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6. June 2008, 19:52   #310
Ben-99
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... daß Du Dich so gern dem (bisher noch) beinahe durchweg positiven und eben leider auch unkritischen Tenor der meisten Zeitungen in bezug auf NK anpaßt, bleibt Dir selbstverständlich unbenommen.

Und sicherlich gehört wohl auch Ludwig Adamovich, Leiter der Untersuchungskommission im Entführungsfall Natascha Kampusch, für Dich zu den Spinnern, die man nicht Ernst nehmen sollte. Allerdings liest man heute in den "Salzburger Nachrichten", daß er den Bericht, den er nächsten Dienstag dem Innenminister übergeben wird, als "brisant" bezeichnet. Ob es sich dabei um eine "Bombe" handelt, könne er zwar nicht voraussagen, aber wörtlich sagte er der Zeitung:

Zitat:
"Wir haben den Sachverhalt in zehn Punkte gegliedert. Einer davon ist das Thema Vertuschung durch die Sicherheitsbehörden, weil die ganze Geschichte mit Vertuschung angefangen hat."
Ja, Du hast richtig gelesen, Tommy, er spricht tatsächlich von "Vertuschung". Und nun? Hältst Du Adamovich etwa auch für einen bescheuerten Verschwörungstheoretiker?

Und auch dem bei uns bereits erwähnten Privatdetektiv Walter Pöchhacker wird in dem Artikel viel Platz eingeräumt:

Zitat:
Er beschäftigt sich seit einem Jahrzehnt mit dem Fall und hat über die Entführung Natascha Kampuschs ein Buch geschrieben. Der private Ermittler hortet stapelweise Akten und Tonbanddokumente in seiner Wiener Detektei. Seine These: Natascha Kampusch sei zwar im Haus von Wolfgang Priklopil in Strasshof an der Nordbahn (Bezirk Gänserndorf) gefangen gehalten worden, die Entführung selbst sei aber nicht von ihm ausgegangen.

„Natascha war ein kräftiges Kind und alle Zeugen haben übereinstimmend ausgesagt, das Mädchen hätte sich bei einem fremden Täter mit Sicherheit zur Wehr gesetzt. Eine gewaltsame Entführung hätte Spuren hinterlassen“, sagt Pöchhacker. Und: „Priklopil, der alles bis ins Detail plante, hätte gewusst, dass Natascha zwicken, kratzen und beißen wird.“

Die Version der Polizei lautet hingegen: Priklopil, der kurz nach Kampuschs Flucht am 23. August 2006 Selbstmord beging, sei ein Einzeltäter gewesen.

(...)

Pöchhacker hält die Einzeltätertheorie für „völlig absurd“. „Sie dient nur dazu, dass die Polizei den höchst peinlichen Fall mit vielen Pannen schließen kann.“ Der Privatdetektiv ist überzeugt davon, dass es sich um eine Beziehungstat handelt. Beweise dafür gibt es nicht.

Von einer Beziehungstat ging ursprünglich auch die Polizei aus. Max Edelbacher – als Kripo-Chef leitete er die Ermittlungen in dem Fall von 1998 bis 2002 – erklärte nach dem Auftauchen von Kampusch in einem Interview für den Schweizer Radiosender „20minuten.ch“: „Für mich waren starke Anzeichen vorhanden, dass ein sexueller Missbrauch vorliegt. Wir ermittelten im engsten familiären Umfeld . . . konnten aber nichts beweisen.“

Immer mehr Zeugen melden sich bei Pöchhacker, die Kampuschs Mutter Brigitta Sirny im Umfeld von Priklopil gesehen haben wollen. Sirny sei bei einer Tankstelle Stammgast gewesen, wo auch Priklopil regelmäßig tankte und mindestens drei Mal Natascha Kampusch im Fonds des Autos beobachtet worden sein soll. „Seit der Flucht von Natascha ist Sirny kein einziges Mal mehr an diese Tankstelle gefahren“, erklärt Pöchhacker.

Sogar vor dem Haus Priklopils ist das Auto Sirnys gesehen worden. Die Erklärung, die Nataschas Mutter dafür in einem Interview mit dem Südwestdeutschen Rundfunk gab: Zufall, sie sei in der Nähe mit einem Kunden verabredet gewesen.

Für Pöchhacker passt schon das Zeit-Weg-Diagramm am Tag der Entführung nicht zusammen, es klaffe „mindestens“ eine Lücke von 25 Minuten, behauptet er. „Interessant ist, dass sich sowohl Kampusch als auch Sirny strikt weigern, zu den Abläufen in der Früh Stellung zu beziehen“, sagt Pöchhacker. Das heute 20-jährige Entführungsopfer Kampusch hatte kurz nach ihrer Flucht auf die Frage, ob es Mittäter gebe, einer Polizistin zu Protokoll gegeben: „Ich weiß keine Namen.“ Später sprach sie stets von Priklopil als Einzeltäter.
Aber für Dich, Tommy, scheint es wohl auch weiterhin keinen Aufklärungsbedarf zu geben. Und vielleicht hast Du ja auch Recht, daß Nataschas (falsche) blaue Augen einfach nicht lügen können ;-)

Hier der komplette Artikel:

Vertuschung im Fall Kampusch

Gruß Ben