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3. December 2007, 23:04   #10
Ben-99
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... und nun ist die Absetzung des "Spiegel"-Kultur-Chefs auch amtlich, wie der "Tagesspiegel" meldet:

Zitat:
Matthias Matussek arbeitet nicht mehr als Kulturchef beim „Spiegel“. Der umstrittene Matussek sei als Ressortleiter abgelöst worden, heißt es aus dem Haus an der Brandstwiete. (...) In der Kulturredaktion sei Matussek nicht länger zu ertragen gewesen, sein Führungsstil, insbesondere sein Umgang in Wort und Auftreten, habe selbst frühere „Matussek“-Jünger in die Opposition getrieben.

Chefredakteur Stefan Aust, der Matussek 2005 als einer von zwei „Spiegel“-Kulturchefs installiert hatte, wollte sich für den Verbleib dieses Wüterichs offensichtlich nicht verkämpfen. Andere sagen, der gekündigte Aust hätte gar nichts mitzureden gehabt.

(...)

Ein „Spiegel“-Mitarbeiter meinte, Matussek sollte jetzt „eine Einzelzelle, einen PC und eine Videokamera bekommen, damit sich dieser Wahnsinnige in seinem Blog ausleben kann“.

Matussek - was nun?
Gruß Ben



[edit 4.12.07]

Hübsch zu lesen ist auch die Matussek-Abrechnung der "Hannoverschen Allgemeinen":

Zitat:
Matthias Matussek war als Kulturchef des „Spiegel“ so etwas wie eine Katastrophe mit Hosenträgern: laut, derb und allem Neuen kaum zugänglich. Seit Montag ist er nicht mehr im Amt.

(...)

Grund für die Demission des Kulturchefs war kein journalistischer Fauxpas, sondern innerbetriebliches Fehlverhalten. Mehrfach hatten sich Mitarbeiter über die rüden Umgangsformen Matusseks bei der Chefredaktion beschwert. Der wurde wiederholt zur Ordnung gerufen, erhielt auch mindestens eine Abmahnung, machte aber munter weiter, brüllte, fuhr an, erteilte Zimmer- und Flurverbote.

Wie wird man so? Gar nicht. Man muss schon so sein.

Einen schönen Eindruck von der Egozentrik des (jetzt ehemaligen) Kulturverantwortlichen beim „Spiegel“ kann sich das Publikum auf den Internetseiten des Nachrichtenmagazins machen. Dort ist „Matusseks Kulturtip“ die wohl unterhaltsamste Einrichtung. Wie der Dampfplauderer da das Regietheater basht und die deutsche Romantik besingt, das hat Charme und Witz. Und wie er als Running Gag in seinen Kulturgeschichtchen immer mal wieder den alten Schirrmacher auftreten lässt, das ist von großer Komik und schöner Häme. Und er hat Ideen.

(...)

Nun erwartet zwar niemand, dass einer Kulturredaktion wie der vom „Spiegel“ unbedingt ein blasser Sensibilist vorstehen solle. Aber ein Kasper muss es ja auch nicht gerade sein.

Jetzt hat es sich als Ressortleiter jedenfalls erst mal ausgekaspert. Dass nun auch sein Videoblog ausfällt, wäre unwahrscheinlich, denn einerseits sind die Zuschauerzahlen hier ganz beachtlich und andererseits trägt sein letzter Eintrag (über einen Besuch im Vatikan) den Titel „Die Hoffnung stirbt zuletzt“.

Grobkörper statt Feingeist

Und auf "Welt Online" ist zu lesen:

Zitat:
Es geht nur noch darum, ob er sich mit einem Vertrag als Autor des Nachrichtenmagazins einverstanden erklärt. Gelegenheit, dies zu bedenken hat Matussek während seines Urlaubs, den er nun angetreten hat, und der offiziell bis zum 2. Januar 2008 dauert.

(...)

Die Gründe liegen in seiner Persönlichkeitsstruktur. Schon Nichtigkeiten stimulieren Matusseks Erregungspotenzial. Das musste erst kürzlich der zur Blattkritik geladene Kabarettist Django Asül erfahren. Ohne Not war Matussek derart laut und ausfällig geworden, dass er sich auf Drängen der Chefredaktion entschuldigen musste.

(...)

Matusseks Methoden waren simpel: Er liebt Krawall, glaubt mit seinen Provokationen Volkes Stimme zu erheben und fand in seiner Lust, Debatten zu inszenieren, Mitstreiter in anderen Medienhäusern. (...) Seine wahre Bestimmung dürfte Matussek ohnehin als Videoblogger gefunden haben. Dieses Medium, bei dem es mehr um Selbstreferentialität als um Relevanz geht, ist wie geschaffen für sein Naturell, dem Drang nach Selbstdarstellung.

Wie der "Spiegel" seinen Kulturchef verliert