Einzelnen Beitrag anzeigen
27. October 2007, 23:36   #113
Akareyon
 
Registriert seit: November 2001
Beiträge: 2.823
Neinneinnein, das sind zwar alles sehr logische und schlüssige Argumente, aber eines stößt allzu bitter auf, und das ist die wiederholte Forderung, Natascha zu entmündigen und zu isolieren. Unbeachtet der sonstigen Verwicklungen Dritter und Vierter ist es gleichgültig, was im Detail in den acht Jahren ihrer Gefangenschaft passiert ist - offensichtlich nämlich war sie nicht derart abgeschnitten von der Aussenwelt und nicht derart indoktriniert von ihren/ihrem Peiniger(n), als daß sie nicht mehr zum Fassen klarer und eigener Gedanken fähig gewesen wäre.

Unbestreitbar ist, daß ihre Erfahrungen ihre Gedankenwelt in erheblichen Masse beeinflusst haben - aber in keinem Falle dergestalt, daß man, wenn auch in guten Willen, ihr die von ihr erwählten und wohl auch lange im voraus geplanten Mittel verwehren hätte sollen, Kontakt zur "sehr geehrten Weltöffentlichkeit" aufzunehmen.

Ich gehe sogar so weit, zu sagen, daß die K. alles Recht der Welt hatte, einen Teil der Therapie zur Loslösung von der erzwungenen Opferrolle selbst zu erwählen, indem sie, die jahrelang Machtlose, wenn auch nur für einen Moment, von der Macht über die Öffentlichkeit und ihren Gelüsten nach Sensationen und schmutzigen Details kostete; den Spieß bzw. die Machtverhältnisse zwischen Wissendem und zu Spekulationen Verdammtem, gewissermassen umkehrte, zurechnungsfähig oder nicht.

Neinnein, die Flucht nach vorne kann ich sehr gut verstehen, nachvollziehen und trotz aller Bedenken - selbstverständlich auch meinerseits - letztlich gutheissen.

Daß sie, ihre PR-Berater, Familienangehörige und anderes Volk aus der Situation monetären Profit geschlagen haben (könnten), liegt leider in der Natur des Systems und gibt der Angelegenheit einen zweifellos anrüchigen Beigeschmack.

Nun gäbe es da sicher noch den Kasus ihres, wenn von der "Öffentlichkeit" beobachteten, seltsamen und auffälligen Verhaltens.

Hier möchte ich zu bedenken geben, daß nicht wenige Menschen aus "normalen" Verhältnissen häufig genug der Versuchung erliegen, ihren "plötzlichen" Ruhm durch divenhaftes Auftreten zu unterstreichen - eine logische Konsequenz, wenn der souveräne Umgang mit Extremsituationen nie erlernt worden ist; umsomehr also bei einer Persönlichkeit, die in einer wichtigen Entwicklungsphase (Pubertät, anyone?) typische menschliche Interaktion allenfalls mittelbar "erlernen" konnte und das Verpasste auch im Zuge der besten Therapie des Planeten nicht nachholen könnte!