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6. May 2002, 18:36   #10
tw_24
 
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> Ich denke, Du wirst mir zugeben müssen, dass sowohl die finanzielle Ausstattung Israels als auch
> die militärische derjenigen der Palästinenser weit überlegen ist.

Das unterschreibe ich Dir sogar. Allerdings hat(te) Israel diesen Polizei-, Militär- und Geheimdienst-
apparat auch dringend nötig, da es in der arabischen Welt, wie gesagt, nicht gerade viele Israel-Freun-
de gab und teilweise noch gibt. Der Irak würde Israel zum Beispiel ganz gern ausgelöscht sehen, während
andere arabische Staaten sich heute zumindest mit der Existenz des Staates Israel abgefunden haben.

Eine andere Frage ist die der Anwendung dieses Apparates. Mit dem Vorgehen gegen Palästinenser schafft
sich Israel sicherlich keine Freunde, die ziemlich kaltschnäuzige Brüskierung der UNO kann man auch
nur als ziemlich daneben bezeichnen - paradoxerweise verdankt Israel seine Existenz einer UNO-Reso-
lution, kümmert sich seit seinem Bestehen aber herzlich wenig um die UNO.

> Dort treffen Welten aufeinander. Mit Steinen gegen Panzer.

Jain. Dort treffen aber auch fanatische Selbtmordattentäter auf Zivilisten.

> Aber selbst langsame Verbesserungen werden durch die Haltung Israels nicht gerade gefördert.

Dem stimme ich auch zu, für einen friedlicheren Weg der Konfliktlösung scheint auch mir Scharon nicht
gerade der beste Mann zu sein - Arafat aber auch nicht. Trotzdem sind beide im Moment legitime Ver-
treter ihres Volkes. Scharon wurde demokratisch gewählt, Arafat auch, obgleich seine Amtszeit theo-
retisch schon vor zwei Jahren endete.

> Gesetzt, die Terroranschläge gingen weiter, auch nachdem Israel Palästina anerkannt hätte. Dann ist
> die Situation auch nicht anders als jetzt.

Hm, in diesem Fall wäre die Situation sogar noch gefährlicher für Israel, würde ich meinen. Wird Israel
gezwungen - und ich meine jetzt wirklich: gezwungen -, einen Staat Palästina anzuerkennen, dann wäre
das für die Terror-Banden wie Hamaz, Hisbollah etc. die Bestätigung für die Richtigkeit ihrer wenig zi-
vilen Politik. Für sie wäre ein Staat Palästina, der neben Israel existiert, dann nur noch ein Zwi-
schenschritt bis zur vollständigen Vertreibung der Juden. Als erstes erhielten sie als "Lohn" für ihre
"Heldentaten" einen Staat, warum sollten sie sich dann mit dem begnügen, was ihnen durch UNO und
andere internationale Institutionen zugesichert wird?

> Es bringt nichts, Arfafat (zu dem ich eine besondere Meinung habe) aufzufordern Sachen
> durchzusetzten, die er nicht durchsetzen kann.

Das allerdings trifft zu. In den letzten Wochen wurde auch die zivile Infrastruktur so sehr zerstört,
daß es wirklich wie ein Hohn klingt, wenn man nun von Arafat fordert, er möge doch für Ruhe und Ordnung
sorgen. Er gilt in seinem Volk jetzt zwar als Held, kann aber eigentlich nur noch zuschauen.

Dennoch bringt es eben wenig, allein in Israel den Schuldigen für die verfahrene Lage zu sehen. Das ist
der Punkt, um den es mir geht. Die Kritik an Israel ist in vielen Fällen mehr als gerechtfertigt, aber
es gibt auch viele Palästinenser, die bereit sind, Israel zu beseitigen - das sind keine Helden, schon
gar keine Opfer, die in Notwehr handeln. Das wird allzu gern "vergessen". Und genau an dieser Stelle
trifft dann der Vorwurf "Antisemitismus" in meinen Augen zu.

> Israel sollte aufhören zu feilschen und sich durchringen, einen ersten grossen Schritt zu tun.

Auch das stimmt, allerdings hat es aus israelischer Sicht schon "große Schritte" gegeben, die dann doch
nicht den erwünschten Frieden brachten. Auch das wird, aus welchen Gründen auch immer, oft ausgeblen-
det. Das kann als einseitige Parteinahme für Palästinenser und Terroristen gewertet werden - und wenn
sich Friedmann oder Spiegel an dieser Stelle aufregen, dann kann ich sie verstehen und Israel trotzdem
kritisieren.

MfG
tw_24