Thema: Stichtage
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30. November 2006, 10:41   #369
Jules
 
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30. November 1886: Im Folies Bergère hat die erste Revue Premiere

Les Folies Bergère ist ein Konzertsaal, Varietétheater und Kabarett in Paris. Es steht in der Rue Richer Nr. 32 im 9. Arrondissement. In den Jahren 1890 bis 1920 hatte es seine größte Popularität. Auch heute noch ist es in Betrieb. Es zeigt mehr oder weniger hüllenlose Darbietungen von Musik- und Tanznummern.

Das Gebäude wurde vom Architekten Plumeret im Stil einer Oper erbaut. Die Fassade wurde 1929 von Pico im Stil des Art déco erneuert.

Geschichte
Am 2. Mai 1869 eröffnete das Etablissement (Operetten, Komische Oper, Populäre Lieder) unter dem Namen »Folies Trévise« (es liegt an der Straßenecke zur Rue de Trévise). Am 13. September 1872 wurde es umbenannt in die »Folies Bergère« (frz. folies (plural) = Narrheiten und bergère svw. Schäferin, hier aber eher als Slang von Frau gebraucht). Zudem heißen zwei Straßen in der Nachbarschaft Rue Bergère und Cité Bergère.

Gleich zu Beginn besann sich der Besitzer der neu eröffneten Lokalität auf die nationalen Eigenheiten des französischen Varietés: das Bekenntnis zur Erotik. Er kreierte die Varietéform, die für die Zukunft als ,,typisch französisch" gelten sollte, das Grand spectacle. Unter dem Eindruck der Jahresrevuen, die sich an einigen Theatern großer Beliebtheit erfreuten, inszenierte er die erste, dem Metier angepasste Revue, die am 30. November 1886 Premiere hatte und die für damalige Begriffe unglaubliche Summe von 10.000 Franc kostete. Die Programme waren angefüllt mit allerlei spektakulären Nummern: Kraftmenschen, Löwenbändigern, Groteskenpantomimen, Elefantendressuren, Abnormitätenschauen und Ringkämpfen. Doch auch das vermochte das Publikum nicht dauerhaft und regelmäßig in die Vorstellungen zu locken. Also organisierte man für die besten Prostituierten der Stadt Freikarten, die sie zum vierzehntägigen Wandeln durch die Foyerhallen berechtigte. Zwar waren keine offensiven Angebote erlaubt, doch ein aufforderndes Kopfnicken war gestattet. Paul Derval, lange Zeit Direktor der »Folies Bergère« schrieb dazu in seinen Memoiren: ,,Dieses geniale System bewährte sich einige Jahre hindurch sehr gut. Jeder Pariser wusste, dass die Damen im Promenoir solche von leichter Tugend waren und dass sie die Creme ihrer Profession darstellten... kurz, das Promenoir der Folies Bergère war als der beste Liebesmarkt der Stadt bekannt."

Die Folgezeit, in etwa von Anfang der 20er bis Mitte der 30er Jahre, sollte mit ihren aufwändigen Revuen die Glanzzeit der französischen Varietés werden. Die großen Häuser, wie das Moulin Rouge, Casino de Paris oder eben »Folies Bergère«, erlebten einen enormen Aufschwung durch die Revue.

Viele berühmte Künstler gastierten und waren zu Gast in den »Folies Bergère«. Eine Sensation war unter anderem 1926 die „schwarze Perle“ Joséphine Baker mit ihrem anregenden „Bananentanz“, bei dem sie im Stück La Folie du Jour (svw. „täglicher Wahnsinn/Verrücktheit“) nur ein Röckchen aus Bananen trug - sonst nichts. In diesem Kostüm tratt die Tänzerin öfters auf die Bühne der »Folies Bergère« - als fleischgewordene Verkörperung der "Goldenen Zwanziger". Am 2. Oktober 1925 begann ihre große Karriere am Théâtre des Champs-Élysées in Paris, wo sie fast über Nacht für ihren erotischen Tanz, bei dem sie ebenfalls fast nackt war, weltberühmt wurde. Schnell wurde sie zur erfolgreichsten US-amerikanischen Unterhalterin in Frankreich, wohingegen sie in den USA unter Rassenvorurteilen zu leiden hatte.

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