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11. June 2006, 02:07   #11
Ben-99
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... und bleiben wir doch ruhig einmal bei der Frage, wer eigentlich bisher menschlich "grausamer" war – Bush oder Sarkawi?

Denn wieder einmal ist das amerikanische KZ auf Kuba in die Schlagzeilen geraten, weil sich dort gestern gleich 3 Häftlinge das Leben genommen haben. Wollt Ihr den dümmlich-zynischen Kommentar von George Bush dazu lesen?

Zitat:
"Sie haben keine Achtung vor dem Leben, weder vor unserem noch vor ihrem", sagte er. "Es war kein Akt der Verzweiflung, sondern Kriegsführung gegen uns."

Gefangenenlager: Bush äußert ernsthafte Sorge über Selbstmorde in Guantanamo
Dabei haben viele der seit Jahren in Guantamo als Vogelfreie ohne Rechte und ohne Aussicht auf einen ordentlichen Prozeß Inhaftierte nach den Folterungen und Erniedrigungen nur noch einen Wunsch: endlich von den Qualen erlöst zu werden. Wer so etwas in einem Folter-Camp, in dem auch 14jährige eingesperrt sind, erlebt, sehnt sich oft schon nach kurzer Zeit nach Erlösung durch Tod von eigener Hand.

Und nun komme ich zu Sarkawi, dessen Tod ich schon mal deshalb nicht betrauern kann, weil es heißt, daß er der Vermummte gewesen sein soll, der sich dabei filmen ließ, wie er der amerikanischen Geisel Nick Berg eigenhändig mit einem Messer den Kopf abschnitt. Und das auch noch zu einem völlig idiotisch gewählten Zeitpunkt, als die Welt entsetzt auf die ersten veröffentlichten Folter-Fotos blickte, auf denen grinsende amerikanische Soldaten und Gefängniswärter mit ihren malträtierten Opfern zu sehen waren.

Da es damals das erste sogenannte "Beheading"-Video war, das man auf bestimmten Seiten in voller Länge downloaden konnte, werde ich es auch nicht so leicht vergessen. Natürlich war ich entsetzt und empfand die Exekution des unschuldigen amerikanischen Staatsbürgers ekelhaft und barbarisch. Aber man sah auch, daß der Vorgang nur wenige Sekunden dauerte. Weil ich damals wußte, daß sich zwei Tage zuvor auch die Eltern das grausame Video über die Ermordung ihres Sohns anschauen mußten, war es für mich auch eine Art Trost zu wissen, daß das Opfer wenigstens nicht lange zu leiden hatte.

Bei den Häftlingen in Guantanamo, zu denen sicherlich auch Regimegegner und Freiheitskämpfer, aber leider auch Taxi-Fahrer und andere Leute, die im Irak oder Afghanistan einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort waren und auf Anweisung von Rumsfeld oder Bush von Soldaten oder CIA-Agenten verschleppt und in das Konzentrationslager gebracht wurden, geht es aber nicht nur um Sekunden, sondern sie müssen die Folter-Torturen und Demütigungen oft jahrelang ertragen.

Und auch, wenn es verdammt sarkastisch klingt, behaupte ich, daß viele der in Guantanamo und anderswo von den Amerikanern Gefolterten froh wären, wenn ihr Leid auch "in ein paar Sekunden" beendet sein würde.

Das soll keine Entschuldigung für Sarkawi und andere Leute sein, die es fertigbringen, lebenden gefesselten Menschen den Kopf abzuschneiden. Natürlich denkt man dann sofort ans Mittelalter. Aber glaubt nur nicht, daß es die Opfer von George Bush besser hätten, wenn man sie nach "modernen" wissenschaftlich ausgeklügelten Methoden "High-Tech-mäßig" quälen läßt.

Vor die Wahl gestellt, würde ich mich als Opfer mit Sicherheit lieber für die kürzere und somit auch "humanere", wenn auch mittelalterliche Tötungsart entscheiden.

Gruß Ben