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26. June 2007, 18:30   #3
Ben-99
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... interessant ist, wie die bürgerliche Presse den Spagat hinbekommt, einerseits ihrer Chronisten-Pflicht nachzukommen, weil auch die jugendlichen Leser ein Recht auf Berichterstattung über ein erfolgreiches Bushido-Konzert im Hamburger Stadtpark haben, andererseits aber auch das mulmige Gefühl der Eltern zu beschreiben, die ihre Kiddies zum Konzert begleiteten und nun die Welt nicht mehr verstehen. Ich meine, daß die Redakteurin vom "Hamburger Abendblatt" das ganz gut hinbekommen hat:

Zitat:
Auf der Wiese vor der Freilichtbühne im Stadtpark stehen sie. Zwölfjährige in weiten T-Shirts und ausladenden Hosen, junge Gymnasiasten aus Wentorf. Daneben Mädchen, etwas älter, 13, 14 und 15 Jahre alt, in Mini-Rock und Tops mit tiefen Ausschnitten. An ihren Handgelenken glitzern Armreifen, ihre Nägel sind lackiert. Sie tanzen lasziv, wirken frühreif und lassen ihre mageren Hüften kreisen. Sie versuchen auszusehen wie die Mädchen aus den Musikvideos, wie die, die sich an den Körpern der Hip-Hop-Stars reiben. Etwas am Rand hat sich eine Gruppe junger Erwachsener aufgestellt, härtere Gangart, Tätowierungen an Beinen und Oberarmen, kahl geschorene Köpfe, einer trägt ein T-Shirt, auf dem "Porno King" steht. Die Masse tobt gelegentlich. Ein Meer aus Armen bewegt sich zum Takt von tiefen Bässen und Bushidos Gesang.

Die Mädchen sagen, sie würden auf jeden Fall nachher mit Backstage gehen, falls sie gefragt würden. Ob sie denn keine Angst haben? "Nee, überhaupt nicht, Bushido ist so sexy." Bushido ist ihr Idol wie für andere Tokio Hotel. Seine Texte finden sie auch richtig gut. Lieder wie den "Arschficksong" oder "Mit dem Schwanz in der Hand" hören sie nicht, erzählen sie. Trotzdem liegen die CDs in ihren Kinderzimmern.


(...)

Ein Rapper aus der Unterschicht, der sich inzwischen eine Villa in Berlins feinem Stadtteil Zehlendorf gekauft hat. Seine Revolution ist der Tabubruch, er besingt aggressiven Sex und Gewalt und ist jetzt dahin gezogen, wo die wohnen, die nun gar nichts mit ihm zu tun haben wollen.

(...)

Nach zweieinhalb Stunden ist Schluss. Die Bushido-Fans müssen wieder nach Hause. Zurück in ihre Kinderzimmer, ihre Wohnungen und zurück in eine Gesellschaft, in der Rapper wie Bushido Erfolg haben

Bushido - das umstrittene Idol
Gruß Ben