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31. December 2002, 12:11   #1
Akareyon
 
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Beiträge: 2.823
Regierungsformen

Das Thema hatte ich neulich mit jupp am Telefon, als wir uns über die Regierungsform auf Boards unterhalten haben.

Zum besseren Vertändnis meines Gedankengangs hier ein Ausschnitt aus der Videoedit von Metallicas "One":

Zitat:
Zitat von Aus irgendeinem Film, in das Video von Metallica reingeschnitten
Junge: "What is Democracy?"
Mann: "That's something to do with young men killing each other, I think."
Junge: "What if comes my turn? Would you want me to go?"
Mann: "For democracy, every man would give his only-begotten son".
Ich nicht.

Ist die Demokratie wirklich die beste aller möglichen Regierungsformen? Montesquieu hat mal die zu seiner Zeit bekannten Rergierungsformen aufgedröselt und kommentiert - die Monarchie, das Despotentum, die Tyrannei und letzten Endes natürlich auch die Demokratie. Daß diese im Zeitalter der französischen Aufklärung natürlich sehr gut wegkommt, ist eindeutig nachvollziehbar.

So, und nun haben wir seit einiger Zeit eine Menge Demokratie auf der Welt und der Staatenbund, der die Demokratie praktisch auf der Flagge trägt, versucht, dieses Paradigma allen anderen restlichen Völkern aufzudrücken. Schauen wir mal, was bisher alles durchprobiert wurde und gescheitert ist - wirkliche Monarchen als höchste und absolute Entscheidungsträger, die "gerecht und gut" waren, hat es kaum gegeben, die meisten waren in Wirklichkeit Despoten. Über die Tyrannei brauchen wir uns auch nicht zu unterhalten. Der Kommunismus ist nie wirklich ausprobiert wurden, und sein Vorläufer, der Sozialismus, ist schlichtweg gescheitert.

Und die Demokratie? Ui, ich begebe mich auf dünnes Eis, der Bundesverfassungsschutz hat mich fix als Feind der demokratischen Grundordnung entlarvt.

Ebenso wie die Monarchie, die Anarchie und der Kommunismus vom Grundgedanken her brilliant sind, jedoch aufgrund des Faktors Mensch faktisch ín sich ad absurdum geführt werden, scheitert die Demokratie am eigenen Anspruch. Jeder hat das Recht mitzureden. Das Volk darf sich selbst regieren - doch ist es wirklich in der Lage dazu? Regiert es sich dann nicht gerade selbst in die Wirtschaftskrise und ist gar nicht legitimiert, aufzubegehren gegen die Politik der Regierungskoalition? Oder liegt es daran, daß wir gar keine eigentliche Demokratie haben, sondern eine Bürokratie, in der deutsch-diszipliniert jeder Einzelfall ohne Rücksicht auf individuelle Bedürfnisse kontrolliert wird? Die Rechtsprechung wird regiert von Winkeladvokaten, und daraus entstehen geflügelte Worte wie "Recht haben heißt nicht, Recht kriegen". Richter Schill (abgesehen von dem Murx, den er fabriziert hat) geht hin und hält sich nicht an das geschriebene Wort, sondern übt (relative) Gerechtigkeit (zu diesem Thema bitte neue Threads erstellen, wenn nötig, darum soll es hier nicht gehen). Das Gewirr von Gesetzen und Grundsatzurteilen ist für das Volk nicht durchschaubar, es ist gefesselt und ausgeliefert. Abgesehen davon, daß Anna Normalverbraucherin wenig Ahnung von Staatshaushalt, Weltwirtschaft und anderen Themen hat und ausgerechnet diese (mit)bestimmen soll, wie es weitergeht?

Hinzu kommen die von Schröder richtigerweise viel zu kurzen Legislaturperioden und die nervenden Landeswahlen - wie soll man Politik machen, Reformen durchsetzen, wenn man in regelmäßigen Abständen überall gleichzeitig Lobbys, Wirtschaft und Volk befriedigen will?

Zurück zum Patriarchat? Wie die alten Germanen unter der Dorfeiche den Thing einberufen und über die Zukunft der Gemeinde entscheiden? Im Zeitalter der Globalisierung schlecht ausführbar.

Die perfekte Regierungsform wird es nicht geben, das weiß ich selber. Paul Watzlawick stellt das sehr hübsch in "Vom Schlechten des Guten" dar. Perfektionismus funzt net. Und vielleicht liegt es ja in der Natur der Menschheit, alle Zeitalter mal was neues ausprobieren zu wollen. Meine Frage dabei: wie lange noch wird die angenommene demokratische Grundordnung Bestand haben? Und - was kommt als nächstes?

Meinungen, bitte.