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18. November 2002, 23:05   #1
Black Panter
 
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Lebensgefahr! Fahreraufstand in der Formel 1

Villeneuve hält HANS für lebensgefährlich

Seit den tödlichen Unfällen von Ayrton Senna und Roland Ratzenberger im Jahr 1994 ist die Formel 1 von katastrophalen Unfällen verschont geblieben.

Damit das auch so bleibt, hat der Automobilweltverband FIA das HANS-System (Head and Neck Support System, Anm. d. Red.) in der Königsklasse ab 2003 zur Pflicht gemacht.

Unter den Fahrern regt sich nun jedoch Widerstand gegen diese Sicherheitsvorkehrung. "Es kann dir das Rückgrat brechen", warnt Jacques Villeneuve gegenüber "Autosport". Der Ex-Weltmeister steht mit seiner Skepsis nicht allein.

Ausgeklügeltes Sicherheitssystem

Eigentlich soll HANS schwere Verletzungen verhindern. Der Kopf des Piloten wird mit Hilfe einer steifen Kohlefaserkonstruktion - ähnlich einer Anschnallvorrichtung in Achterbahnen - über den Schultern fixiert.

Die Konsequenz: Bei einem Highspeed-Crash wird die Nackenmuskulatur der Fahrer entlastet und ein gefährliches Vorschnellen des Kopfes verhindert. So zumindest lautet die Theorie.

Villeneuve zeichnet dagegen ein ganz anderes Bild. "Ich denke, dass es Situationen gibt, in denen man sich durch das HANS-System verletzen kann", sagt der Franco-Kanadier.

Bestimmte Unfall-Szenarien bergen Gefahren

Als Beispiel führt er seinen Unfall in Suzuka an. Ausgangs der "Spoon"-Kurve kam er von der Strecke ab und drehte sich mehrmals um die eigene Achse. Villeneuve trug keine HANS-Apparatur. Eine Tatsache, die er nicht bereut.

"Mein Körper hätte sich bewegt, aber HANS wäre dort geblieben, wo es ist. Es hätte auf meinen Nacken gedrückt", schildert der BAR-Fahrer die Situation. In diesem Fall hätte der Unfall für ihn böse enden können, genau das Gegenteil der gewünschten Wirkung wäre eingetreten.

Heidfeld ist ebenfalls skeptisch

Auch Nick Heidfeld ist nicht gerade vom Nutzen des Systems begeistert. Er testete HANS im Verlauf des Monza-Wochenendes und erklärt im Sport1-Interview : "Ich verzichtete am Renntag auf das System, weil ich Samstagabend - nachdem ich zuvor mit HANS gefahren war - Kopfschmerzen hatte."

"Außerdem hatte ich Druckstellen im Bereich der Schlüsselbeine. Solange man HANS als Fremdkörper empfindet, ist das System noch nicht perfekt", berichtet "Quick Nick" weiter.

Unterschiedliche Erfahrungen im Fahrerlager

Ob HANS als "Fremdkörper" empfunden wird, hängt offenbar stark mit der Statur des jeweiligen Fahrers zusammen. Vor allem F-1-Stars mit einem relativ kurzen Hals bereitet das System Probleme.

Villeneuve gehört nicht gerade nicht zu den "Giraffen" der Formel 1. "Ich kann HANS nicht einmal um meinen Hals legen", klagt er. Andere Fahrer - wie etwa Ex-Sauber-Pilot Felipe Massa - haben keine Beschwerden. Der Brasilianer bestritt den gesamten Italien-GP mit HANS.

In den amerikanischen CART- und NASCAR-Serien, sowie seit 2002 auch in der hiesigen DTM, wird HANS bereits obligatorisch eingesetzt.

Begrenzte Bewegungsfreiheit

Dennoch bleibt ein Problem für alle Piloten: Durch die starren Kohlefaserbügel ist die Bewegungsfreiheit des Kopfes stark eingeschränkt. Vor allem das Einlenken in die Kurven wird dadurch erschwert.

DaimlerChryser, das seit 1997 die Entwicklung des Systems vorantreibt, hält sich auf Sport1-Nachfrage zu den Villeneuve-Vorwürfen bedeckt.

"Wir haben HANS lediglich im Auftrag der FIA weiterentwickelt. Entsprechend wollen wir uns dazu nicht äußern", erklärt ein Firmensprecher.

So bleibt also zu hoffen, dass HANS 2003 tatsächlich für mehr Sicherheit sorgen wird, anstatt Schaden anzurichten.



Ich kann die bedenken einiger Fahrer gut verstehen. Es sollte jedem selber überlassen bleiben ob er dieses Sicherheitssystem benutzt oder nicht.

Um dieses System zur Pflicht zu machen bedarf es wohl noch einiger Weiterentwicklung, dass wirklich jedes Risiko den Fahrer dadurch zu verletzen, ausschließt.