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8. July 2005, 20:46   #1
Ogino
 
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Aufgescheuchter Hühnerhaufen

Heute war ich im Umland von Berlin unterwegs und höre eine Verkehrsdurchsage, die mich neugierig machte:
Auf einem Zubringer zum Berliner Ring war ein Lkw ungestürzt, der mit einigen tausend Hühnern beladen war.
Nun war ich unmittelbar auf einer Bundesstrasse, die genau über die besagte Autobahn führte. Ich bin Fotograf und dachte natürlich sofort ans Brötchen verdienen und daran, dass solche Aufnahmen sicher Abnehmer finden. Mit meiner Nikon stand ich dann auf der Brücke genau über dem Geschehen.
Was ich zuerst sah, fand ich dann auch irgendwie lustig: Unzählig viele Hühner ranten über die Autobahn zwischen den haltenden Fahrzeugen umher. Ihnen folgend viele Menschen, um sie einzufangen.
Neben mir stand eine ältere Dame, die traurig den Kopf schüttelte und mir eine Erklärung ablieferte, die mich nachdenklich stimmte. Der Grund war, dass diese Hühner sich absolut eigenartig verhielten.
Einige rannten wie irre im Kreis herum, die meisten standen völlig teilnahmslos da, einige wiederum rissen sich die eigenen Federn aus, bis sie bluteten und andere gingen heftig aufeinander los.
"Diese Hühner", so erklärte mir die Dame "haben, bis vor 10 Minuten, in ihrem Leben noch nie das Tageslicht gesehen, sie befinden sich in einer für sie absolut fremden Umgebung, sie drehen ganz einfach durch"

Von der Seite habe ich das vorher nicht gesehen und muste traurig mit anschauen, dass eine ganze Menge dieser Tiere aufgrund des Schocks ganz einfach tot umfielen.
Ich habe meine Aufnahmen gemacht, das ist mein Job. Trotzdem hoffe ich, dass der entsprechende Redakteur das nicht als lustige Story verkauft, sondern die Aufnahmen dazu verwendet, um die auf die Folgen von Massenkäfighaltung aufmerksam zu machen.
Reichlich Bildmaterial hat er nun dafür.
Und ich werde mir in den nächsten Wochen mein Frühstücksei und die Chicken Mc Nuggets verkneifen.