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8. April 2007, 02:47   #8
Akareyon
 
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Zumindest der Gott der abrahamitischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) ist doch, machen wir nichts vor, nur eine lahme Entschuldigung, den Satan einführen zu können. Der Satan ist schuld an allem Übel, weil er Menschen besessen und gierig macht, und irgendwann kommt der liebe Gott und räumt wieder auf, und alle, die immer brav getan haben, was von der Kanzel gepredigt wird, können die Rendite für ihre frommen Taten einstreichen.

Im Prinzip zieht das Argument, das mir irgendein Strassenpredigerchrist mal um die Ohren gehauen hat: wer sind wir, Gott unsere Sünden anzulasten? Der Gott, der gelehrt wird, ist irgendsoein Hoschi, der uns die Verantwortung für unser Tun abnimmt. Dass wir gefälligst selbst mal den Arsch hochkriegen und diesen Planeten zum verdammt geilsten Flecken Materie im Umkreis von 954.394.230.913 Lichtjahren machen müssen, auf die Idee kommt anscheinend keiner. Das wälzen wir schön ab.

Fakt ist: wir sind nicht bloß Produkt eines wie auch immer gearteten Zufalls. Um mal ein grundlegendes physikalisches Gesetz und René Descartes zu bemühen: Aktio = Reaktio, und wo Blumen blühen, Augen sehen und Geister verstehen, muß auch eine Aktio erfolgt sein. Eine Art Grundprogrammierung des multidimensionalen Weltenäthers. Ja, ich glaube an eine höhere Form des Seins jenseits menschlicher Begrifflichkeiten. Aber die hinterläßt uns nicht tausendseitige Konvolute, in denen steht, daß wir unseren Mitmenschen den Schädel einhauen sollen (die dann so umgedeutet werden, daß ihr Verfasser uns eigentlich dolle lieb hat und an die Hand nimmt und Flash-animierte Dialoge führt), und im Prinzip brauchen wir ihr auch keine Tempel bauen.

Klar würden wir gern wissen, wo das alles hinführen soll und wie's nach dem Tod weitergeht. Letzten Endes ist das jedoch nebensächlich. Fakt ist, daß unsere Gefühle offensichtlich Aufschluss darüber geben, ob wir gerade in Harmonie mit dem Universum schwingen oder ob wir vielleicht mal die Saiten unseres Denkens nachstimmen sollten. Geht's uns gut, gibbet Harmonie, wir sind auf dem richtigen Weg und gucken, welche Töne man noch anschlagen kann.

Als Spezies sind wir nämlich gar nicht so übel und missraten, wie man Angesichts von Tod und Leid und Krieg und Hunger meinen könnte. Wir haben den meisten bekannten und katalogisierten Arten die Fähigkeit zur Antizipation voraus. Mach' ich dies, passiert wahrscheinlich das. Ergo: will ich dieses, muß ich jenes machen. Manche nehmen das als Gottes Hand wahr, andere als Schicksal, manche bemühen metaphysische Gesetze des Universums. Offensichtlich spielen Symbole eine besondere Rolle, denn sie bestimmen unser Denken und unsere Kommunikation. Da man nicht nicht kommunizieren kann, wie der kürzlich leider verstorbene und von mir schon vorher hochgeschätzte Populär-Philosoph Watzlawick postulierte, schmeißen wir mit Symbolen nur so um uns. Ist halt die Frage, welche Bedeutung wir diesen Symbolen beimessen (denn eben in der Semantik, das erkannten schon die alten Griechen, besteht auch unser Problem mit logischen Paradoxien). Ist die Swastika ein Sonnenrad und Glückssymbol uralter Kulturen oder Bestandteil der Reichsflagge der völkermordenden Nazis? Ist Gott ein hammer- und blitzeschleudernder und allzumenschlicher Trunkenbold oder eine weise, gütige Vaterfigur, allmächtiger Schöpfer des gesamten Universums?

Ich für meinen Teil maße mir nicht an, den Gott aller Götter, das Auge auf der Hierarchienpyramide, erkennen zu können. Doch ich danke ihm unbekanntermaßen für alles Sein. Ich danke dem Gott des Wassers, Ulmo, daß er Leben spendet, dem Gott Ra für das Licht, das dem Wasser die Energie gibt, und der Göttin Elektra, daß mein PC so wunderbar läuft. Und allen anderen Göttern auch. Danke für alles. Danke, das macht ihr ganz wunderbar. Danke für Eure Unterstützung im Kampf gegen die Dämonen des Neids, der Gier, der Habsucht, des Krieges, der Dummheit und all der anderen Entitäten, die unser Leben mittelbar und unmittelbar so schwer machen - und danke für den nicht zu übersehenden Hinweis, daß wir diesen Kampf verdammt nochmal selber ausfechten müssen, damit wir eines Tages voller Stolz zurückblicken können auf eine bessere Welt und sagen: japp, danke für die Hilfe, das haben wir aber ganz fein hinbekommen, ab jetzt laden wir Euch jeden ersten Sonntag im Monat auf Kaffee und Kuchen ein.

So sehe ich die Sache, aber das kann bis morgen schon wieder anders aussehen.

Frohe Ostern :-)