Thema: Fick Dich !
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16. June 2003, 09:36   #1
sara
 
Registriert seit: March 2003
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Fick Dich !

Werter Charles Bukowski .....

wissen Sie, was ich nicht verstehe ? Warum liest die Welt Ihre Bücher, Mr. Bukowski ?


Was ist so faszinierend an Ihnen ? Dass das sprachliche Niveau Ihrer geistig tieffliegenden Werke ungefähr dem eines Kleinkindes entspricht, dass gerade gelernt hat "baba" zu sagen, wenn es sagen will, dass das Essen zum Einen zu salzig schmeckt und zum Anderen, dass es Spinat eh nicht mag. Es scheint Menschen zu geben, die diese einfache Art sich zu mitzuteilen begeistert. Was sind das für Menschen, Mr. Bukowski ?

Bitte antworten Sie jetzt nicht. Dies war eine rhetorische Frage - einfach so laut vor mich hingedacht. Ohne groß nachzudenken. Rhetorik ? Was das ist ? Nein, Mr. Bukowski - das hat nichts mit Ficken zu tun. Oder nur ganz begrenzt, sehr begrenzt allerdings. Denn wer redet schon gerne beim Vögeln ?

Wissen sie, Mr. Bukowski, Sie mögen ja irgendwo in Ihrem tiefsten inneren ein durchaus liebenswerter Mensch gewesen sein - auch wenn Sie selbst das offenbar gar nicht sein wollten. Aber mir persönlich ist es einfach viel zu anstrengend, diese Nettigkeit in Ihnen zu suchen, während ich lese, wie Sie sich in der UBahn einen haben runterholen lassen und als ultimativen Orgasmus ein lautes Bäuerchen mit Whiskeyduftnote von sich gaben. Erstaunlich eigentlich, wie unglaublich einsam wir Frauen so manchmal sind, um dann mit Männern, wie Sie es einer sind, in einem bettähnlichem Möbel zu landen. Ging Ihnen eigentlich einer dabei ab, wenn Sie beobachteten, wie wir in einer Mischung aus Hysterie und Halbwahn entsetzt aufkreischten, während wir zusahen, wie sich die Kakerlaken so ihren Weg über die diversen müllähnlichen Gegenstände auf ihrem, mit Brandlöchern übersäten Schlafzimmerteppich, bahnten ? Törnte Sie das wirklich an, Mr. Bukowski ? Hoppala, die Rhetorik wieder. Gar nicht weiter drüber nachdenken ...



Also, nicht dass ich jetzt in irgendwelchen verschütteten Kindheitstraumata rumwühlen möchte - nichts liegt mir ferner als das. Freud ist tot, ganz genau Mr. Bukowski. Und Tote soll man ruhen lassen. Aber manchmal stell ich mir schon insgeheim leise die Frage, was das war, was sie zu dem gemacht hat, was sie bis kurz vor Ihrem Tode dann letztlich waren. Rein rhetorisch natürlich. Denn es gibt Fragen auf die WILL man gar keine Antworten bekommen. Denn Leidensfähigkeit hat Grenzen. Und ich ahne, Ihre Antwort würde eine solche Grenze bei mir überschreiten. Verstehen sie mich bitte nicht falsch, Mr. Bukowski. Niemals würde ich sie als Sinnbild des personifizierten assozialem Individuum glorifizieren. Ich weiss, das hätten Sie nicht gerne gesehen. Weniger wegen des "assozial" als mehr wegen der Glorifizierung. Nein, nein - dafür hege ich viel zu großen Respekt vor Menschen wie Ihnen, Mr. Bukowski, die in irgendwelchen fremden Subkulturen zu überleben wussten. Naja gut - mittlerweile sind sie ja auch tot. Das ist wohl der Lauf der Natur, egal ob mit 3,5% Alkoholspiegel im Blut oder ohne. Shit happens, stimmts Mr. Bukowski ?

Okay, ich mag sie nicht. Ich gebs ja zu. Aber ich muss sie ja auch nicht mögen. Da gab es einen Henry Miller und einen Jean Paul Sartre die ihnen ja schon zu Füßen lagen. Da muss ich mich ja jetzt nicht dazulegen. Auch aus Höflichkeit nicht, ich denke das sehen sie ein. Ja, lächeln sie nur über mich, Mr. Bukowski. Das gönne ich Ihnen von Herzen. Denn ich glaube, das haben Sie eh viel zu selten gemacht in Ihrem Leben. Lag wahrscheinlich daran, dass Ihnen bei jeder Gesichtsregung irgendein Sabber aus dem Mund gelaufen ist. Da gewöhnt man sich das Lächeln dann schon mal schnell ab.

Vielleicht sitzen sie gerade auf irgendeiner Wolke, lesen so meine Worte heimlich mit und denken sich: "Dich hätt ich mal ordentlich rangenommen, dann würdest Du jetzt nicht so einen Hirnfick von Dir geben."

Ja, wahrscheinlich ist das so. Ziemlich sicher sogar. Soll ich Ihnen was sagen, Mr. Bukowski ? Obacht, die Rhetorik wieder - denn ich sag es so oder so: Ich bin stolz auf diesen Hirnfick. In diesem Sinne rotze ich einmal vor Ihnen auf den Boden und verbleibe,

mit aufrichtigen Grüßen,

Ihre sara

PS: Sie sagten mal über sich selbst, sie seien kein lyrischer Entertainer. Indeed, Mr. Bukowski, indeed. Das waren sie wirklich nicht.



Eine recht einseitige Betrachtung nach der Lektüre von "Der Mann mit der Ledertasche" - entstanden aus einer momentanen Lesesituation heraus und eh von vornherein nicht als Allgemeingültig zu bewerten. Bücher liest man glaube ich je nach Stimmung auch immer anders und empfindet sie differenziert. Das war dann meine Stimmung am Freitag.

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