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28. March 2008, 21:03   #40
Ben-99
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... ist doch kein Problem, Franko, wenn einem jemand aus irgendwelchen Gründen unsympathisch ist. Man sollte die Fahrer nur nicht ständig mit zweierlei Maß bewerten. Denn der Begriff "Schummel-Schumi" wurde schließlich nicht von mir erfunden, sondern von der Presse und hatte seine Berechtigung, weil eben gerade er öfter durch unfaires Verhalten auffiel. Aufschlußreich in dieser Hinsicht ist ja auch die Zahl seiner Strafpunkte. Und wenn er wieder mal ertappt wurde, fing er an zu jammern, weil für ihn grundsätzlich immer die anderen schuld waren. So gesehen paßt der Begriff "Heulsuse" sehr viel besser zu MS.

An Alonso mochte ich von Anfang an seine Nervenstärke. Denn in den entscheidenden Situationen, in denen Schumi, meist aus einer dümmlich-infantilen Trotzreaktion heraus, ausrastete und dadurch sich selbst und andere Fahrer massiv gefährdete, blieb Alonso stets cool und gewann dann meist auch die Rennen. Das fand ich gerade bei einem noch so blutjungen Fahrer bewundernswert, vor allem, weil er als Newcomer dadurch deutlich machte, daß er nicht die geringste Angst vor dem F1-Übergott Schumi hat, was wiederum den Kerpener offensichtlich extrem irritierte und schließlich auch den Anfang vom Ende seiner Karriere einläutete.

Ob der jüngste WM-Sieger aller Zeiten "arrogant" ist, vermag ich nicht zu sagen. Aber die zwei Titel hintereinander haben ihn natürlich noch selbstbewußter gemacht. Und so wie Schumi nach mehreren gewonnenen Weltmeisterschaften auch nicht wieder für Benetton oder einen anderen zweitklassigen Stall gefahren wäre, sah wohl auch Alonso die diesjährige Saison nur als Übergang an, um im nächsten Jahr dann wieder mit einem Auto unterwegs zu sein, das für den nach wie vor derzeit besten Rennfahrer gerade gut genug ist. Und da er wohl nicht mehr auf ein Wunder bei Renault hofft, halte ich es in der Tat für gar nicht so abwegig, daß er vielleicht schon im nächsten Jahr die Nr. 1 bei Ferrari sein wird, um dann die Serie seiner WM-Siege fortsetzen zu können - worauf Schumi bekanntlich 5 Jahre warten mußte.

Ich bin übrigens immer noch davon überzeugt, daß er im letzten Jahr erneut, das heißt zum 3. Mal in Folge, Weltmeister geworden wäre, wenn sich das Mercedes-Team nicht auf so dümmliche Weise selbst ausgetrickst hätte, indem es den neuen Fahrer Alonso, der als Star eingekauft wurde, ein talentiertes Küken vor die Nase setzte und sich demonstrativ an das "Stallorder"-Verbot hielt, obwohl jeder weiß, wie leicht man dieses umgehen kann. Denn auch in den anderen Teams gibt es nach wie vor einen "Hauptfahrer", der besonders unterstützt wird. Außerdem hat Hamilton inzwischen gezeigt, daß er in schwierigen Situationen längst nicht so nervenstark ist wie sein spanischer Kollege. Und auch in immer mehr Kommentaren über ihn und seine unstete Leistung kann man inzwischen das böse Wort "Eintagsfliege" lesen.

Probleme, mit denen Michael Schumacher auch während seiner letzten aktiven Jahre nie etwas zu tun hatte, denn die Stallorder wurde bei Ferrari zu seinen Gunsten sogar so kraß angewandt, daß die Nr. 2 im Ferrari-Team schon mal vor dem Ziel auf Befehl abrupt abbremsen mußte, nur damit Schumi auch diesmal wieder nach ganz oben aufs Treppchen durfte, obwohl Millionen Zuschauer Zeuge wurden, daß er in Wirklichkeit nur Zweiter war.

Wer das "sympathisch" findet, würde wohl auch noch zu seinem Guru Schumi halten, wenn dieser vor einem Rennen auf frischer Tat beim Aufschlitzen der Reifen der Konkurrenz ertappt worden wäre. Ich lehne es ab, den aalglatten Trickser Schumi ständig in den Himmel zu loben und seine oft unsportlichen mutwilligen Vergehen als Bagatelle zu bewerten, während man bei Alonso auf bigotte Art den Moralapostel herauskehrt. Für mich sind beides Weltklasse-Fahrer, die ihre WM-Titel verdient haben. Und nur weil einer von ihnen kein Deutscher ist, muß ich ihn deshalb noch lange nicht als drittklassiges Würstchen hinstellen.

Damit kommen die Schumi-Fans sowieso nur hierzulande durch. Denn wartet mal ab, bis die englische Presse Hamilton fallenläßt. Wem werden sie dann wohl zujubeln - etwa einem der neuen deutschen Fahrer oder nicht doch wohl eher dem Spanier? Und wenn er wirklich zu Ferrari gehen sollte und die nächste WM gewinnt, werden ihm auch die Italiener zu Füßen liegen. Da kann Schumi meinetwegen auch noch mit einem dreifachen Salto auf einem Motorrad versuchen, die Aufmerksamkeit zu erhaschen. Es würde nichts nützen und er könnte dadurch nicht verhindern, daß der auch jetzt noch junge Fernando Alonso auf Jahre als neuer Superstar der Formel 1 gewertet wird.

Gruß Ben

PS: Sacki, Du mußt mir irgendwann mal in Ruhe Deine Extrem-Phobie gegen Klinsmann erklären, weil ich in dieser Hinsicht anscheinend Nachholbedarf habe, da mir nie aufgefallen ist, daß er von Fußball angeblich keine Ahnung haben soll und der Nationaltrainer, der die deutsche Luschen-Mannschaft bei der WM '06 auf einen gänzlich unerwarteten Platz 3 hievte, offensichtlich ein ganz anderer war, der nur so wie Klinsi aussah ;-)