Thema: Stichtage
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7. October 2006, 14:38   #310
Jules
 
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05. Oktober 1842: Josef Groll braut den ersten Sud Bier nach Pilsner Brauart

Pils(e)ner Bier, auch Pils oder Bier nach Pils(e)ner Brauart ist ein nach der böhmischen Stadt Pilsen (tschechisch: Plzeň) benanntes, untergäriges Vollbier mit starkem Hopfenaroma und höchstens 12,5 Prozent Stammwürzegehalt. Pils ist ein Lagerbier. Es wird deshalb oft auch fälschlicherweise Lager genannt (vgl. englisch: lager).

Das Bier wurde als Lagerbier und Exportbier bald schon sehr beliebt und auch außerhalb Böhmens verbreitet. Bald nannten sich viele Biere nicht nur in Deutschland Pilsner, Pilsener oder auch nur Pils. Das original Pilsner Bier ist eines der wenigen Biere, welches mit alkalischem Wasser gebraut wird und dadurch sehr bekömmlich ist. Dabei ist die Pilsner Brauart aus der schon damals berühmten Bayerischen Brauart entstanden, die vor allem auf dem sehr schonend gedarrten und daher sehr hellen Malz, das heute als Pilsner Malz bezeichnet wird und auf der langsamen, sehr kalten Gärung und schließlich der langen Lagerung in kalten Höhlen und tiefen Kellern beruhte. Da das damalige Pilsner Bier – ein dunkles, trübes, warm vergorenes Bier – einen so schlechten Ruf hatte, daß sogar mehrere Fässer Bier aus Protest öffentlich auf dem Rathausplatz ausgeschüttet wurden, berief der Pilsner Braumeister Martin Stelzer des „Bürgerlichen Brauhauses“ in Pilsen 1842 den bayerischen Braumeister Josef Groll aus Vilshofen nach Pilsen um „den Böhmen in Pilsen ein gutes Bier zu brauen“. Josef Groll braute somit am 5. Oktober 1842 den ersten Sud nach Pilsner Brauart. Dieser wurde erstmals am 11. November 1842 öffentlich ausgeschenkt und eröffnete so den weltweiten Siegeszug dieser Bierspezialität, die als Original Pilsner Urquell vertrieben wird.

Zunächst setzte sich sogar für die untergärigen Biere der Begriff nach Bayerischer Brauart durch, der erst später zu Pilsner Brauart geändert wurde. So existieren Etiketten der Brauerei Heineken, die nach Pilsner Brauart braut, mit der Bezeichnung nach Bayerischer Brauart.

Der deutlichste Unterschied des Pilsner Bieres im Vergleich zum obergärigen Vollbier ist wohl der leicht bittere Hopfengeschmack, der vom berühmten Hopfen, der um die nordböhmische Stadt Saaz (Žatec) angebaut wird, herstammt, sowie der etwas vollere, malzigere Geschmack und natürlich die goldgelbe Farbe. Jedoch ist das Original böhmische Pils nicht vergleichbar mit den vor allem norddeutschen Pilssorten, die einen viel bittereren/herberen Geschmack aufweisen und auch bei weitem nicht so voll und malzig schmecken wie das Original.

Dem Pilsner entspricht in der Schweiz das Spezialbier. Aufgrund eines Abkommens mit Tschechien darf die Bezeichnung Pilsner dort nicht verwendet werden. Im Gegenzug dazu verzichtet Tschechien auf die Bezeichnung Emmentaler für Käse.

Andere Quellen (etwa "onomantie.de") sind der Ansicht, dass die Bezeichnung Pilsener auf das Bilsenkraut zurückzuführen ist, welches tatsächlich im Mittelalter dem Bier zugesetzt wurde. Genau wie durch die Verwendung von Hopfen wird dadurch die Haltbarkeit erhöht. Da die Haltbarkeit aufgrund des Anstiegs des Alkoholgehaltes verbessert wird, wird häufig behauptet, das Bilsenkraut sei zugesetzt worden, um die berauschende Wirkung zu erhöhen. Dies war allerdings nur ein Nebenprodukt. Das Zusetzen von Bilsenkraut verursachte enorme Kater und war auch aus anderen Gründen nicht unproblematisch. Als im 15. Jahrhundert der Hopfen in Deutschland eingeführt wurde, wurde das Bilsenkraut durch den Hopfen ersetzt. Allerdings hatte sich - nach diesen Quellen - der Begriff "Pils" bzw. "Pilsner" (abgeleitet aus BILSEN-kraut) bereits als Synonym für haltbares Bier durchgesetzt - also wurde auch das neue Hopfenbier "Pils" genannt. Bier mit Bilsenkraut wurde dann schnell allgemein als "Panscherei" angesehen. Als Abgrenzung dazu entstand schließlich das "Bayerische Reinheitsgebot" von 1516, aus dem später das "Deutsche Reinheitsgebot" hervorging. Bier mit Hopfen war dann "Pils nach dem Reinheitsgebot" und konnte gegen das ursprüngliche "Pils" mit Bilsenkraut abgegrenzt werden.

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