Thema: Stichtage
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27. November 2006, 22:05   #365
Jules
 
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26.11.1922: Carter und Lord Canarvon betreten das Grab Tutenchanuns

Seit 1891, im Alter von 17 Jahren, war Howard Carter für den Egypt Exploration Fund tätig. Er arbeitete mit verschiedenen Ägyptologen, wobei der Kontakt sich meistens (wie z. B. bei Flinders Petrie) auf ein Anlernen der Grabungstechniken beschränkte. Durch Förderung (Protektion) des französischen Ägyptologen Gaston Maspero wurde er 1899 Chefinspektor für die Altertümer Oberägyptens. Er reorganisierte die Verwaltung des Dienstes unter Sir William Garstin und Sir Gaston Maspero. Eine seiner ersten Leistungen als Chefinspektor war die Installation von Licht in den Gräbern der Könige und in Abu Simbel.

1902 begann Carter im Tal der Könige seine Arbeit mit der Aufsicht über die Ausgrabungen von Theodore Davis, und zwei Jahre später erhielt er das Inspektorat über Unterägypten. Er war nur für ein Jahr Chefinspektor von Unterägypten, weil es einen Zwischenfall mit französischen Touristen in Sakkara gab. Die Touristen weigerten sich nämlich, Eintrittsgelder zu zahlen. Sie beleidigten die einheimischen Wächter und griffen sie sogar an. Carter empfahl den Wächtern, sich zu wehren. Dies zog jedoch seine Versetzung nach Tanta und erhebliche diplomatische Verwicklungen nach sich. Maspero stellte sich zwar hinter Carter, musste ihn öffentlich zu mahnen. Daraufhin kündigte Carter. Nach diesem Zwischenfall mit den Touristen beschäftigte sich Carter von 1905 bis 1907 wieder mit der ägyptischen Malerei, da er nicht Fuß fassen konnte.

Im Jahr 1907 lernte Carter Lord Carnarvon kennen und beide begann eine lange, vertraute und erfolgreiche Arbeitsgemeinschaft und Freundschaft. Zwischen den Jahren 1907 und 1917 führten Carter und Carnarvon Ausgrabungen in Theben und einigen Stätten im Nil-Delta durch: Bei Dra Abu el-Naga entdeckten sie Grabanlagen aus der Zeit des Mittleren Reiches bis in die Ptolemäische Zeit. In Theben leiteten sie weitere Ausgrabungen am Totentempel der Königin Hatschepsut in Deir el-Bahari und an einem Tempel von Ramses IV.; im Delta gruben sie bei Sakha und Tell el-Balamun. Carter entdeckte in dieser Zeit das Grab von Amenophis I. (Grab AN B in Dra Abu el-Naga) und er grub auch ein unbenutztes Grab von Hatschepsut und das Grab von Amenophis III. (KV 22) aus. Carter spürte für Lord Carnarvon auch Altertümer auf dem Antiquitätenmarkt für dessem Privatsammlung auf und erwarb sie für ihn. 1910 liess Carter mit finanzieller Hilfe von Lord Carnarvon ein neues Grabungshaus und ein neues Wohnhaus für sich selbst bei Elwat el-Diban am nördlichen Ende von Dra Abu el-Naga erbauen.

Zwischen 1917 und 1922 verbrachte Carter seine Zeit bei der Erforschung der Wadis von Westtheben, machte Notizen zu den Graffiti und der möglichen Lage verlorener Gräber und suchte nach dem Grab des Tutanchamun im Tal der Könige. Carters Suche endete nach sieben Jahren harter Arbeit am 4. November 1922 mit der Entdeckung dieses lang gesuchten Grabes. Carter und seine Mitarbeiter benötigten zehn Jahre, um das Grab auszuräumen, denn Carter katalogisierte den Inhalt des Grabes mit großer Genauigkeit und Sorgfalt (akribisch) und vermerkte die Lage der einzelnen Gegenstände ganz exakt. Das bekannteste Fundstück dürfte wohl die goldene Totenmaske sein. Er veranlasste die notwendigen Restaurationsarbeiten und den Transport der Objekte ins Museum nach Kairo.

Die Entdeckung dieses Grabes mit nahezu all seinen originalen Grabbeigaben machte ihn nicht nur in der Ägyptologenwelt zu einer Berühmtheit, denn die sie wurde die wichtigste archäologische Entdeckung des Jahrhunderts genannt und löste eine wahre Ägyptenbegeisterung (Ägyptomanie) aus. Deshalb erhielt er auch die Ehrendoktorwürde der Universität von Yale.

Die Entdeckung weckte weltweites Medieninteresse, so dass die öffentliche Aufmerksamkeit die Grabungsarbeiten behinderte. Aus diesem Grund schloss Lord Carnarvorn mit einer britischen Zeitung einen Exklusivvertrag, was jedoch nicht die erhoffte Arbeitserleichterung brachte. Ägyptische Zeitungen durften nicht unmittelbar über den Fund in ihrem eigenen Land berichten. Die ägyptischen Beamten versuchten mit allen Mitteln, die Grabungsarbeiten zu erschweren, schließlich gipfelte das Ganze in antibritischer und antiausländischer Stimmung. Carter hielt sich aus Pressedingen heraus, was ihm besonders nach dem Tode Lord Carnarvons im Jahre 1923 zu schaffen machte. Bekannte Medien und Amateur-Okkultisten, wie z. B. Sir Arthur Conan Doyle, stützten die Geschichte vom Fluch der Pharaonen und vom Gericht Gottes, da Lord Carnarvons sich mit Gotteslästerern getroffen hatte.

Doch durch seine Probleme mit den einheimischen Behörden wurde die ursprünglich besprochene Teilung der Funde (50-50) umgeworfen, so dass Carter keinen Gewinn aus dem Grab ziehen konnte. Ihm blieb nur noch die Auswertung und Publizierung der Funde. Doch erschienen lediglich einige populärwissenschaftliche Werke; die Auswertung der Tausenden von Karteikarten konnte Carter nicht beenden.

Weiteres (Howard Cater)