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3. October 2001, 07:33   #6
Boomer
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So, da ich ja nun DSL und endlich wieder eine Flat habe, habe ich mich diese Nacht mal auf Rundreise begeben und viel nachgeholt. Meine Meinung steht nun definitiv fest.

Ich halte einen globalen Militärschlag gegen Afghanistan für falsch, besonders unter der Prämisse, daß das primäre Ziel die Ergreifung bin Ladens sein soll. Angriffe auf Terroristenläger, Ausbildungsläger und ähnlichem halte ich für richtig, da hier Material zerstört wird, zu deren Wiederbeschaffung die Terroristen ohne milliardenschwere Geldgeber nicht in der Lage sind.

Ich glaube, daß gerade die Vereinigten Staaten von Amerika aus dem Irak-Krieg gelernt haben und diesmal eine zweigeteilte Strategie verfolgen werden: zum einen die Militärische in Bezug auf Angriffe gegen Terroristenläger, zum Anderen parallel dazu die Geheimdiensttätigkeit zwecks Ergreifung von bin Laden. Und hier sehe ich die große Chance, bin Laden zu fassen, denn ich glaube, daß sich bin Laden ähnlich wie seinerzeit Hussein in zivile Gefilde verziehen wird, wenn es ihm in den Bergen Afghanistans zu eng wird; die zivilen Gebiete sind aber wesentlich überschaubarer. Ich glaube nicht, daß die Vereinigten Staaten von Amerika diesmal gegen zivile Gebiete Angriffe fliegen, nur weil sie da bin Laden vermuten, sondern auf die Geheimdienste und/oder Sonderkommandos setzen. Die ungewöhnlich lange Vorbereitungszeit für einen militärischen Schlag deutet darauf hin, daß dahingehend schon Vorbreitungen getroffen wurden und es würde mich wahrlich nicht wundern, wenn zumindest der israelische Geheimdienst bereits "vor Ort" ist.

Die Ergreifung bin Laden's und die Einfrierung bzw. Beschlagnahme seiner Konten bedeutet für die Terroristen einen herben finanziellen Verlust; vielleicht gibt es sogar einen ideologischen Knacks, wenn sie erkennen, daß selbst ein so mächtiger Mann nicht unverletzlich ist.

Ferner fände ich es gut, wenn weltweit die Rasterfahndungen und die Durchleuchtung diverser Konten und Kontenbewegungen forciert und die internationalen Wirtschaftsbeziehungen zu und von Afghanistan lahmgelegt würden. Eine Regierung, die nicht mehr am internationalen Wirtschaftssystem teilnehmen kann, ist so gut wie tot. In dieser Situation wird sich dann noch transparenter zeigen, welche Staaten den Taliban nun wirtschaftlich zu helfen versuchen; dann wäre es sinnvoll, diesen Staaten zumindest mit dem Abbruch sämtlicher wirtschaftlicher Beziehungen zu drohen. Sicherlich sind die OPEC-Staaten dabei mit besonderer Vorsicht zu behandeln, doch im Zweifelsfall bin zumindest ich gerne bereit, sonntags oder an welchen Tagen auch immer auf mein Auto zu verzichten, sollte es deshalb wieder zu einer Ölkrise kommen.

Nun, wir werden sehen. Ich hoffe jedenfalls, daß sich die Vereinigten Staaten von Amerika nicht auf die plötzliche Verhandlungsbereitschaft der Taliban über die Auslieferung bin Ladens einlassen sondern ihren Weg nun konsequent gehen werden. Die plötzliche Bereitschaft der Talibans, unmittelbar vor einem militärischen Schlag, zu verhandeln, kann nur eine Finte und noch nicht einmal mit größten Mißtrauen sondern gar nicht zu begegnen sein. Angst seitens der Taliban kann ich nicht erkennen, denn ihr höchstes Gut scheint der "Heilige Krieg" zu sein und somit käme ihnen ein Angriff der Vereinigten Staaten von Amerika doch gerade recht.

Nein, hinter der Verhandlungsbereitschaft steckt eine Finte. Es gab genug Zeit, zu verhandeln, nun ist es zu spät.

Dem internationalen Terror muß ein für alle Mal ein Ende gesetzt werden.