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7. May 2002, 16:20   #21
tw_24
 
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@ ChoppersHexe:

Wenn ich der Michel Friedmann wäre, würde ich jetzt wohl zur Hexenverbrennung aufrufen
und mich ganz selbstgerecht dabei auch noch wohlfühlen ...

> Vorweg,du sagst das selbst der Gedanke scheiß Türke eventuell wegen seiner Nationalität
> zustande kommt.
> Seh ich nicht so.

Nun, ich gestehe, daß ich selbst auch nicht ganz frei bin von einem "positiven Rassismus".
Die Pizza gibt es beim "Italiener", Döner beim "Türken" und preiswerten Alkohol beim
"Vietnamesen" um die Ecke.

Ich will Dir auch nicht unterstellen, daß Du ganz speziell allergisch auf manche Ausländer
reagierst, allein weil sie Ausländer sind, aber das sagst Du ja selber:

> Genauso schimpfe ich über den blöden Deutschen, oder wen auch immer, der was über mich
> abläßt.

Ich habe im konkreten Fall auch nichts gegen den Begriff "Schei*türke", aber sehr viel
gegen ein daraus abgeleitetes "Schei*türken". Solchen Verallgemeinerungen verdanken wir
Begriffe wie "getürkt".

> Wenn ich die Strasse entlang gehe,aus welchen Gründen auch immer,mich mit meiner
> Freundin unterhalte,muß ich mich dann beschimpfen lassen,von Türken/Ausländern,muß ich
> mir sagen lassen,deutsche Hure, ausgelutschte F...., scheiß Deutschland usw.?

Nein. Das sind Beleidigungen, die sich auch ein Ausländer nicht leisten darf. Aber nicht
jeder Ausländer zeigt ein solches Verhalten, das nichts mit der Herkunft der/des Betref-
fenden zu tun hat.

> Muß ich mir,überwiegend sind es doch die Ausländer die sich benehmen wie S.. , alles
> gefallen lassen?

Sind es wirklich überwiegend Ausländer? Ich glaube, deren Fehlverhalten nur eher wahrge-
nommen wird als "Ausrutscher" von Deutschen. Das fängt in den Medien an: Wann immer ein
Nicht-Deutscher eine Straftat begeht, wird seine Nationalität erwähnt. "Der rumänische
Gewalttäter" usw. Bei den Randalierern in Berlin vom 1. Mai wird dagegen darauf verzich-
tet, ihre Herkunft zu vermelden. Ich will nicht behaupten, daß da eine Strategie dahin-
tersteckt, aber unterschwellig werden so doch gewisse Menschenbilder erzeugt: Polen sind
die Spezialisten für Autoklau, Rumänen überfallen brutal oder schicken Kinder zum Betteln
auf die Straße und Afrikaner sind Drogendealer - wenn dann tatsächlich ein Straftäter die
"passende" Nationalität hat, verstärkt das das Vorurteil nur noch.

> Was ist mit den sogenannten Russen?
> Kommen hier her,weil sie irgendwo in der Verwandtschaft mal ein deutschen Vorfahr
> hatten/ haben und bekommen alles in den A....
> geschoben,machen sich breit.

Tja, die "Spät-Aussiedler". Die gelten als Deutsche, weil gerade in diesem Punkt deutsches
Recht sich auf rassistische Regeln stützt(e), die aus den 1930ern stammen. Wer irgendwie
nachweisen kann, daß deutsches Blut in seinen Adern fließt, gilt als Deutscher. Purer
Rassismus. Franzose wird man dagegen zum Beispiel nicht durch französisches Blut, sondern
dadurch, daß man in Frankreich zur Welt kommt.

> Kommen alle in unser Land und Einige benehmen sich,als wenn es hier so üblich wäre
> Frauen, Kinder und Jugendliche zu beschimpfen,machen die das auch in ihrem Land so?

Wie sie sich in ihrer Heimat verhalten, weiß ich nicht. Allerdings kommen wohl auch viele
legale Ausländer aus Staaten, in denen gerade Frauen nicht so emanzipiert sind, wie in Eu-
ropa. Ich kann mir durchaus vorstellen, daß einige damit echte Probleme haben. Aber damit
müssen sie dann halt leben.

> Wenn ich in meinem Land nicht mehr wohnen kann/will oder wie auch immer und such mir
> ein anderes Land zum Leben aus,dann sollte ich mich auch anpassen /integrieren können
> an /in die neue Heimat, ansonsten hab ich hier nichts verloren und bräuchte mir auch
> keine neue Heimat suchen.

Ja, ich sage nur Integration.

Aber allgemein ist es so, daß es heute unheimlich problematisch ist, legal nach Deutsch-
land zu kommen und auch noch einen dauerhaften Aufenthaltsstatus zu erlangen. Die EU-Gren-
zen sind für Ausländer beinahe dicht, und wenn man sich die Diskussion in Deutschland an-
schaut, dann wird von vielen Politikern allein schon der Wunsch - also noch gar nicht die
Tat -, in unserem weltoffenen Land leben zu wollen, als kriminell eingestuft. Und dieser
Vorwurf trifft "Wirtschaftsflüchtlinge" wie wirklich Verfolgte, die sich allesamt bei ih-
rer unerwünschten Ankunft in der BRD einer entwürdigenden Behandlung unterziehen müssen.

Hinzu kommt auch noch, daß dadurch, daß die Wege nach Deutschland/in die EU ziemlich ver-
sperrt sind, kriminelle Schlepperbanden eine Hochkonjunktur erleben. Sie lassen sich ihre
"Hilfe" teuer bezahlen - mit Geld, das in manchen Fällen in der neuen Heimat aufgetrieben
werden muß. Der Einstieg in die Kriminalität ist da beinahe vorprogrammiert ...

> Und was die Juden angeht, mein Opa war bei der SS, hat einige Sachen fabriziert,wo
> sicher niemand mit einverstanden wäre.
> Nichts ist zu entschuldigen,aber er hat nur Befehöle ausgeführt.

Ich zitiere mal quentin:

>> schlimm ist, mit dem duckmaeusertum schafft man neonazis, evtl will man das um noch
>> lange ein druckmittel zu haben

und Deine Antwort:

> Eben quentin,das meine ich.

Das Ducken fängt beim sturen Abschalten des eigenen Verstandes auf Befehl an. Nach dem
letzten Weltkrieg haben alle nur auf Befehl gehandelt - die Machtstrukturen, die auf den
einen "Führer" zugeschnitten waren, luden gerade dazu ein, alle Verantwortung auf diesen
paranoiden Feigling zu schieben.

Auf der anderen Seite ist es aber auch so, daß er in seinem Buch "Mein Kampf", das lange
vor der "Machtergreifung" erschien, klargemacht hatte, was auf Deutschland unter seiner
Führung zukommen würde. Er wurde dennoch (oder deshalb?) gewählt, was heute einfach unbe-
greiflich scheint. Da gab es noch keine Befehle, nur dieses eine Buch, in dem es heißt:
"Deutschland wird entweder Weltmacht oder überhaupt nicht sein." oder "Die Grenzen von
1914 bedeuten für die Zukunft der Nation gar nichts."

> Was bitteschön können meine Kinder und ich denn dafür,das damals ein Krieg entstand,was
> können meine Kinder und ich dafür,das so viele Juden umgekommen sind?
> Nichts,können wir dafür.

Ihr könnt nichts dafür, aber Ihr könntet daraus mindestens lernen, daß Gewalt und Rassis-
mus nicht unbedingt Leitbilder für Euch sein müssen.

> Und trotzdem wird weiterhin Geld gefordert,obwohl die meisten direkten Nachkommen gar
> nicht mehr leben.
> Nein,die immer weiter folgenen Generationen,wollen von dem Kuchen auch noch was abhaben.
>
> Und genau das ist es,was ich nicht einsehe.
> Soll dies in alle Ewigkeit so weitergehen?

Das soll nicht so weitergehen, zumindest nicht auf der finanziellen Seite. Geld bekommen
nämlich nur noch lebende Überlebende.

Ich zitiere mich (und andere) jetzt einfach mal selber aus einer anderen Diskussion zum gleichen Thema:

[Zitat]

>> und das ist die tatsache, dass wir deutschen wohl die einzigen sind, die dafür finanziell
>> zur rechenschaft gezogen wurden/werden

Das wiederum kann aber auch positiv gedeutet werden, wenn man es mal sozusagen als Anfang
sieht, daß Leid eben nicht umsonst war/ist, sich Verbrechen für die Verbrecher immer we-
niger lohnen.

>> und das obwohl von den damaligen kriegsverbrechern nicht mehr viele leben, bzw. auf je-
>> den fall in rente sind, also keine aktiven einzahler mehr, für das was sie anstellten.

Personell hast Du da sicher recht, aber wenn wir uns die größeren Wirtschaftsgiganten hier-
zulande anschauen, dann haben wir da die wahren Gewinner von Zwangsarbeit und Arisierung.
Deutsche Bank, Dresdner Bank, Siemens, BASF u.s.w. - sie alle haben prächtig am 'Erfolg'
des Nationalsozialismus verdient, an den Zinses-Zinsen verdienen sie noch heute. Und das
wenige, das sie herausrückten, können sie a) steuermindernd als 'Verlust' verbuchen und
b) sich damit auch 'juristische Sicherheit' erkaufen. Im Grunde sind das keine Entschä-
digungszahlungen, sondern in gewissem Sinn eine Art Versicherung dafür, daß es nicht noch
schlimmer kommen wird.
Verdient haben dürften auch die großen Versicherungskonzerne. Allein schon dadurch, daß
zum Beispiel für die in der Reichsprogromnacht zerstörten Geschäfte, Wohnungen etc. von
der Seite des deutschen Staates jeder Versicherungsschutz aufgehoben wurde. Ganz zu schwei-
gen natürlich von nicht ausgezahlen Lebensversicherungen und anderen Versicherungen. Das
sind alles Beträge, die auch heute noch weiter verzinst werden, während die Berechtigten
vielleicht nicht mehr nachweisen können, daß sie einen Anspruch auf solches Geld haben,
weil in den Kriegswirren Papiere abhanden gekommen sind.

>> wie kann es sein, dass ich finanziell zur rechenschaft gezogen werde, für verbrechen
>> die mein großvater verübte??

Tja, das geschieht doch auch nur indirekt über Steuern. Trotzdem hast Du natürlich Recht,
daß auf diese Weise doch noch so etwas wie eine 'Kollektivhaftung' zustande kommt. Aller-
dings gehört dazu auch, daß es die deutsche Wirtschaft war, die erst zu zahlen bereit war,
als auch der Bund ein paar Milliarden zuzuschießen bereit war.

>> für mich ist das nichts weiter, als ein versuch, eine weitere
>> generation von deutschen zu melken. und da frage sich noch einer, wieso ich bei
>> diesem thema einen dicken hals kriege

Ich kann Dich ja verstehen, aber es sind definitiv nicht in erster Linie Juden, die
die Deutschen "melken" wollen. Es sind die Unternehmen, die sich weigern wiedergutzu-
machen, was sie zu verantworten haben. Daß dann sozusagen die BRD als Rechtsnachfol-
ger des 3. Reiches in Haftung genommen wird - und damit also jeder, der Steuern
zahlt -, ist eine Folge dieser Verweigerungshaltung der deutschen Wirtschaft, die bei
der Politik natürlich auch über einigen Einfluß verfügt und damit alles auf das
Volk abwälzt, was ihr nicht paßt. Selbst die IG Farben, die wie kein anderes Unterneh-
men verbunden war mit den nationalsozialistischen Herrenmenschen, existiert ja heute
noch und verwaltet Unsummen nebst Zinses-Zinsen und denkt gar nicht daran, eine Mit-
schuld auch nur anzuerkennen.

[/Zitat]

> Aber bin ich deshalb gleich rechtsradikal, nur weil ich so denke?
>
> Ich meine,dazu gehört ne Menge mehr Fanatismus dazu.
> Und so fanatisch bin ich nun mal nicht.

Nein, Du bist nicht rechtsradikal. Zur Radikalität gehört auch Gewaltbereitschaft und die
scheint mir nicht vorhanden zu sein ;-).

MfG
tw_24