Thema: Stichtage
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22. February 2006, 08:30   #84
Jules
 
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22. Februar 1935: Die Comedian Harmonists werden von der NS Regierung verboten

Die Comedian Harmonists waren ein international bekanntes Vokal-Ensemble aus Berlin in den Jahren 1927 bis 1935.

Die Mitglieder der Gruppe waren:

Ari Leschnikoff (1897-1978) 1. Tenor
Erich A. Collin (1899-1961) 2. Tenor
Harry Frommermann (1906-1975) 3. Tenor
Roman Cycowski (1901-1998) Bariton
Robert Biberti (1902-1985) Bass
Erwin Bootz (1907-1982) Pianist

Die Comedian Harmonists wurden in Berlin-Schöneberg in der Wohnung von Harry Frommermann, Stubenrauchstraße 47 gegründet. Dort erinnert eine Gedenktafel an diese Gesangsgruppe.

Inspiriert von den Aufnahmen der amerikanischen Gruppe Revellers erschien am 18. Dezember 1927 im Berliner Lokal-Anzeiger eine Anzeige, in der Harry Frommermann Sänger für eine neue Gruppe suchte:

Achtung. Selten. Tenor, Bass (Berufssänger, nicht über 25), sehr musikalisch, schönklingende Stimmen, für einzig dastehendes Ensemble unter Angabe der täglich verfügbaren Zeit gesucht. Ej. 25 Scherlfiliale, Friedrichstr. 136.

Das Vorsingen, zu dem auch Johannes Heesters erschien, brachte Frommermann mit Robert Biberti zusammen, der wiederum seine Kollegen Ari Leschnikoff und Roman Cycowski aus dem Chor des Großen Schauspielhauses mitbrachte. Durch Leschnikoff fand Erwin Bootz zur Gruppe. Erich Collin war ab 1929 mit von der Partie.

Am 28. September 1928 gaben die Comedian Harmonists im Großen Schauspielhaus des Berliner Varietékönigs Erik Charell ihr Debüt. Zum Anfang traten sie nur als Showeinlage im Rahmen eines größeren Revueprogramms auf, doch gaben sie bereits mit ihrem kleinen Programm Gastspiele in anderen Städten. Ein besonderer Erfolg war ein Auftritt Ende 1929 in Leipzig. Durch diesen Erfolg ermutigt, organisierten die Comedian Harmonists eine eigene Konzerttournee. Die Premiere am 26. Januar 1930 in Leipzig wurde zu ihrem großen Durchbruch, und Lieder wie „Veronika, der Lenz ist da“ oder „Mein kleiner grüner Kaktus“ gewannen ein internationales Publikum.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 bekam die Gruppe immer mehr Schwierigkeiten, da drei ihrer Mitglieder (Frommermann, Cycowski und Collin) Juden waren. Im Mai 1934 erhielten sie in Deutschland Auftrittsverbot und tourten bis zu ihrer Auflösung 1935 nur noch im Ausland. Die drei jüdischen Mitglieder des Ensembles wanderten aus. Zwischen 1935 und 1941 existierten zwei Nachfolgeensembles: die verbliebenen „arischen“ Mitglieder der Comedian Harmonists vervollständigten ihr Ensemble mit neuen Mitgliedern und traten fortan in Deutschland unter dem Namen Meistersextett auf. Die jüdischen Mitglieder taten im Exil das gleiche und tourten unter dem Namen Comedy Harmonists.

Alle sechs Mitglieder der Comedian Harmonists überlebten den Zweiten Weltkrieg, traten aber nie wieder gemeinsam auf.

Der Dokumentarfilmer Eberhard Fechner hatte 1976 Gelegenheit, die vier damals noch lebenden Mitglieder der Comedian Harmonists zu interviewen. Das Ergebnis war die vielbeachtete zweiteilige Dokumentation Die Comedian Harmonists – Sechs Lebensläufe, die viel zur Renaissance der Comedian Harmonists beitrug.

1997 drehte Joseph Vilsmaier den Spielfilm Comedian Harmonists, der die Geschichte der Gesangsgruppe frei zum Vorbild nahm.

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