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29. December 2005, 09:31   #24
tw_24
 
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Chrobog hielt sich nicht an die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes, mehr oder weniger also des eigenen Hauses. Da muß man sich fragen, was solche Warnungen überhaupt wert sind, wenn jemand wie Chrobog sie nicht beachtet, der freilich zuvor noch Susanne Osthoff wegen der Nichtbeachtung "Sozialversicherungsmentalität" vorwarf. Konsequenterweise sollte man ihn nun an seinen eigenen Worten messen - und dort lassen, wo er ist, zumal es ihm ja gar nicht schlecht zu gehen scheint ...

Susanne Osthoff ihrerseits dürfte gestern sich via 2DF ziemlich unbeliebt gemacht haben. So wie sie auftrat - vollverschleiert und damit tatsächlich überhaupt nicht als wiedererkennbares Individuum -, ist sie weder im Irak ein Vorbild für Mädchen und Frauen, die alles andere wollen als ein islamistisches Roll back, noch etwa für in Deutschland lebende, die - hier aufgewachsen - leben wollen wie Deutsche und eben nicht nach den Regeln des Grünen Buchs und das gelegentlich mit ihrem Leben bezahlen müssen.

Insofern - aber auch nur aus diesem Grund - finde ich es nun doch begrüßenswert, wenn ihr jeglicher finanzieller Support gestrichen wird. Was sie vielleicht aufbauen will, sollte zerstört bleiben, denn mit der Emanzipation des Individuums oder überhaupt erstmal dessen Anerkennung kann es gar nichts zu tun haben. Bei unserem Verein hätte sie jedenfalls nicht die geringste Chance, bestenfalls würde sie noch als Opfer behandelt, allerdings sicher mit einigem Kopfschütteln, denn sie wurde ja nicht in eine gottgefällige Rolle hineingeboren, sondern gab sich selbst auf.

Hilfe oder ganz konkreter Fortschritt jedenfalls sieht anders aus als Susanne Osthoff, der man freilich dennoch nicht die Rückkehr in den Irak verbieten sollte. Vielleicht könnte sie ja gerade dort noch gerettet werden ...

Zitat:
In den kurdischen Städten zeigt sich auch, dass hier zumindest die Richtung stimmt. Modernität wird nicht nur in der Kleidung der Frauen sichtbar. Mädchen in engen Jeans und leicht gebundenen Schuhen sind überall zu finden. Zwar tragen alle noch langärmlige Oberteile, allerdings werden die Ärmel zunehmend kürzer. Gerüchteweise wurden in Sulemaniya sogar schon Miniröcke gesichtet. Diese sind jedoch noch immer eine Sensation. [..] Auch wenn die Eröffnung der ersten Disko in Irakisch-Kurdistan noch auf sich warten lässt, so ist es zumindest im Vergnügungsviertel Sercinar, wo an Wochenenden ganz Sulemaniya zu finden ist, auch für Frauen möglich, in der Öffentlichkeit Bier zu trinken und eine Wasserpfeife zu rauchen.

(Mary Kreutzer: Kein wildes Kurdistan in: Context XXI 1-2/2005, S. 5)
MfG
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