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22. January 2006, 20:02   #54
tw_24
 
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Politisch naiv könnte Susanne Osthoff zumindest schon sein, und ich halte es durchaus für möglich, daß sie vom umtriebigen BND, mit dem sie sich ja einließ, über die offizielle Zusammenarbeit hinaus auch 'mißbraucht' wurde und/oder noch wird. Mir ist ihre Nähe zur (vorherigen) deutschen Regierung ohnehin sehr suspekt, denn staatliche Fördermittel bekommt man praktisch nie ohne Gegenleistung, was darauf hinausläuft, daß man sich von Bürokraten irgendwas diktieren lassen muß.

Und das geht nicht immer gut, ist mir in ihrem Fall aber in der Tat vergleichsweise gleichgültig. Letztlich sorgt das alles ja nun gerade dafür, daß sie sich immer wieder in sehr seltsame Widersprüche verstrickt - auch beim Beckmann -, die mich doch ein wenig an ihrer Orts- und Lagekenntnis zweifeln lassen. Abgesehen von ihren sowieso lächerlichen Vermutungen über die Macht der CIA erzählte sie da beispielsweise wieder, daß außerhalb Bagdads mehr oder weniger Faustrecht herrscht.

Doch dann begibt sie sich ausgerechnet nur mit einem Fahrer in dieses angeblich so unsichere Gebiet. Kam sie zu ihrer Erkenntnis erst nach ihrer Entführung oder war es Selbstüberschätzung, die sie ohne ein paar bewaffnete Begleiter auf die Reise gehen ließ? Den (Wieder-)Aufbau irgendeiner Karawanserei begleitete sie ja nach eigener Aussage auch nur fernmündlich. Das paßt alles einfach nicht so recht zusammen, nicht bei einer Kennerin. Logisch muß ja im Irak durchaus nicht alles sein, aber wenigstens plausibel sollte es sein.

Die neugierigen Botschaftsmitarbeiter verhielten sich natürlich aus der Sicht ihrer Arbeitsgeber bestimmt korrekt, vor der Privatsphäre Susanne Osthoffs hatten sie aber dennoch anscheinend herzlich wenig Achtung - und das ist schon etwas MfS-like. Wenn so nun allerdings ja bestätigt wird, daß doch Lösegeld gezahlt wurde - was offiziell noch immer nicht bestätigt wird -, deutet das freilich auch auf ein Leck in Botschafts- oder Regierungskreisen hin.

Da ist es eigentlich ganz praktisch, daß das Interesse sich auf Susanne Osthoff konzentriert, denn sie lenkt die Aufmerksamkeit hervorragend davon ab, daß es in Geheimdienst- und/oder Regierungskreisen anscheinend Leute gibt, die von sich aus tun, was an diesem Wochenende Wolfgang Schäuble einem zumindest noch wahrscheinlichen BND-Untersuchungsausschuß vorwirft.

MfG
tw_24