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1. October 2005, 02:01   #4
Ben-99
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... ja, da gibt es schon Parallelen. Denn auch die Monroe kam von ganz unten, mischte ganz oben mit und starb viel zu früh. Merkwürdigerweise bin ich aber bei ihr viel nachsichtiger und verstehe auch, warum sie mittlerweile "unsterblich" ist.

Und so eine schlechte Schauspielerin war sie gar nicht mal. Wenn ich ehrlich bin: Ich sehe ihre alten Filme immer noch sehr gern. Was vielleicht aber auch daran liegen mag, daß sie das Glück hatte, mit so begnadeten Regisseuren wie dem Österreicher Billy Wilder zu arbeiten ("Manche mögen's heiß"), der aber auch ohne Marilyn die besten Komödien aller Zeiten gedreht hat, zum Beispiel "Eins, zwei, drei".

"Norma Jean" hatte das gewisse Etwas, das muß ich ihr schon zubilligen. Sie hatte eine Ausstrahlung, ein Flair, das nur ganz wenige Hollywood-Diven für sich verbuchen konnten. Dazu kommt noch ihre (verhängnisvolle) Affäre mit JFK und ihr Tod, der bis heute nicht aufgeklärt ist.

Wäre sie wie Jane Mansfield oder James Dean auch "nur" bei einem Verkehrsunfall gestorben, sähe die Sache vielleicht anders aus. Aber selbst dann hätte man sie bis heute wohl nicht vergessen. Und außerdem darf nicht unterschätzt werden, daß selbst Arthur Miller zumindest eine Zeitlang Liebenswertes an ihr fand.

Ich sag es mal so: Daß "Norma Jean" bei den meisten Menschen auf der Welt so positiv in Erinnerung geblieben ist und wohl auch noch lange bleiben wird, liegt vor allem daran, daß sie in sympathischen federleichten Filmen mitgewirkt hat, die trotzdem deswegen nicht "drittklassig" waren und deshalb wohl auch "zeitlos" sind, was überhaupt das schönste Kompliment ist, das man einem USA-Movie machen kann. Und gerade ich als angeblich böser "Antiamerikanist" bekenne mich zu Hollywood. Schon weil man ahnen kann, daß sich dort 90 Prozent der Filmschaffenden gegen gefährliche Konservative wie George W. Bush aussprechen.

Und da wir gerade beim Thema sind: Ja, auch diese pathetische Kacke in allen 3 Dean-Filmen hat mir nie gefallen. Das so etwas auch anders geht, selbst in den prüden 50er Jahren, hat Marlon Brando als blutjunger Schauspieler bewiesen. Und wenn ich die beiden im Vergleich sehe, tun sich Berge vor mir auf.

Wer sich jemals für 2 Stunden im Kino oder vor dem Fernseher bereiterklärt hat, in diese Zeit, in das verklemmte Amerika der 50er und 60er Jahre einzutauchen und auch die wunderschönen Stücke von Tennessy Williams liebt ("A Streetcar Named Desire"), der wird den wilden frühreifen Marlon Brando in einer solchen schauspielerischen Perfektion erleben, daß er es in seinem ganzen Leben nicht mehr vergessen wird.

Und der Mann war keine Eintagsfliege, sondern hat bis zu seinem Tod bewiesen, daß er die ganze Zeit der "Größte" war: "Der Pate", "Apokalypse Now" und vor allem: "Der letzte Tango in Paris" - mein persönlicher Lieblingsfilm mit Marlon Brando, bei dem er nicht nur als Schauspieler mitgewirkt hatte, sondern bei diesem "Stegreifspiel" auch das Drehbuch fast bei jedem Satz von ihm ungeschrieben werden mußte.

So was finde ich genial. Und das war nicht das Einzige, was sich Brando geleistet hat. Er war zwar im Oberstübchen auch irgendwie "kaputt", wollte aber immer, daß Menschen, denen es nicht so gut geht, ein Stück des Kuchens abbekommen. Deshalb hat er sich für Indianer und Mexikaner eingesetzt. Deshalb hat er offen den Raubtier-Kapitalismus un die Kriegstreiberei der USA kritisiert. Und genau deshalb war er bei den meisten spießigen Amerikanern auch so unbeliebt. Und doch mußten sie ihn immer wieder mit den höchsten Gagen locken, die je ein Hollywood-Schauspieler kassiert hat.

Wie jemand darauf kommt, einen Grünschnabel wie James Dean mit Marlon Brando, Paul Newman oder Robert De Niro zu vergleichen, bleibt mir ein Rätsel. Vielleicht behauptet derselbe SPIEGEL-Redakteur demnächst auch noch, daß es Angela Merkel nie ohne Marylin Monroe gegeben hätte, weil die CDU-Chefin heute quasi ihre Nachfolgerin ist ;-)

Wenn Stefan Aust dann auch noch einen solchen Artikel absegnen würde, sollte man ihn am besten gleich beerdigen. Auf welchem Friedhof ist mir egal. Hauptsache, er liegt mindestens 1000 Kilometer vom Grab Rudolf Augsteins entfernt.

Gruß Ben