwert harmlos, was auch für einen normalen Knüppel im Gegensatz zu einem Baseballschläger gilt.

In Wahrheit kann man aber mit all diesen Gegenständen töten oder zumindest Menschen schwer verletzen. Und deshalb sollte man Elektroschocker auch nicht mit einer Pistole vergleichen, sondern eher mit einem Schlagstock. Nur ist ein Taser eben weitaus gefährlicher, nicht nur weil so ein Schuß mit einer Häkchen-Schnur buchstäblich auch mal ins Auge gehen kann, sondern vor allem, weil sich der Angegriffene in einer unkalkulierbaren Streßsituation befindet, die man überhaupt nicht mit dem Befinden eines Freiwilligen vergleichen kann, der sich vor einem Test in Ruhe auf die nun folgenden schmerzhaften Sekunden konzentrieren kann. Außerdem sind bei solchen Tests für den Notfall immer Ärzte zugegen, und der Taser-Schütze hat auch genügend Zeit zu zielen, um nicht den Kopf zu treffen. Und, was auch wichtig ist: Die Testperson wird gesund sein und auch keine schweren Kreislaufprobleme haben, wie sie zum Beispiel bei Drogensüchtigen häufig anzutreffen sind, von denen bereits einige Opfer von Taser-Einsätzen wurden und dabei getötet oder schwer verletzt worden sind.

Das Schlimmste ist jedoch, daß im Gegensatz zum Einsatz einer Schußwaffe die Hemmschwelle drastisch sinkt und Elektroschocker daher immer häufiger auch bei harmlosen Anlässen benutzt werden. Von daher sind sie für mich sogar gefährlicher als eine Pistole, denn die wird von Polizisten fast immer nur zur Abschreckung benutzt bzw. zur Bedrohung, um den Täter gefügig zu machen. Kein normaler Polizist würde auf die Idee kommen, einen unbewaffneten Ladendieb ins Bein zu schießen oder überhaupt die entsicherte Waffe auf ihn zu richten. Notfalls läßt man ihn halt laufen, weil die Schwere der möglichen Verletzungen in keinem Verhältnis zum geringen Wert der Beute steht.

Der Einsatz von Elektroschockern bei allen möglichen Vergehen wird aber immer beliebter, was auch daran liegt, daß der Beamte die Person nicht mehr berühren muß und er auch einen viel größeren Abstand zu ihr hat, als wenn er seinen Schlagstock benutzen müßte. Und dieser "Abstand" ist eben auch in psychologischer Hinsicht relevant, da man sich dabei nun nicht mehr persönlich die Hände schmutzig machen muß. All das ist geeignet, um Taser viel zu häufig leichtfertig auch bei nichtigen Anlässen zu benutzen.

Es kann mir ja wohl keiner sagen, daß mehrere kräftige Cops nicht in der Lage sind, einen am Boden sitzenden Studenten aufzuheben und abzuführen. Statt dessen wird er minutenlang gefoltert, indem man immer wieder Stromstöße durch seinen Körper jagt. Und der unbewaffnete Randalierende auf dem Flughafen hätte auch irgendwann von allein aufgehört oder mehrere Ordnungshüter hätten ihn auf konventionelle Art überwältigen können. Dann wäre er jetzt nicht tot.

Hoffentlich werden in Zukunft noch viele solcher Videos im Internet auftauchen, bis dann vielleicht auch endlich mal die zuständigen Behörden einsehen, daß der Einsatz von Elektroschockern weitaus gefährlicher als die Bedrohung mit einer Schußwaffe ist.

Gruß Ben

PS: Wie ich gerade sehe, hat auch Ogino ganz richtig darauf hingewiesen, daß der Einsatz von Tasern in keinem Verhältnis zu den gesundheitlichen Schäden steht, die solche Dinger anrichten können.