Thema: Stichtage
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15. October 2006, 08:51   #320
Jules
 
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15.10.1946: Mit Die Mörder sind unter uns wird der erste dt. Nachkriegsfilm gezeigt

Die Mörder sind unter uns ist der erste deutsche Spielfilm der Nachkriegsgeschichte und der erste deutsche Trümmerfilm. Er wurde 1945/46 in den Althoff-Ateliers in Babelsberg gedreht. Regie und Buch stammten von Wolfgang Staudte.

Handlung

Der Film spielt im Jahr 1945 im zerbombten Berlin. Der ehemalige Militär-Chirug Dr. Hans Mertens (Wilhelm Borchert) kehrt nach dem Krieg zurück nach Berlin und findet sein Haus in Trümmern vor. Er leidet noch unter den schrecklichen Kriegserinnerungen und wird zum Alkoholiker. Die Fotografin Susanne Wallner (Hildegard Knef), eine KZ-Überlebende, findet ihn in ihrer alten Wohnung vor und beide werden schnell zu Freunden und Mitbewohnern. Bald darauf begegnet Mertens seinem ehemaligen Hauptmann Ferdinand Brückner (Arno Paulsen). Dieser ließ am Weihnachtsabend 1942 36 Männer, 54 Frauen und 31 Kinder einer polnischen Ortschaft an der Ostfront erschießen. Inzwischen ist Ferdinand Brückner ein beliebter Bürger und erfolgreicher Geschäftsmann, der aus alten Stahlhelmen Kochtöpfe produziert. Am Weihnachtsabend 1945 versucht Mertens ihn zu töten, doch der Mord wird von Susanne Wallner rechtzeitig verhindert. Sie kann ihn überzeugen Brückner vor ein Gericht zu stellen. Beide wollen zusammen ein neues Leben beginnen.

Filmdreh und Kritik

Die Filmcrew drehte direkt in den Trümmern der Stadt. So entstanden eindrucksvolle Bilder, die die Wirkung und Handlung des Filmes verstärken. Der Arbeitstitel lautete Der Mann den ich töten werde, der allerdings umbenannt werden musste, da das Drehbuch umgeschrieben wurde. In der Urfassung tötet Mertens seinen alten Hauptmann, doch die Alliierten befürchteten, dass die Zuschauer darin einen Aufruf zur Selbstjustiz sehen könnten.

Wolfgang Staudte lobte für den Film positive Kritiken ein. Er setzte sich nicht nur mit der deutschen, sondern auch mit seiner eigenen Vergangenheit auseinander - Staudte war an der Produktion des NS-Propagandafilms Jud Süß beteiligt gewesen. Kritisiert wird häufig das Auftreten der Charakteren in Anzügen und modischer Kleidung, was nicht der Lebenssituation der damaligen Berliner (insbesondere der Trümmerfrauen und der KZ-Überlebenden) entsprach.

Am 15. Oktober 1946 wurde der Film im Admiralspalast, der zu diesem Zeitpunkt die Deutsche Staatsoper beherbergte, im sowjetischen Sektor Berlins uraufgeführt. Die erste Fernsehausstrahlung war in der DDR am 1. November 1955; in der damaligen Bundesrepublik Deutschland war der Film erst am 18. Dezember 1971 zu sehen.

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