Einzelnen Beitrag anzeigen
24. May 2007, 07:29   #74
tommygoler
 
Registriert seit: December 2003
Beiträge: 489
Also erstmal weiß ich ja nicht woher du die Vermutung nimmst, dass ich dich oder andere in dem Themenzusammenhang für "schlechte Menschen" halte ... sieht mir eher nach einer Nebelkerze aus um thematisch ein wenig auszuholen, damit du - wie zu sehen - um den bisher propagierten verschwörerischen Masterplan einer 10-jahrigen, die jetzt die versammelten Weltmedien verarscht, einen großen Bogen machen kannst ;-)

Andererseits habe ich auch nirgendwo geschrieben, dass ich das alles vorbehaltslos glaube was so gesagt und geschrieben wurde. Nur meine Schlußfolgerungen aus all dem sind eben andere. Ich unterstelle eben nicht, dass ein zehnjähriges Mädchen Ende der 90er Jahre den Entschluß fasst, sich mittels einer langangelegten Entführungsstory ein knappes Jahrzehnt später zu bereichern sondern - ich wiederhole mich - sehe es eben so, dass sie entführt wurde, von dem Typen acht Jahre festgehalten wurde und dann frei kam.

Aber die "Kritiker" hier stellen eben schon diese Basics in Frage und vermuten allein schon aufgrund der Tatsache, dass Frau Kampusch ein paar durchaus ungewöhnliche Interviews gegeben hat, dass sicher alles gaaanz anders war. Stimmt, da wurde aus dem Kellerverließ tatsächlich kein bleiches, auf dem Boden kriechendes und vor sich hin stammelndes menschenähnliches Etwas hervorgeholt, sondern es trat eine aufrecht gehende, scheinbar erstmal völlig "normal" wirkende junge Frau auf. Und? Ungewöhnliche Umstände haben zu allen Zeiten ungewöhnliche Menschen bzw. Taten hervorgebracht.

Es gibt viele Gründe, warum "man" (Frau Kampusch, Eltern, wer auch immer) an der einen oder anderen Stelle scheinbar Ungereimtes äußert oder auch erstmal die Unwahrheit sagt. Angst, Verwirrung zum Beispiel, oft nimmt man auch selbst etwas in späteren Zeiten einfach falsch wahr, oder man will sich vor Angriffen schützen oder glaubt, jemand anderen schützen zu müssen etc. etc. Alles das ist aus meiner Sicht sehr viel naheliegender als die Story von der geldgeilen Grundschülerin.

Das hier ein kleines Mädchen über viele Jahre hinweg festgehalten und weggesperrt wurde ist für mich völlig unzweifelhaft. Wie die Umstände im Einzelnen liegen, welche Rolle die Eltern spielten, was alles dort im Keller oder wo auch immer all die Jahre lang geschah, da mag es in der Tat noch so manche unterschiedliche "Wahrheiten" geben. Nur: daran nun ausgerechnet Frau Kampusch die "Schuld" zu geben ist doch reichlich absurd und eine Umkehrung der tatsächlichen Gegebenheiten. Für mich ist sie in jedem Fall Opfer - und eben gerade nicht Täter.