Einzelnen Beitrag anzeigen
20. December 2003, 18:22   #5
Elli
 
Benutzerbild von Elli
 
Registriert seit: August 2003
Ort: NRW
Beiträge: 181
Natürlich ist es schrecklich einen geliebten Menschen zu verlieren, aber mich hat es immer gewundert, dass die Angehörigen (ob es nun der Lebenspartner oder Kinder oder Eltern sind) damit allein gelassen werden - ja, sie werden sogar gemieden.
Sollte man nicht grade dann zur Stelle sein und helfen? Natürlich kann man niemanden zurück bringen, aber man kann wenigstens zeigen, dass der Betroffene nicht ganz alleine ist.
Dabei stellt sich natürlich die Frage: Was sag ich bloß? Es tut mir leid? Mein Beileid?
Das ist natürlich zu wenig, aber sind denn Worte in dem Zusammenhang soo wichtig? Weiß nicht der Andere selber, dass man sich nicht so ausdrücken kann, wie man vielleicht möchte?
Also nicht kneifen, sonst läuft man mit schlechtem Gewissen herum und davon hat keiner was.

Meine Mutter war in den letzten Jahren ihres Lebens sehr krank und mein Vater und ich haben sie rund um die Uhr gepflegt. Irgendwann konnten wir nicht mehr: mein Vater erlitt einen Schlaganfall (von dem er sich zum Glück gut erholt hat) und kam ins KH - meine Mutter war so schwer krank, dass ich sie auch ins KH bringen lassen musste und ich brach anschließend selber schwer krank zusammen.
Meine Schwester, die weit weg wohnte und kleine Kinder hatte, setzte sich sofort in den Flieger und nahm die Sache in die Hand.
Meine Mutter wurde für die letzten Wochen ihres Lebens in einem Hospiz untergebracht.
Meine Schwester hatte damals ein schlechtes Gewissen, weil sie meinte, sie habe alles an sich gerissen obwohl wir uns doch die ganze Zeit gekümmert hatten. Aber wir waren dazu gar nicht mehr in der Lage und hatten unsere Grenzen lange überschritten, es aber nicht mehr bemerkt - wenn der Geist nicht mehr kann, kann auch der Körper irgendwann nicht mehr und streikt.
Im Hospiz haben wir dann jeden Tag bei meiner Mutter gesessen und waren alle da als sie starb.
Erst 1 Jahr später konnte ich wirklich trauern - ich war vorher wie erstarrt gewesen.
Ich bin heute noch sehr dankbar für die Unterstützung durch meine Schwester, Nachbarn und Freunde die uns in dieser Zeit nicht allein gelassen haben.