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16. February 2008, 19:04   #54
Ben-99
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... dann habt Ihr im Prinzip also nichts dagegen, daß es für Voyeure, die Ihr ja so beherzt verteidigt, demnächst vielleicht auch eine fröhliche Nieren-Spender-Show, Gerichts-TV und menschenverachtende Formate, die ich mal mit "Kolosseum light" umschreiben möchte, geben wird. Voraussetzung natürlich: Jeder jugendliche Depp, der noch nicht trocken hinter den Ohren ist, aber unbediingt ins Fernsehen muß, läßt sich freiwillig dem johlenden Publikum zum Fraß vorsetzen. Denn das scheint ja nach wie vor Euer Hauptargument zu sein.

Hier Ausschnitte aus zwei Interviews mit Leuten, die sich möglicherweise etwas besser mit der Problematik auskennen als wir:

Zitat:
Schlimm ist heute nur, wenn wie bei DSDS ein einzelner Juror, der offensichtlich die Position des Stärkeren einnimmt, auf Schwächeren herumtrampelt und sie beleidigt. (...) Bohlen ist einer, den man früher als das "Raunen des Stammtischs" bezeichnet hat. Jemand, der für sein hämisches und frauenfeindliches Gerede auch noch Schulterklopfen erntet, weil er anscheinend ehrlich seine Meinung äußert.

DSDS-Kenner Jo Groebel: "Ich würde Bohlen feuern"
Zitat:
Für uns ist entscheidend, dass es sich nicht nur um singuläre Entgleisungen einer Einzelperson handelt, sondern um eine bewusste Inszenierung durch den Sender RTL. Antisoziales Verhalten wird von einer vermeintlichen Identifikationsfigur als cool und Erfolg versprechend dargestellt. Wenn sich Herr Bohlen dann auch noch freut, dass er aufgrund seiner angeblichen Hammersprüche als Vorbild gilt, dann haben wir ein ernstes Problem. (...) Es ist doch nicht richtig, dass die Bewertung einer gesanglichen Leistung im Mittelpunkt steht. Tatsächlich geht es hier darum, dass Menschen quotenwirksam erniedrigt und gedemütigt werden. Und das in Deutschland übliche tatsächliche Sozialverhalten unterscheidet sich doch sehr von dem, was RTL im Umgang der Jury mit Kandidaten als "normal" darstellt.

(...)

Manche der jungen Zuschauer haben in ihrem Leben noch nie eine Bewerbungssituation miterlebt. Sie sind bei RTL zum ersten Mal Zeuge einer Situation, in der ein Bewerber mit seinen gesanglichen Fähigkeiten überzeugen will. Was bei "Deutschland sucht den Superstar" gezeigt wird, ist eine brutale Selektion von Bewerbern, die außerhalb von RTL im Alltag völlig unüblich ist und der Entwicklung junger Zuschauer schaden kann. (...) Wenn ein Kind von Juroren wie Dieter Bohlen zum Beispiel vorgelebt bekommt, dass die gezielte Beleidigung eines vermeintlich homosexuellen Kandidaten mit entsprechenden Begriffen gesellschaftlich akzeptiert ist, dann können wir dies nicht tolerieren.

Medienwächter gegen DSDS: "Wenn Bohlen sich freut, haben wir ein Problem"
Gruß Ben