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14. July 2005, 09:33   #150
tw_24
 
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Zitat von Ben-99
Viel wichtiger finde ich, daß sich gerade die Jüngeren unter Euch mal darüber Gedanken machen sollten, was es für sie bedeuten könnte, wenn ein CDU-regiertes Deutschland künftig zu einer weiteren Marionette der USA werden würde. Berührt Euch das Schicksal der amerikanischen Rekruten nicht, die schon wenige Wochen nach ihrer Einmusterung in den Irak oder nach Afghanistan kommandiert wurden und gleich nach ihrem ersten Einsatz in einem Sarg die Heimreise antreten durften?
Diese Gefahr besteht, glaube ich, aber eher, wenn der außenpolitische Kurs der gegenwärtigen Regierung fortgesetzt wird und weniger, sollte die Union die nächsten Wahlen gewinnen. Lustigerweise weiß für 2005 oder 2006 wieder nur der politische Gegner der Union ganz genau, was passieren wird (oder geschehen wäre: "Mit einer Kanzlerin Angela Merkel und CDU/CSU stünden deutsche Truppen jetzt in Bagdad – mit allen Konsequenzen."), gewinnen die Unionsparteien Wahlen. Am Befreiungskrieg gegen die faschistische Baath-Diktatur im Irak hätte sich gegen den Widerstand weiter Teile von Bevölkerung und - potentieller - Opposition aus SPD, "Bündnis 90/Die Grünen" und PDS wohl auch ein Deutschland unter Kanzler Edmund Stoiber kaum beteiligt.

Sehr wahrscheinlich hätte er es sogar ähnlich gemacht wie der amtierende Kanzler, der bekanntlich immer mehr Soldaten an den Hindukusch zum Friedensstiften schickte, um dann zu erklären, man hätte nicht genug Personal, um auch noch im Irak sich zu engagieren. Eigentlich nämlich hätten Schröder und Fischer ganz gern mitgemacht, so lautete die Botschaft an George W. Bush, aber leider, leider ... Afghanistan und so ... An der Heimatfront wurde das dann als Friedenswillen verkauft, und jene ließ sich auch idiotischerweise darauf ein.

Dabei hat schon der völkerrechtswidrige Überfall auf Jugoslawien bewiesen, daß - mehr noch als die Union - SPD und "Bündnis 90/Die Grünen" danach streben, daß kein Krieg mehr ohne deutsche Beteiligung stattfindet - das Streben nach einem Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zeigt dies ebenso deutlich wie etwa die Verteidigungspolitischen Richtlinien des Peter Struck oder die EU-Verfassung mit ihrem Gebot zur Aufrüstung und Schaffung weltweit einsatzfähiger Streitkräfte.

Freilich würden die politischen Lager jeweils andere Begründungen liefern, SPD und "Bündnis 90/Die Grünen" wollen wegen Auschwitz weltmachtpolitisch mitmischen, die anderen dürften etwas von gemeinsamen Werten erzählen, die uns sehr wohl mit den USA verbinden. Letzteres klingt dabei sogar noch weitaus angenehmer, denn in der Tat wollen SPD und "Bündnis 90/Die Grünen" mit einer von Deutschland dominierten EU eine militärische Weltmacht etablieren, die sich auch ausdrücklich gegen die USA richtet, was mit Friedenspolitik nicht viel zu tun hat.

Dagegen ist eine gewisse Hörigkeit gegenüber den USA nicht nur weniger konfliktträchtig, sondern ermöglicht ja gerade ein vielleicht notwendiges mäßigendes Einwirken auf eine angeblich grundsätzlich kriegslüsterne US-Administration - ein konfrontatives Wettrüsten dagegen fördert wohl kaum die Dialogbereitschaft. SPD und diese kriegerischen Sonnenblumen-Anbeter stehen ganz real für eine 'amerikanische' Politik, welche sie gegen die USA betrieben und -treiben, während die Union das mit den USA anstreben könnte.

Beides muß man nicht sonderlich mögen, die von der Union vertretene Variante aber scheint mir noch die sympathischere zu sein, weil sie weitaus weniger außenpolitischen Schaden anrichten dürfte als der demnächst wohl abgewählte Gegenentwurf einer EUropäischen militärischen Weltmacht, zumal ja auch die USA noch niemanden dazu zwangen, auf ihrer Seite in welchen Krieg auch immer zu ziehen. Eine Kanzlerin Merkel könnte, so sie denn wirklich im Sinne der Anklage amerikanisch gesinnt sein sollte - Warum nur wirft man andererseits der Union ihren Patriotismus als Nationalismus vor? -, sogar möglicherweise die deutsche Außenpolitik wieder entmilitarisieren, was SPD und ihr Anhang ja nicht vermochten, sie feiern sich für die "Enttabuisierung des Militärischen", wie es ihr Kanzler einmal ausdrückte, und verkünden durch den friedensstiftenden Peter Struck schon einmal, daß in Zukunft deutschen Soldaten tatsächlich etwas drohen könnte, das sie nicht überleben, wofür dann aber bestimmt auch wieder die Union verantwortlich gemacht wird.

MfG
tw_24