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28. November 2005, 17:29   #3
Ben-99
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... das Problem ist, daß in der Bevölkerung "die Ärzte" oft in einen Topf geworfen werden. Natürlich kann zum Beispiel ein Radiologe mit seiner Geräte-Praxis nach wie vor schnell Multimillionär werden und noch jede Menge Zeit zum Golf spielen haben. Angestellte Krankenhaus-Ärzte verdienen dagegen einen Hungerlohn und werden schon seit Jahren schamlos ausgebeutet.

Schon vor fast 10 Jahren hatte mal ein Fernsehteam die Doppel- oder sogar Dreifach-Schicht eines Unfall-Chirurgen an einem großen Krankenhaus dokumentiert, der erst nach zweieinhalb Tagen wieder Feierabend hatte. Davor konnte er sich zwischendurch höchstens mal für ein oder zwei Stunden hinlegen. Und in diesem Zustand mußte er dann wichtige Entscheidungen treffen und eben auch fast wie am Fließband operieren.

Insofern ist der Vergleich schon richtig, daß man sich als Verkehrteilnehmer durch einen übernächtigten LKW- oder gar Reisebus-Fahrer bedroht sieht, der sich dadurch auch strafbar macht, während es anscheinend als "normal" hingenommen wird, daß Krankenhausärzte in diesem Zustand auf die Patienten losgelassen werden.

Ich habe den Leuten immer geraten zu streiken und sich nicht mit dem Argument erpressen zu lassen, daß man als Arzt durch solche Aktionen nicht seine Patienten "im Stich lassen" darf. Wer hart arbeitet, muß dafür auch entsprechend bezahlt werden, und es kann nicht sein, daß französische Ärzte das Doppelte ihrer deutschen Kollegen verdienen.

Dasselbe gilt aber auch für Krankenschwestern und überhaupt für das gesamte Pflegepersonal. Und sollten auch bei der Feuerwehr ähnliche Zustände herrschen, haben auch die "Sackis" Recht auf Protestmaßnahmen – egal ob verbeamtet oder nicht. Und wenn dann mal ein Haus mehr abbrennt, ist es eben Pech. Aber von allein wird sich überhaupt nichts ändern.

In solchen Fällen würde sich wohl auch die Presse hinter die Streikenden stellen. Und Abstrafungen in Form von Massenentlassungen sind auch nicht zu befürchten, weil der Staat bzw. die Kommunen sich so etwas überhaupt nicht leisten können. Schließlich wachsen Krankenhaus-Ärzte nicht auf Bäumen, sondern sie müssen vorher ein langes schwieriges Studium absolvieren. Daß sie später ein adäquates Gehalt erwarten und wenigstens einigermaßen akzeptable Arbeitsbedingungen vorfinden, sollte eigentlich selbstverständlich sein.

Gruß Ben