Thema: Stichtage
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1. March 2006, 08:53   #91
Jules
 
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01. März 1872: Gründung des Yellowstone-Nationalparks

Der Yellowstone-Nationalpark wurde am 1. März 1872 gegründet und ist damit der älteste Nationalpark der Welt. Er liegt mit 96 % beinahe vollständig im US-Bundesstaat Wyoming, die übrigen 4 % teilen sich Montana (3 %) und Idaho (1 %). Mit seinen 8.987 km² Fläche gehört er zu den größten Nationalparks der USA und ist größer als die Bundesstaaten Rhode Island und Delaware zusammen. In der Länge (Nord-Süd) misst er 102 km, in der Breite (Ost-West) 87 km. Er ist Teil der Rocky Mountains und hat eine durchschnittliche Höhe von etwa 2.440 Meter über Normalnull. Der höchste Punkt des Parks, Eagle Peak, liegt auf 3.462 Metern, der tiefste Punkt, beim nördlichen Eingang, auf 1620 Metern über NN. Seinen Namen trägt der Park wegen der gelben Felsen im Grand Canyon des Yellowstone. Der Park ist vor allem für seine geothermischen Quellen, wie Geysire und Schlammtöpfe, sowie für seine Wildtiere, wie Bisons, Grizzly-Bären und Wölfe bekannt. Er ist das Herz des größeren Yellowstone-Ökosystems. 1978 erklärte ihn die UNESCO zum Weltkulturerbe. Im Winter herrscht im Park oft das kälteste Klima der USA.

Geschichte
Um 1807 bekam der Trapper John Colter das Gebiet des heutigen Nationalparks vermutlich als erster Weißer zu Gesicht. Sheepeater-Shoshone-Indianer haben die Gegend jedoch bereits vor 12.000 Jahren bevölkert. Zu Colters Zeit lebten sie noch immer dort, weitere Stämme wie die Blackfeet, Absarokee und Bannock durchstreiften das Yellowstone-Gebiet gelegentlich um zu jagen und fischen. Sie fanden dort reichlich Obsidian und stellten damit Schneidewerkzeugen und Waffen her. Pfeilspitzen aus Yellowstone-Obsidian wurden bis ins Mississippi-Tal gefunden. Offenbar herrschte ein reger Handel mit diesem Material.

John Colter kehrte 1810 in die Zivilisation zurück. Seinen Schilderungen über den Yellowstone wurde kaum Glaube geschenkt. Das Gebiet war unzugänglich, weshalb es nicht rasch von Weißen besiedelt wurde; doch wagten sich einige Pelzfänger und Goldsucher dorthin vor, zum Beispiel Warren Ferris im Jahre 1834 und Jim Bridger 1857. Auch deren Berichte wurden größtenteils ignoriert, nicht aber vom Geologen Ferdinand V. Hayden. Er stellte 1859 eine Expedition zusammen, mit Bridger als Führer und dem US-Inspektor W.F. Raynolds. Die Expedition scheiterte am Wintereinbruch, noch bevor sie in das Yellowstone-Gebiet eingedrungen war. Erst nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg wurde ein weiterer Versuch unternommen: 1869 die Folsom-Expedition. In der Folge begann sich Montanas Generalinspektor Henry Washburn für das Yellowstone-Gebiet zu interessieren. Gemeinsam mit dem Schriftsteller Nathaniel P. Langford und Leutnant Gustavus C. Doane stellte er ein Jahr später die Washburn-Langford-Doane-Expedition zusammen. Sie gaben unter anderem dem Geysir Old Faithful seinen Namen. Mit dabei war Truman Everts, der unter abenteuerlichsten Umständen beinahe sein Leben verlor. Endlich war die Presse bereit, über das außergewöhnliche Gebiet zu berichten. Die Schilderungen wurden im ganzen Land begierig gelesen.

Ferdinand V. Hayden ließ sich von Washburn ermuntern und startete 1871 erneut eine zweijährige Forschungsreise (Hayden-Expedition) in das Yellowstone-Gebiet. Unter der 34-köpfigen Gruppe befanden sich der Maler Thomas Moran und der Fotograf William Henry Jackson. Die Bild- und Schrifterzeugnisse einer vierten Forschungsreise (Barlow-Heap-Expedition), die gleichzeitig stattfand, wurden im großen Brand von Chicago vernichtet, so dass Morans Bilder und Jacksons Fotos an Bedeutung gewannen.

Inzwischen waren die weißen Siedler weit nach Westen vorgerückt und hatten nicht nur die Indianer verdrängt, sondern auch viele Tiere und Pflanzen. Die Rocky Mountains waren das letzte Rückzugsgebiet. Bald forderten Umweltschützer ein geschütztes Gebiet für Tiere und Pflanzen. Die Berichte und Bilder der Teilnehmer der Expeditionen in das Yellowstone-Gebiet mit seinen rund 10.000 heißen Quellen, darunter 3.000 Geysiren, beeindruckten die Parlamentarier in Washington D.C. so stark, dass sie 1872 ein Gesetz erließen, welches das Yellowstone-Gebiet für immer vor Goldsuchern, Siedlern und Trappern schützen sollte. Am 1. März 1872 unterschrieb Präsident Ulysses S. Grant das Gesetz und gründete damit den ersten Nationalpark der Welt.

Während den nächsten fünf Jahren diente Langford als ehrenamtlicher Superintendent des Parkes. Sein Nachfolger war Philetus Norris, nach dem eine Ortschaft im Park benannt wurde. Während dessen Amtszeit sprach der Kongress dem Superintendenten einen Lohn sowie minimale Gelder für die Betreibung des Parkes zu. Norris verwendete die Gelder für die bessere Erschließung des Parkes. Außerdem stellte er Harry Yount (bekannt als Rocky Mountain Harry) ein, um der Wilderei und dem Vandalismus zu begegnen. Heute wird Harry Yount als erster Park Ranger angesehen.

Die Sheepeater-Shoshone lebten bis 1871 im Park, anschließend schlossen sie sich in der Wind-River-Reservation anderen Shoshone-Gruppen an.

1876 trieb es die Hunkpapa-Lakota unter Sitting Bull in den Park, auf der Suche nach Jagdbeute, die es weiter östlich in den Plains kaum mehr gab. Ein Jahr später flohen Chief Joseph und seine Nez Percé durch den Yellowstone, bevor die US-Armee sie kurz vor der kanadischen Grenze abfing. Ab 1880 lebten keine Indianer mehr im Yellowstone-Gebiet.

Zu den Anfangszeiten des Parkes kamen viele Reisende der Jagd wegen, nicht nur um die Reisenden versorgen zu können, sondern auch als willkommene Abwechslung. Ab dem 15. Januar 1883 durften die meisten Tiere im Park nicht mehr gejagt werden.

Auf Norris folgten drei weitere Superintendenten, die jedoch der Zerstörung der natürlichen Ressourcen im Park nicht Einhalt gebieten konnten. Deshalb wurde die Leitung des Parkes 1886 der US-Armee anvertraut. Eine Truppe war im Fort Yellowstone stationiert, bei der heutigen Ortschaft Mammoth Hot Springs. 1916 übernahm der National Park Service die Verantwortung. Damals wollten sich 35.800 Touristen den Park ansehen. Die Hälfte traf per Auto ein, dies führte unter anderem zu Lärmproblemen. Bis heute ist eine der Aufgaben des National Park Service, die Balance zwischen der Zufriedenstellung der Besucher und dem Schutz der Natur zu gewährleisten.

Zu Beginn der 1920er Jahre brachte die neue Eisenbahnlinie, mit einer Station nördlich des Parks, weitere Touristen. Bis anfangs des Zweiten Weltkrieges kletterte die Besucherzahl kontinuierlich bis 581.000 pro Jahr (1941), sank dann auf 85.000 (1944) und schoss nach dem Krieg steil noch oben, von 815.000 im Jahre 1946 auf über eine Million zwei Jahre später. 1965 überschritt sie erstmals die Zwei-Millionen-Grenze.

Am 26. Oktober 1976 erhielt der Yellowstone-Nationalpark den Status eines Internationalen Biosphären-Reservates und am 8. September 1978 wurde er von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben.

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