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29. May 2002, 19:24   #19
tw_24
 
Benutzerbild von tw_24
 
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Beiträge: 1.018
Zitat:
Zitat von cli
die gründe weshalb kriege entstehen lassen sich auf den einzelnen menschen herunterprojezieren.
neid, machtmißbrauch, rechthaberei....
alles sind zutiefst menschliche eigenschaften.
am ende steht ein mensch, welcher den krieg befiehlt.
Der Schluß ist zu einfach. Denn demnach wäre Krieg am Ende zutiefst menschlich. Natürlich, es kann sicher sein, daß früher irgendein in seiner Ehre gekränkter Feudalfürst seine Leibeigenen als Kanonenfutter verheizt hat, aber auch denen mußte er mit irgendeiner Erklärung kommen, die das Ganze als edle Tat, für die Gott (oder wer auch immer) seinen Segen gibt, darstellt.

Bis heute hat sich da eigentlich nicht viel geändert - da müssen wir uns nur mal die vielfältigen Begründungsversuche unseres geliebten Außenministers für die Notwendigkeit einer deutschen Beteiligung an einer Aggression gegen Jugoslawien anschauen. Was da alles erfunden und/oder übertrieben wurde. Da meldete man Konzentrationslager, die es nie gegeben hat, Hufeisenpläne wurden präsentiert, über deren Echtheit man schon damals zweifelte, und - plötzlich - Auschwitz nicht mehr Grund dafür, sich einem Krieg gegen einen ehemaligen Gegner zu verweigern, sondern Grund, an diesem Krieg teilzunehmen. "Wir" waren plötzlich "verpflichtet" einzugreifen, anzugreifen, um es korrekter zu sagen. "Wir" müßten doch "Verantwortung" übernehmen.

Es ist also wieder eine Idee/Weltanschauung/Religion/"Wertesystem", was als Rechtfertigung herangezogen wird.

Und auch für die Hinterbliebenen von Gefallenen - auch eine eigentlich verharmlosende Wortschöpfung - muß immer ein Grund gefunden werden, warum der/die Getötete sein/ihr Leben ließ. "Für Führer, Volk und Vaterland" hieß es früher - und hier, aber nur hier könnte man aus der Plazierung des Führers auch herauslesen, wer den Befehl gab, doch der war ja eigentlich kein Mensch, sondern, hm, Der Führer -, heute stirbt man vermutlich in treuer Pflichterfüllung.

Nur was diese "Pflicht" ist, analog auch zu den "neuen Aufgaben" der Bundeswehr, das wird meistens mit einem religiösen/weltanschaulichen Überbau verschleiert. Selbst die Idee eines "Vaterlandes" scheint mir zu diesem Überbau zu gehören. Natürlich, es gibt so etwas wie "Heimat", aber auch das ist eher schon ein Gefühl als Realität.

Familie, Freunde - das sind "Dinge", die ich "greifen" kann, aber wohl noch nie starb ein Soldat offiziell "für seine Familie" oder "für seine Freunde" - obwohl, da könnte vielleicht noch "der Kamerad" eingeführt werden. "Er starb, um seine Kameraden zu retten", die dann halt etwas später ihre Pflicht bis zum letzten Atemzug erfüllten.

Es ist, wie quentin sagte, "am Anfang stand die Idee, der Mensch führt sie aus." Und am bitteren Ende ist wieder nur eine Idee.

Zitat:
Zitat von quentin
@tw, der Kandidat hat 1000 Punkte und jetzt weiss ich nicht, ob du das im Westen durchaus gebräuchliche geflügelte Wort einsortieren kannst, ich hoffe mal
Die Million vom Günter Jauch wäre mir lieber ;-) ...