Thema: Stichtage
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30. October 2006, 09:02   #335
Jules
 
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30.10.1961: Mit Zündung der Zar-Bombe wird die größte Kernwaffenexplosion ausgelöst

Die Zar-Bombe ist die stärkste jemals gezündete Wasserstoffbombe. Die Detonation gilt als größte vom Menschen jemals verursachte Explosion überhaupt.

Die Bombe wurde am 30. Oktober 1961 um 11:32 Uhr Moskauer Zeit über dem Testgelände in der Mitjuschikabucht auf der Insel Nowaja Semlja gezündet. Die Bombe wurde von einem Tupolew Tu-95-Bomber in über 10.000 Meter Höhe abgeworfen und durch einen Fallschirm abgebremst, um dem Flugzeug ausreichend Zeit zu geben, das Testgebiet zu verlassen. Die Explosion fand in einer Höhe von ca. 4.000 m statt. Der Feuerball tangierte den Erdboden, der Atompilz erreichte kurzfristig eine Höhe von ca. 64 km; die stabile Endhöhe dürfte zwischen 40 und 50 km betragen haben. Die von der Bombe erzeugte Druckwelle war so groß, dass sie noch bei ihrer dritten Umrundung der Erde messbar war.

Die Sprengkraft der Bombe betrug – je nach Quelle – 50 bis 60 Megatonnen TNT-Äquivalent und war damit mehr als 3.800 mal stärker als die Hiroshima-Bombe Little Boy, deren Sprengkraft auf etwa 13 Kilotonnen geschätzt wird. Sie war auch etwa vier- bis fünfmal stärker als die „Castle-Bravo“-Bombe der US-Amerikaner, welche deren wirkungsvollster Atomtest war.

Die „Zar-Bombe“ war ursprünglich sogar für eine Sprengkraft von 100 bis 150 Megatonnen konzipiert, verlor aber, durch den Verzicht auf einen Mantel aus spaltbarem Material, ihre letzte Fissionsstufe und damit mindestens 50% dieses möglichen Vernichtungspotentials. Der für den radioaktiven Fallout wesentlich verantwortliche Fissionsanteil betrug somit nur noch 3 %, der Rest der Energie wurde durch vergleichsweise falloutarme Kernfusion erzeugt. Dadurch wurde diese Bombe zu der „saubersten“ jemals eingesetzten Atombombe, gemessen an ihrer Sprengkraft. Ein Test der vollständigen Version hätte die weltweite radioaktive Belastung durch Atomtests um ca. 25% erhöht.

Die Bombe wog 27 Tonnen, war acht Meter lang und zwei Meter breit und entfaltete eine solche Vernichtungskraft, dass ihr Konstrukteur Andrei Sacharow darüber zum Dissidenten wurde. Militärisch war diese Bombe, unter anderem aufgrund ihres hohen Gewichts, jedoch unbrauchbar und als reine Machtdemonstration im Zuge des Kalten Krieges konzipiert.

Eine große Herausforderung bei der Konstruktion dieser Bombe war auch die Herstellung eines Fallschirms, welcher die 27 Tonnen schwere Bombe nach dem Abwurf trug. Als Materialien wurden hierbei unter anderem synthetische Äquivalente der Spinnenseide eingesetzt. Die Bombe wurde innerhalb von nur 14 Wochen entwickelt und gebaut, nachdem Chruschtschow das Projekt am 10. Juli 1961 bestätigt hatte.

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