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7. March 2007, 00:33   #2
Ben-99
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Registriert seit: June 2003
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... im Prinzip finde ich die Schulpflicht bei uns gut. Schon als wichtige Kontrollfunktion bei heruntergekommenen, auch sonst oft auffällig gewordenen Eltern-Paaren, denen man eine alleinige Verantwortung für ihre Kinder, die sie nicht selten willkürlich und unüberlegt in die Welt setzen, nicht mehr zumuten kann. Oder etwas krasser ausgedrückt: Es würden sonst noch viel mehr im Garten verscharrte oder in der Tiefkühltruhe aufbewahrte Kinder gefunden werden, die vorher nie jemand vermißt hatte. So kalt ist nun mal unsere Gesellschaft inzwischen geworden.

Ich habe auch brav die verlinkten Berichte gelesen, wollte aber bei dem zitierten Artikel der "Erlanger Nachrichten" gleich wieder wegklicken, nachdem ich diesen dummen Satz las, den man sich auch bei "Bild" als Alibi für einen gewissenlosen Schreiberling vorstellen könnte. Es ist sogar die Standard-Ausrede aller Rambo-Reporter, nachdem sie Leute überrumpelt haben: Sie haben sich doch fotografieren lassen, also verbergen sie nichts und sind auch sonst mit allem einverstanden.

Zitat:
Familie Busekros ist eine bekannte und bei den Nachbarn beliebte Familie. Ihre Bereitschaft zu einem Fototermin im häuslichen Umfeld für den Artikel der Erlanger Nachrichten zeigt, daß sie nichts zu verbergen haben.
Ich habe dann aber doch noch weiter gelesen und fand diesen Absatz interessant:

Zitat:
Würde Melissa in Österreich, Tschechien, Frankreich oder Belgien leben, wären vermutlich alle Beteiligten - die Schülerin, die Eltern und die pädagogischen Fachkräfte der zuständigen Behörden - froh darüber, daß für ihre besonderen Lernbedürfnisse ein optimaler, da individueller Bildungsweg beschritten wird. Denn in diesen Ländern ist, wie übrigens fast überall auf der Welt, der häusliche Unterricht eine anerkannte Alternative zum Schulbesuch, wodurch insbesondere Schülern mit besonderen Bedürfnissen und Begabungen große Vorteile entstehen. Viele der deutschen "Sitzenbleiber" würden in diesen Ländern, hätten sie so engagierte Eltern wie Melissa, vermutlich vorzeitig einen Abschluss in der Tasche haben. Melissa dagegen wird psychiatrisiert: ein deutsches Schüler-Schicksal.

Presseerklärung zum Übergriff auf Familie Busekros in Erlangen
Wenn es denn wirklich so ist, daß in den genannten anderen Ländern diese Regelung gut funktioniert, sollten wir uns hierzulande natürlich auch mal Gedanken darüber machen, ob es manchmal nicht besser wäre, wenn der Staat nicht in alle familiären Angelegenheiten eingreift.

Spontan fiel mir dabei übrigens wieder der verdammt gute Fernsehfilm "In Sachen Kaminski" ein, den ich ja schon mal hier erwähnt hatte:

Deutscher Ausnahme-Film - In Sachen Kaminski

Die Voraussetzungen sind zwar etwas anders, weil in der auch in Wirklichkeit stattgefundenen Geschichte ein seelisch intaktes, kluges und auch ansonsten kerngesundes Kind seinen liebevollen, aber geistig etwas zurückgebliebenen Eltern durch staatliche Gewalt entzogen wird. Doch im Prinzip läuft es immer wieder auf dieselbe schwierige Frage hinaus: Wieviel Staat hat ein wehrloses Kind verdient, damit es normal aufwachsen kann und wie können sich andererseits Eltern vor zu viel Staat und somit vor überzogenen und meist auch für sie demütigenden Bevormundungen und Eingriffen in ihre Privatsphäre schützen?

Gruß Ben

MenschenSkinder2000.de - In Sachen Kaminski

DasErste.de - FilmMittwoch - In Sachen Kaminski