Thema: Aus dem Leben
Einzelnen Beitrag anzeigen
17. December 2003, 19:52   #61
Tiramisu
 
Benutzerbild von Tiramisu
 
Registriert seit: February 2001
Ort: Nathan Road, Hong Kong
Beiträge: 902
Zitat:
Zitat von tschubbl
Ich finde es nur als sehr bedauerlich, dass in der deutschen Wohlstandsgesellschaft, eine Familie, die sich gar für drei Kindern entschieden hat, schon als assozial behandelt wird.
Ja, aber woran bitte liegt das denn?

Ganz einfach daran, dass viele dieser Familien zu den sozial Schwachen mit geringsten Einkommen zählen und im Prinzip kaum genug Geld zur Verfügung haben, um EIN Kind groß zu ziehen.

Ich habe in meinem Leben vieles erlebt und habe zwei bekannte Frauen, die beim Jugendamt arbeiten. Wenn man mal Resume zieht, dann trifft auf Familien mit vielen Kindern zu 90% folgendes zu:

- stammen selbst aus schlechtem Elternhaus und/oder ärmliche Verhältnissen
- früh von Zuhause ausgezogen
- sehr jung geheiratet
- schlechte Schulbildung / kein Schulabschluss
- keine Berufsausbildung

Das alles zusammen genommen läßt einige Menschen schnell zu dem Schluss kommen, dass eine Familie mit vielen Kindern asozial sein muß, was natürlich nicht der Fall ist!

Die Entscheidung, Kinder in die Welt zu setzen, muß man jedem selbst überlassen und die Motive dazu sind auch breit gefächert. Eines aber sollte man als Eltern auch nicht unterstellen:

1. Ein Mensch, der selbst KEINE Kinder hat, weil er sich bewußt dagegen entschieden hat, welche in die Welt zu setzen, muß noch lange kein Kinderhasser sein!

2. Auch jemand, der selbst KEINE Kinder hat, vermag die Probleme von Eltern zu verstehen und sollte nicht mit dem Satz "Du hast ja eh keine Ahnung!" zur Seite gefegt werden


Ich teile nicht Bens Meinung, dass die Entscheidung, Kinder zu bekommen aus rein egoistischen Beweggründen entsteht - im Gegenteil, wenn man egoistisch denkt und sich mehr im Leben erlauben können will, Karriere machen will, seine Unabhängigkeit geniessen will und finanziell besser situiert sein will, dann setzt man gerade KEINE Kinder in die Welt!

Ich bin den Familien mit Kindern DANKBAR, dass sie diese grosse Verantwortung tragen, denn ich selbst möchte KEINE Kinder, egal aus welchen Gründen, das ist nicht weiter von Belang. Was ich allerdings immer echt schlimm finde, sind solche Ausprüche wie:
Zitat:
Zitat von Cindy
Ich lebe für meine Kinder, wenn ihrs nicht tut ok, Eure sache, aber bei mir ists halt so
Sich allein durch seine Kinder zu definieren, halte ich für ein echtes Armutszeugnis! Viele Eltern hören auf zu existieren, sobald sich der Nachwuchs eingestellt hat, haben keine Interessen mehr, lassen sich hängen, kennen nur noch Themen wie beschissene Windeln, Babynahrung, Babykleidung und Fencheltee und nehmen kaum noch am Leben teil.
Kein Wunder, dass daran viele Beziehungen zugrunde gehen, denn man sollte seine Kinder nicht als alleinigen Lebensinhalt betrachten und sich so zum eigenen Sklaven degradieren. Gerade viele Faruen empfinden sich mit Kind dann nur noch als Mutter, nicht mehr als Frau und gehen daran irgendwann kaputt, da sie sich selbst isolieren.

Müssen Eltern immer derart "degenerieren" und den Blick verlieren für andere Dinge des Lebens? Nehmt Euch Zeit für Euch selbst, pflegt Eure Hobbies und Interessen, bleibt geistig aktiv und werdet nicht zu Eltern-Zombies! Man ist kein "Rabenvater" und keine "Rabenmutter" nur weil man hin und wieder auch mal an sich selbst denkt - im Gegenteil, man ist dann ausgeglichener und davin wiederrum profitieren dann auch wieder die Kinder, denn entspannte Eltern sind die besseren Eltern!

Ihr mögt das jetzt vielleicht alles für übertrieben halten, aber ich habe das alles schon so oft erlebt ...



Tira