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25. June 2006, 11:45   #19
Ben-99
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... das Leben würde fade sein, wenn die Menschen alle gleich wären. Was die einen lieben, müssen nicht auch alle anderen gut finden. Und wenn jemand seine persönlichen Eindrücke schildert, hat das nichts mit "Miesepeterigkeit" zu tun, nur weil nicht alle Leute Massenveranstaltungen und kollektive Jubel-Orgien lieben.

Jeder so, wie er es mag. Mich stört der Rummel nicht, nur möchte ich nicht mittendrin sein. Und daß ich mir zumindest alle Spiele im Fernsehen anschaue, bei denen unsere Mannschaft mitwirkt, zeigt, daß sogar mir auch Fußball mal für eineinhalb Stunden Spaß machen kann. Aber zu mehr lasse ich mich nicht verpflichten. Weder von der BILD-Zeitung, noch von irgend jemand anderen, der mir vorschreiben will, was mir gefälligst Spaß zu machen hat.

Ich fordere doch kein Verbot solcher Großveranstaltungen und behaupte auch nicht, daß alle blöd sind, die sich daran erfreuen. Aber es darf auch nicht so weit kommen, daß man Menschen, die sich nun mal nicht so sehr dafür begeistern können, immer gleich als "Miesmacher" tituliert. Und ich bin sicher, daß es auch noch andere Männer gibt, die Besseres zu tun haben, als sich Spiele zwischen Mannschaften exotischer Länder anzuschauen, deren Namen sie vorher nicht mal korrekt schreiben und wohl auch nicht auf dem Globus zeigen konnten. Nur trauen sich in solchen Zeiten viele nicht, ihr Desinteresse auch offen zuzugeben.

Ich hatte auch noch nie etwas für Karneval übrig und wundere mich immer wieder, wie sich wildfremde Menschen besoffen in die Arme fallen können, nur weil sich das im Rheinland an bestimmten Tagen im Jahr so gehört. Aber ist man deshalb gleich ein schlechter Mensch? Ist es etwa Pflicht für einen "guten Deutschen", sich vom Fieber der Massenbegeisterung anstecken zu lassen?

Und was bedeutet "Geselligkeit"? Ich bin lieber mit 3 Freunden in einer gemütlichen Kneipe als mit 3000 Fremden bei einer Großveranstaltung. Im übrigen freue ich mich wie alle anderen darüber, wenn unsere Mannschaft gewinnt. Und ich freue mich besonders für Jürgen Klinsmann, daß seine Rechnung aufgegangen ist und nicht die einer Zeitung, die eine monatelange Hetzkampagne gegen ihn geführt hat.

Aber in Deutschland kann ja nicht sein, was nicht sein darf. Und ein Trainer taugt natürlich nichts, wenn er mal endlich alte Zöpfe abschneidet und einen neuen, seinen eigenen, Stil kreiert, wie man das Beste aus den Spielern herausholt und sie optimal motiviert. Und vor allem darf ein Nationaltrainer auch nicht im Ausland wohnen. Denn so etwas gestattet man nur blondgelockten Showmaster – vor allem, wenn sie einen Vertrag mit dem Springer-Verlag haben, den ein Klinsmann eben nie unterschreiben würde.

Aber mich würde wirklich interessieren, ob es auf dem Board auch noch andere Leute, egal ob Männlein oder Weiblein gibt, die sich schon vorher nicht viel aus Fußball gemacht haben und auch nicht wissen, warum sie jetzt in diesen Wochen, quasi "auf Kommando", in einen kollektiven Jubel-Rausch verfallen sollen.

Gruß Ben