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30. July 2005, 11:45   #1
Maggi
 
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Crapkino vom Feinsten – Siegfried

Um eines vorauszunehmen, "crap" ist nicht etwa ein Kompliment. Dieser Text ist nicht ironisch gemeint.

Das Kino klagt ja zur Zeit über riesige Umsatzeinbußen. Es wird gesagt, letztes Jahr war zu dieser Zeit 17% mehr Geld in den Kassen. Wo kam das her? Es waren dieses Jahr, als "Hits" wie Star Wars, Batman Begins, Die fantastischen Vier und andere in den Kinos starteten. Was war denn schon letztes Jahr?

Vielleicht ist es ein Markenzeichen des deutschen Kinos, dass es, wenn die Kapitaleinnahmen geringer auszufallen drohen als noch ein paar Tage zuvor, sich mit aller Kraft an jeden faltigen, alten, morschen Strohhalm klammert, den es finden kann. Das ist Teleschrott vom Feinsten, eingehüllt in roten Kinoteppich. Ein solcher Strohhalm ist Tom Gerhardt, ewigkölscher Dackelliebhaber und Serienvater von einer Prostituierten und einem Zuhälter. Er löste bereits mit den Ballermann-Filmen den nationalen Notstand aus und zog die Aufmerksamkeit des Bundesverfassungsschutzes auf sich. Doch es half nichts, während den Kinovorstellungen wählten tausende Gehirne den Selbstmord als letzten Ausweg ...

Der Tom Gerhardt hat jetzt einen neuen Film. In "Siegfried" trottelt er sich anderthalb Stunden lang durch die Niebelungensage und beweist: es war alles ganz anders. Der Mythos des Siegfried beruht auf einem Missverständnis. Siegfried ist der Dorfdepp, der ein kleines sprechendes Schweinchen, das ihm öfters ins Gesicht furzen darf und ihm intellektuell haushoch überlegen ist. Und hier ist der richtige Zeitpunkt, die Schauspielkunst des Tom Gerhardt zu loben: Niemand spielt das Arschloch so gut wie er. Woran das nur liegt?
Eine Inhaltsangabe zu dem Film kann man sich selbstredend sparen. Wichtig sind da allein die Rezensionen: Eine Radiokritik des Bayerischen Rundfunks über das Machwerk fiel vernichtend aus. Die privaten Sender, hieß es, bedienten das Volk mit so einem Schwachsinn, denn das Volk wird durchschnittlich dümmer. Und je dümmer das Volk, desto mehr Schwachsinn können die Privaten unters Volk schmeißen. Der Film sei für Kinder von 4–6 Jahren, heißt es. Das stimmt, der Film ist nicht obszön, nur vulgär und abgrundtief UNLUSTIG. Die "infantile Rampensau" Tom Gerhardt reißt den Film noch mal ein kräftiges Stück herunter, schließlich hat er auch am Drehbuch mitgetüftelt. Natürlich sprechen dann auch alle Darsteller einen widerlichen rheinischen Dialekt, der wohl die Touristen von diesem Fleck Deutschlands fern halten soll.
Ein Besucherkommentar auf der Internet Movie Database darf natürlich nicht fehlen:
Zitat:
Zitat von IMDb
Yes, that pretty much sums it up. I really thought 'Sieben Zwerge' was an all time low, that could not be surpassed by anything. Alas, i was wrong. Before I watched this a friend of mine joked that they are going to use the jokes which were too bad for 'Sieben Zwerge' in this movie and THEY ACTUALLY DID. The humor was limited to farting, kissing the butt of an annoying, talking baby pig and punching people in the face (there was more, but that's the level we are talking about). If whoever is responsible for writing this crap reads this review: A JOKE Doesn't BECOME BETTER IF YOU REPEAT IT OVER AND OVER AGAIN. This time I'm pretty much certain that it's impossible to make a movie with worse jokes. After it was over i felt physically sick.

What else is there to say? If you liked 'Sieben Zwerge' and 'Traumschiff Surprise', then, by all means, go and watch this movie, or, even better, help to clean up the gene pool and shoot yourself. Now I'm going to check if I can somehow sue Sven Unterwaldt for crimes against humanity in The Hague.
Und natürlich sagen auch andere Zeitungen und Angebote etwas zu Siegfried:
Zitat:
Zitat von Filmstarts.de
Es geht bergab im Land der Dichter und Denker. Was mittlerweile selbst die Politik sich eingesteht, bekommt das Kinopublikum in diesem Jahr schmerzhaft am eigenen Leib zu spüren. Als humorvoll galten wir Deutschen ja außerhalb der Landesgrenzen noch nie, aber das, was uns Regisseur Sven Unterwaldt mit der Sagen-Parodie „Siegfried“ auftischt, sprengt alle Rekorde des Nicht-Witzig-Seins! Niveauloser, platter Proll-Klamauk, wie er schlimmer nicht sein könnte. Wer die Nibelungensage so verhunzt und dabei seinen Humor auf kotzende Babys und furzende Schweine stützt, der gehört weder vor noch hinter die Kamera, sondern auf Lebzeit in eine Gummizelle, aus der er zum Allgemeinwohl besser nie mehr rausgelassen werden sollte.
Sorgen muss man sich da nur noch machen um RP-Online:
Zitat:
Dennoch fiel der Applaus der Premieren-Gäste am Ende merkwürdig verhalten aus.
... sowie um den geistigen Zustand des Verfassers der Kritik von Kino.de:
Zitat:
... blabla, blubb, quak ...
Zumal die Nibelungen in Zeiten respektloser "Shrek"-Parodien ein schier unerschöpfliches Potenzial an zackigen Gags aufweisen. Und ein Team wie Unterwaldt und Idealbesetzung Tom Gerhardt, der schon als "Germanikus" in teutonischen Wäldern hauste, lassen sich davon ganz sicher keinen einzigen entgehen.
Dass Germanikus, ein weiterer zu Recht erfolgloser absoluter Schrottfilm, in Wirklichkeit von und mit Gehard Polt gedreht wurde, muss ein Kinofachmann natürlich nicht wissen.
Fazit: Wie kann das Kino in einem Atemzug über Umsatzeinbußen klagen und dann solche Filme servieren? Man sieht, was für Leute den Film loben, und schon allein deswegen bekommt der Film keine einzige Maggiflasche von fünfhundert.

Ciao,
Maggi