Thema: Mitbewohner
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6. June 2003, 06:54   #59
sara
 
Registriert seit: March 2003
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Zitat:
Zitat von Ogino

Wo bleiben die Maße ???? (kann auch grob geschätz sein.)...
Frau Krieger ist meine Nachbarin. Die unter mir. Und der liebe Gott wird sich schon etwas dabei gedacht haben, sie Frau Krieger zu nennen. Es gibt keine Zufälle. Wahrscheinlich kam sie auf diese Welt, just dem Mutterleib entsprungen, und hat der Hebamme erstmal eine aufs Auge gegeben. Sicher nicht aus Bösartigkeit, sondern schlicht nur um die Verhältnisse gleich klarzustellen. Und die Hebamme hat wohl verzückt zu Frau Kriegers's Mama geschaut und mit einem sanften Unterton gefragt: "Och, und wie soll die Kleine denn nun heissen?" Und die einzig logische Antwort besagter Mama lautete: "Frau Krieger".

Und das die Natur so ihre eigene Logik hat, steht wohl völlig außer Frage. Denn es heisst ja schliesslich "die" Natur - also weiblich.



Nach einer wunderbar schlafreichen Nacht hat mich Frau Krieger auf ihre unnachahmliche Art und Weise heute morgen um 6.27 Uhr charmant aus dem Bett geklingelt.

Ich erinnere mich noch allzu gut an meine erste Begegnung mit besagter Dame. Ich wohnte knapp 3 Tage in unserem Mehrfamilienhaus, als ich von der Arbeit nach Hause kam. Von der Arbeit heimzukommen ist eigentlich ein schönes Erlebnis. Man weiss, nun kehrt Ruhe in Seele und Leib ein und man weiss ausserdem, dass da ein entzückendes Kind auf einen wartet, welches einem sicher mindestens eine Geschichte beichten wird, die einen zum Lächeln bringt. Wäre da nicht der bedauerliche Umstand, dass man auf dem Weg zum Glück an der Türe von Frau Krieger vorbei müsste. Und das im glücklichsten Fall lebend.

An besagtem Tag öffnete sich diese Türe ruckartig - so ruckartig, dass ich in meiner gewohnt schreckhaften Art laut aufschrie. Frau Krieger analysierte diesen Aufschrei auch sofort psychologisch, ganz im Sinne von Freud, als ein schlechtes Gewissen meinerseits. Hübsch sah sie aus, ihre grau-blaue Haarpracht adrett geföhnt und die Alterspfunde unter einer geblümten Küttelschürze versteckt, wie sie da so ihren Vortrag hielt. Ihre Aufregung war zu verstehen, schliesslich erklärte sie mir gerade, das ich 2 Wochen zuvor eine ganze Nacht mit meinen Stöckelschuhen in meiner Wohnung auf- und abgelaufen sei und sie demzufolge nicht schlafen konnte. Wegen dem Parkett. Weil das so laut die Geräusche zu ihr trug.

Es ist irgendwie müßig, einer hysterisch schlaflosen Person erklären zu wollen, dass das Parkett nur Laminat ist und man selbst vor 2 Wochen noch gar nicht in dieser Stadt gelebt hat - geschweige denn in dieser Wohnung. zudem ich zu den eher unkreativen Menschen gehöre und bislang noch nie auf die Idee kam, eine ganze Nacht stöckelbeschuht in meiner Wohnung herumzulaufen. Ich lächelte ihr damals dann einfach mein bezauberndstes Lächeln entgegen und entschuldigte mich für ihre Befindlichkeiten.

Heute morgen jedoch fiel mir das nicht so ganz leicht. Muss ich ja gestehen. Ich hasse es geweckt zu werden. Noch viel mehr hasse ich es um 6.27 Uhr von einem schrillen Türklingeln geweckt zu werden. Und ich verabscheue es abgrundtief, wenn ich jene Türe dann öffne, das das Erste, was ich nach dem Aufstehen erblicke, ein in Lockenwicklern gerahmtes Gesicht sehe. Ich habe Leidensgrenzen. Das ist so eine.

"Guten Morgen, Frau Krieger.", flüsterte ich noch im Halbschlaf. Sie hingegen war wohl schon etwas länger wach und topfit - und das obwohl sie die ganze Nacht nicht schlafen konnte, wie sie mir direkt erklärte. Ich blickte aus Reflex zu meinen Füßen, war erleichtert diese barfuß und nicht in Stöckelschuhen vorzufinden, und hörte mir schweigend die Ausführungen von Frau Krieger an. Sie erklärte mir in einer nett anzuhörenden Tonart, dass mein Sohn und seine Freunde die ganze Nacht Rambazamba gemacht haben, sie sich überlegt habe, angesichts der Disco die in dem Kinderzimmer meiner Wohnung abgehalten wurde und der damit für Frau Krieger verbundenen Lärmbelästigung, dass sie sich gegen 4 Uhr morgens dann überlegt habe sogar staatliche Hilfsmittel anzufordern, um der Lage, und ihrem wohlverdienten, aber leider entgangenen, Schlaf gerecht zu werden.

An meinen Türrahmen gelehnt, versunken im Kampf mit meinen müden Augen, die immer wieder zufallen wollten, hörte ich Frau Krieger so interessiert, wie es eben nur ging um 6.27 Uhr, geduldig zu. Sie war wirklich sehr erbost, zumindestens signalisierte mir das mein Nachbar von obendrüber mit einem Augenzwinkern, der sich mittlerweile zu unserer illustren Runde gesellt hatte. Er hatte ein nettes Grinsen im Gesicht. Das Frau-Krieger-Grinsen nennen wir es. Natürlich nur in ihrer Abwesenheit.
Nun, irgendwann muss auch eine Frau Krieger mal atmen und just diesen Moment passte ich ab, um mich höflich bei ihr für die entstandenen Unannehmlichkeiten zu entschuldigen und ihr zu versprechen, dass ich da mit meinem Sohn aber mal ein sehr ernstes Wort reden werde. Weil so geht das ja nicht. Wiederum lächelte ich sie an - ein bischen müde zugegebenermaßen - und schloß meine Wohnungstür. Auf dem Weg zurück ins Bett vernahm ich leises Gekicher meines Nachbarn und wütende Schritte von Frau Krieger, die sich eindeutig entfernten.


Ein ernstes Wort mit meinem Sohn reden. Hm. Vielleicht sollte ich mir das besser aufschreiben, damit ich es nicht vergesse. Schliesslich kommt er erst übermorgen von seiner einwöchigen Klassenfahrt wieder. Und wer weiss, was bis dahin noch so alles passiert ......




Liegt alles schon ein paar Tage zurück mittlerweile ist bei Bedarf durch aktuelle Geschehnisse zu ergänzen. Reicht das als grobe Schätzung ihrer Maße, Ogino ?